Phoenice wechselt die Seiten (German Edition)
koordinieren.
Inmitten dieser hunderten Maskierten, die beeindruckend gleichmäßig durch die Tore schritten, fühlte Phoenice die Macht, die von einer derart großen und einheitlichen Gemeinschaft ausging. Wie ein Heer marschierten sie auf das Festivalgelände.
Die Musikfans würden beim Anblick der Formation bestimmt gewaltig erschrecken. Im Gleichschritt der Masse glaubten viele Roben vielleicht tatsächlich, dass sie dadurch die Welt verbessern konnten. Phoenice fühlte sich zwar nicht als Bestandteil dieser Masse, dennoch spürte sie die Faszination der Gemeinschaft. Von ihr ging eine Macht aus, die die Maskierten untereinander verbinden und die Angegriffenen in Panik versetzen sollte.
Die Gefangen schienen mit jedem Schritt schwerer zu werden. Phoenice, Trix und Carmen versuchten, sich die Anstrengung nicht anmerken zu lassen. Hoffentlich hatte Dan seine Vorbereitungen abschließen können, denn sie selbst hatte keine Ahnung, wie sie aus diesem Schlamassel wieder herauskommen sollte. Baals Schar drängte sie unbarmherzig vorwärts.
Von den Festivalgästen sahen die drei, die ihre Gefangenen schleppten, nichts. Einige Schreie drangen zu ihnen, doch dass ihr Schritt nicht unterbrochen wurde, ließ vermuten, dass sie angst- und respektvoll zurückwichen.
Erst als der Keil vor einer der Seitenbühnen endlich zum Stillstand kam, sahen sie auf. Die weißgekleideten Spitzen blieben zurück, während die Priester die drei weiter drängten. Vier Rotgoldene blieben dicht vor ihnen. Baal sah den Gefangenen ins Gesicht. Er deutete einem der Priester, dass Phoenice Rocko hinauf bringen sollte. Andere weiße Masken traten ebenfalls näher. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie Holzteile in verschiedenen Größen trugen. Vier, offensichtlich für diese Bühne zuständigen Priester bildeten eine Räuberleiter für sie und die anderen Masken. Wieder staunte sie über die Hilfsbereitschaft der Gemeinschaft. Niemand kam zu Fall, auch wenn er oder sie stolperte.
Die Holzteile wurden in Windeseile zu einem Galgen aufgestellt. Als die Weißmaskierten ihre Konstruktion fertig erstellt hatten, verließen sie die Bühne. Phoenice vermutete, dass sie schweißübertrömt sein mussten. Sie hatten sich sehr mit ihrer Arbeit beeilt. Die Seilschlinge baumelte bedrohlich vom Querbalken herunter.
Ein Priester blieb mit Phoenice und dem wehrlosen Rocko auf der Bühne, drei weitere Rotgoldenene positionierten sich breitbeinig davor. Vor ihnen sa mmelte sich ein Teil der weißgekleideten Gestalten.
Baal führte die anderen weiter zur mittleren Bühne. Dort ließ er die Roben mit den Ästen vortreten. Die Priester zeigten ihnen, wo sie diese hinlegen sollten. In Kürze entstand vor der Hauptbühne ein Scheiterhaufen. Der Anführer betrat die Bühne. Vier weitere Priester leiteten die weiße Masse zur nächsten Bühne. Die letzten Holzteile wurden, wieder in atemberaubendem Tempo, zu einem Galgen zusammengebaut. Die weißen Gestalten schienen Übung darin zu haben. Phoenice fragte sich, wie oft sie das schon gemacht hatten. Der Aufbau funktionierte erschreckend reibungslos.
Die Festivalgäste beobachteten die Vorgänge aus der Ferne. Hunderte weißgekleidete Maskierte hielten sie von der Bühne fern. Einige Rebellen versuchten, den Wall der schwarzen Kapuzen zu durchbrechen, mussten jedoch erkennen, dass sie keine Chance hatten. Gegen die Übermacht der weißen Masken und schwarzen Kapuzen machten vereinzelte Angriffe keinen Sinn.
Je eine weiße und eine rotgoldenene Robe standen bei den Gefangenen auf der Bühne. Jeweils drei Priester postierten sich wie Ritualwachen unmittelbar vor den Bühnen. Die Masse von mehreren hundert weißgekleidete Spitzen schirmten die Festivalgäste von den Vorgängen ab.
Sie sollten zusehen, ohne eingreifen zu können.
Baal begann mit seiner Zeremonie. Laut und deutlich sprach er von seiner Hingabe an die höhere Macht, der sie alle unterworfen seien. Theatralisch hob er seine Arme an. Die Priester taten das gleiche, danach folgte die weißgekleidete Masse. Phoenice wusste nicht, was von ihr erwartet wurde. Sie blieb einfach stehen, die Aufmerksamkeit auf Rocko gerichtet. Ihm konnte es wenigstens egal sein, was irgend jemand von ihm dachte. Da der Priester neben ihr keine Anstalten machte, ihr Anweisungen zu geben, nahm sie an, dass die ihr zugedachte Aufgabe erst nach der Predigt begann.
Baal erzählte das biblische Gleichnis vom Bauer, der seinen Weinstock pflegte, indem er die kranken Äste
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