Phoenice wechselt die Seiten (German Edition)
Rotgoldenen zu. Diese sahen sich um. Während die meisten der gewöhnlichen weiß-maskierten Spitzen zurückwichen, blieben die drei stehen. Schon stieß sie eine der Priester in Baals Zelt. „Nehmt die da“ bellte er ihnen ungeduldig zu, wobei er auf die Gefangen wies.
Trix stürzte sich auf eine der gefesselten Frauen, Carmen kniete sich zu der anderen. Behutsam drehte sie diese um. Phoenice erkannte sie, es war Christine.
„ Ihr hasst sie, vergesst das nicht!“ , mahnte sie ihre Gefährtinnen. Sie mussten ihre Deckung unbedingt noch wahren, trotz aller Wiedersehensfreude.
Carmen konnte sich nicht zurückhalten, die Maske kurz anzuheben. Staunen machte sich auf Christines Gesicht breit. Phoenice legte den Zeigefinger beschwörend auf ihre geschlossenen Lippen. Auch sie gab sich zu erkennen. Christine nickte. „Wir bringen Dich hier raus“, versprach Carmen. Trix näherte sich: „Aber nur, wenn du uns nicht verrätst.“ Phoenice erklärte ihr: „Wir spielen eine Rolle hier, die anderen Maskierten nicht. Du musst unbedingt mitspielen: tu so, als ob du Angst vor uns hättest!“ Damit überließ sie Christine ihrer Freundin.
Zwei weitere Personen lagen mit dem Gesicht zu Boden im Zelt. Trix half ihr, die schwerere davon umzudrehen. Erst als diese aufwachte und den Mund zu einem Stöhnen öffnete, erkannte Phoenice, dass es sich um einen Mann handelte. Das irritierte sie. Sie hatte die Geschlechter zuvor noch nie verwechselt. Der vierte gekidnappte Mensch entzog sich völlig einer Identifikation. Zumindest für Phoenice. Die Haare schwarz gefärbt, die vorderen in die Stirn gekämmt, einen trainierten Körper aber ohne Schmuck. Um die Augen entdeckte sie schwarze Schminke. Dies konnte zu einem femininen Mann, aber auch zu einer Frau passen. Die glatte Haut ließ auf eine Frau schließen, dass eckige Kinn auf einen Mann, allerdings – sie korrigierte sich – so eckig erschien ihr das Kinn bei längerem Hinsehen dann doch wieder nicht. Aus dieser Person wurde sie nicht schlau. Zwar gefiel ihr das Äußere fürs erste, aber warum irritierte es sie so, wenn sie bei einem Menschen das Geschlecht nicht auf Anhieb erkennen konnte? Es spielte gar keine Rolle, wen sie vor sich hatte. Sie schüttelte den Kopf, um ihre verwirrenden Gedanken loszuwerden.
Trix stieß sie an: „Jetzt schau Rocko nicht so lange an – hilf lieber mit, ihn hinauszutragen.“
Sie hievten die Gefangenen hoch. Diesmal waren sie mit Handschellen und Eisenketten gesichert, wie Phoenice bemerkte. Sie hievte sich Christine auf die eine Schulter und Rocko auf die andere. Trix schnappte sich Rockos andere Schulter und lud sich ihr Idol, Mary auf ihre linke Seite. Carmen stützte die zweite Seite der Sängerin und hob den männlichen Festivalgast auf. Zu dritt trugen sie so vier gefesselte Personen aus dem Zelt. Einer der Priester kam ihnen entgegen. „Ihr macht das ausgezeichnet. Jetzt kommt schon!“ Er machte sich vor lauter höflicher Ungeduld nicht die Mühe, zu flüstern.
Mit ausladenden Bewegungen machte er ihnen den Weg frei und deutete ihnen, an den weißen Roben vorbei zu gehen. Baal erwartete sie bereits. Er strahlte über das ganze Gesicht, als er sie in seine Richtung kommen sah. Inmitten einer schützenden Gruppe zahlreicher Priester und noch mehr weißgekleideten Spitzen, wies er ihnen den Weg. Zwei Priester blieben dicht hinter ihm. Ihnen hatten sie zu folgen. Drei weitere rotgoldene Roben erschienen wie zufällig auf jeder Seite und geleiteten sie vorwärts. Allmählich löste sich der unförmige Pulk auf, um sich geordnet vorwärts zu bewegen. Viele der weißgekleideten Gestalten trugen Holzteile oder Äste mit sich. Hinter ihnen wachte ein weiterer Priester über die Gefangenen. Erst als Phoenice die rotgoldene Robe an der Spitze erkannte und an den Enden des Zuges zu beiden Seiten jeweils eine weitere ausmachte, erkannte sie, dass die Priester einen Keil bildeten.
Wie eine Speerspitze musste ihre Formation von oben aussehen, überlegte sie. An der Spitze ein Priester, dem weiße Masken in Keilformation folgten, danach Baal, hinter dem – in versetzter Position - zu beiden Seiten jeweils vier rotgoldene Roben nachgingen. Diese dienten wohl auch dazu, ihren Anführer zu schützen und gleichzeitig Fluchtversuchen zuvorzukommen. Der Priester hinter ihnen und die beiden letzten würden einen solchen bestimmt frühzeitig bemerken und die weißgekleideten Spitzen in ihrer Nähe entsprechend
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