Phoenice wechselt die Seiten (German Edition)
„Eine meiner Mitarbeiterinnen befindet sich gerade auf dem Gelände. Dan wird hinfahren und sie herausholen. Wenn dem nicht so wäre, hätten wir die Unterredung längst beendet.“ Der Mann zerrte an seinem Krawattenknoten. So hatte er sich die Einsatzbesprechung nicht vorgestellt. Roberta fuhr ohne Unterbrechung fort: „Viel mehr kann er alleine nicht ausrichten. Ich vertraue ihm voll und ganz und ich brauche ihn für weitere Einsätze. Ohne Unterstützung wird aus ihrem Angebot nichts werden.“ Ihr Stimme klang resolut. Offensichtlich wollte sie die Diskussion so schnell wie möglich beenden. Sie stand auf. Dan und Phoenice erhoben sich ebenfalls.
„ Wir wissen nicht, was wir tun sollen.“ sagte Matthias kläglich, in der Hoffnung, Roberta umstimmen zu können. Sie sah ihn an, wie ein lästiges Insekt. „Sie können uns den Auftrag geben, unser Bestes für die Festivalbesucher zu tun. Wie wir an die Sache herangehen, bleibt unsere Entscheidung.“
Matthias überlegte. Anscheinend war er unschlüssig. Er schien es nicht gewohnt zu sein, nachzugeben.
Roberta half ihm: „Wir lassen uns die Herangehensweise grundsätzlich nicht aus der Hand nehmen. Entweder wir arbeiten oder wir arbeiten eben nicht.“ Als er endlich nickte, weil er keine andere Wahl hatte, fuhr sie fort: „Eine andere Strategie können wir uns in unserem Metier gar nicht leisten. Und, soweit ich die Lage einschätze, Sie ebenfalls nicht. Wenn Sie die Dienste des Sicherheitswachsdienstes Rombart in Anspruch nehmen wollen, gilt: Die Konditionen legen wir fest.“
„ Sie werden also eingreifen?“ versuchte er, das Thema zu wechseln. Roberta nickte, „Wenn Sie uns gewähren lassen, tun wir unser Bestes.“
Für einen kurzem Moment fragte sich Phoenice, warum die Veranstalter nicht die Polizei um Hilfe baten, doch dann fiel ihr ein, was Robertas Bruder, der Kommandant, gerne sagte: „Wir kommen immer zu spät, leider. Bevor nichts passiert ist, dürfen wird nichts tun, aber dann sind wir stark.“
„Gut“, sagte Roberta mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht, „dann wäre das geklärt. Nun müssen wir uns noch über die Lage vor Ort unterhalten. Meine Mitarbeiter haben bereits Erkundungen eingezogen. Doch jede weitere Information könnte ihrem Ziel, die Menschen wohlbehalten und unauffällig von dem Gelände zu bringen, dienlich sein.“
Mittendrin
Ihr Auto parkten sie diesmal weit entfernt vom Gelände, sodass sie den Eingang für die Fußgänger benutzen mussten.
Ph oenice sah sich überrascht um. Zwei Tage nach Festivalbeginn warteten immer noch junge Menschen vor den Toren, um ihre Tickets gegen Armbänder einzutauschen. Sie sah auf ihr eigenes Handgelenk. Die Stelle, wo sie der Ordner am Vortag gepackt hatte, spürte sie immer noch. Vielleicht war es aber auch nur der Schreck, den jedes Festgehaltenwerden in ihr erzeugte.
Einige Jugendliche saßen gelangweilt und rauchten, andere standen und plauderten fröhlich miteinander. Die Bänder garantierten, dass diejenigen, die aus irgendeinem Grund das Gelände verlassen müssen, auch wieder hineingelassen wurden, ohne nochmals bezahlen zu müssen. Die schmucken Armbänder der verschiedenen Festivals hatten sich zu einem beliebten Souvenir und Schmuckstück für musikbegeisterte Handgelenke entwickelt.
„ Warum sind noch so viele hier?!“, wunderte sich Phoenice. „Wissen die denn nicht, dass sie sich in Gefahr begeben?“ Dan schüttelte den Kopf. „Nein, der Veranstalter hat keine Information weitergegeben.“ Überlegend fügte er hinzu: „Es gibt auch noch kein Anzeichen der Gegenveranstaltung. Wenn das gesamte Publikum Wind davon bekommt, bricht mit Sicherheit Panik aus. Dann hat es die Speerspitze noch leichter, Chaos anzurichten, oder aber sie zieht sich komplett zurück und wartet einfach das Ergebnis der Massenpanik ab.“ Er seufzte. „Beides führt zu großen Opferzahlen. Wir müssen den richtigen Moment abwarten.“
Phoenice nickte, obwohl es in ihrem Hirn rauschte. Neben ihr küssten sich zwei junge Burschen. Ihre Haare enthielten mehr Gel als sie jemals in ihrem Badezimmer aufbewahrt hatte. Die unverhohlene Vorfreude der beiden war ihr unerträglich. Sie konnte sich schwer mit dem Gedanken anfreunden, dass dieses Pärchen, ebenso wie die anderen hier, geradewegs in ihren eigenen Untergang liefen. Andererseits wusste sie, dass Massenpanik immer zu Chaos führte. Ihr Auftrag war es, genau das zu verhindern . Trotzdem hätten diese jungen Leute
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