Phoenice wechselt die Seiten (German Edition)
zurück.
Strahlender Sonnenschein weckte Phoenice am nächsten Morgen, oder viel mehr die Hitze im Zelt, die er verursachte. Sie schwitzte buchstäblich aus ihrem Nachtlager heraus. Daher beschloss sie, gleich nach dem Frühstück eine Duschgelegenheit zu suchen. Wenn hunderte Fans mehrere Tage feierten, musste es doch irgendwo Wasser geben. Trix war sofort für das Anliegen zu begeistern. Auch sie sehnte sich nach einer Waschmöglichkeit.
Sie teilten sich Brot, Schnittkäse und Fleisch aus Konservendosen, an denen auch Dahne größtes Interesse zeigte. „Ach lass sie doch“, meinte Trix, „wenigstens haben wir dann Gewissheit, dass das Fleisch unverdorben ist.“ „Nein!“, bestimmte Phoenice. „Du willst nicht wissen, was Dahne alles fressen kann.“
Darauf wusste Trix keine Antwort mehr. Mit einem Schulterzucken biss sie in ihr Brot.
Nach dem Essen führte Phoenice ihre Hündin in das nahegelegene Waldgebiet. Sie wies Dahne an, nicht zu bellen. Von den Organisatoren beauftragte Personen liefen zwischen den Zelten hin und her, um den Mist vom vorigen Abend aufzuräumen. Sie trugen auffällige, grelle, orangene Gilets. Peinlich darauf bedacht, von ihnen nicht gesehen zu werden, trieb sie Dahne hinter die an den Wald angrenzende Hecke. Die Hündin verstand nicht, warum sie sich das Plätzchen für ihre Morgentoilette nicht mehr selbst aussuchen durfte. Betont gelassen schnupperte sie den Waldboden ab, bis sie nach einer Weile eine Stelle fand, die ihr zusagte.
Danach ließ Phoenice ihre Hündin beim Zeltplatz zurück, um gemeinsam mit Trix eine Dusche zu suchen.
„Das letzte Mal haben sie Brausen hinter den Zelten neben dem Wiesengelände aufgestellt. Allerdings gab es da auch viel weniger Besucher.“ Zum wiederholten Male stellte Trix fest: „Heuer ist alles ganz anders.“
An der Stelle, die Trix ansteuerte, befanden sich keine Duschen. Eine weitere Frau in völlig schwarzer Bekleidung sah sich suchend um. Sie fluchte. „Mist, jetzt, wo die Jungs dabei sind, stellen sie natürlich nichts zum Waschen auf.“
„Vielleicht haben sie eine andere Stelle dafür ausgesucht“, versuchte sie Phoenice auf andere Gedanken zu bringen. Doch die Fremde ließ sich nicht von ihrer schlechten Laune abbringen. „Immer müssen die Veranstalterinnen alles verderben. Wenn einmal im Jahr die Mädels unter sich sind. ...“ Sie griff sich an die Stirn. „Wie kann man ein Frauenfestival mit einem Schwulenfestival zusammenlegen?!?“ Weder Trix noch Phoenice gingen darauf ein. Sie wollten nur etwas Frischwasser und keine politische Diskussion vom Zaun brechen. Sie ließen die schimpfende Frau alleine.
Als sie das Gelände abgingen, fanden sie ein Hinweisschild, dass ihnen Hoffnung auf baldige Abkühlung gab. Sie folgten dem Pfeil, wie viele andere Festivalgäste auch.
Die Wartezeit nahmen sie für ein paar Tropfen sauberes Wasser gerne auf sich.
Phoenice genoss dass frische Nass. Langsam wich der morgendliche Schweiß von ihrem Körper. Das Wasser wusch den strengen Geruch weg. Sie liebte es, den Strahl über ihre Haut fließen zu lassen. Obwohl sie es schon unzählige Male gesehen hatte, beobachtete sie auch diesmal, wie sich Tropfen auf ihrem Arm zu Perlen formten, bevor sie der Schwerkraft nachgaben.
Ihre langen, roten Haare hielt Phoenice vom Wasser weg. Wenn sie die auch noch wusch, müssten die armen Wartenden noch eine ganze Weile länger aushalten. Sie beeilte sich ohnehin nicht. Dafür mochte sie es viel zu sehr, ihrem eigenen Sauberwerden beizuwohnen. Erfrischt und in der wohltuenden Gewissheit, jetzt besser zu riechen, verließ sie die sanitäre Anlage. Trix wartete bereits auf sie. „Wird ja Zeit, dass du wieder zurückkommst. Ich hab mir schon Sorgen um dich gemacht.“ „Ach“, wehrte Phoenice ab, „mach keinen Stress. Ich bin eben eine Wasserratte.“ Sie beobachteten die ersten Gäste, die bereits in den frühen Morgenstunden auf dem Geländer die Ess- und Getränkestände aufsuchten. Voller Vorfreude auf ihren zweiten Festivaltag kehrten sie zu ihrem Lagerplatz zurück.
Vor dem Zelt wartete bereits ein kleiner, aber umso finsterer dreinschauender Mann auf sie. Er hielt Dahne am Halsband fest. Phoenice entwand sofort das Leder seinem Griff, was seine Laune deutlich verschlechterte. Er deutete auf die Hündin: „Was macht das Tier hier?!“ Phoenice wusste, sie musste jetzt kühlen Kopf bewahren, doch sie ärgerte sich maßlos über den Ordner. Er hatte ihre
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