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Phönix

Phönix

Titel: Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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worin dieser Unterschied besteht, weiß ich nicht. Ich hatte beabsichtigt, dich zu erreichen, aber da du nun hier bist, würdest du uns vielleicht bei einigen Experimenten helfen, um ebendies herauszufinden.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das gut finde, Boß.«
    »Da sind wir schon zwei, Loiosh.« Zu Morrolan sagte ich: »Das ist vielleicht nicht der günstigste Moment.«
    Er runzelte die Stirn. »Warum? Ist etwas vorgefallen?«
    »Ach, nichts. Nur wieder knapp dem Tod von der Schippe gesprungen, aber was macht schon einmal mehr aus?«
    Einen Augenblick lang wirkte er verwirrt und versuchte, die Ironie zu entdecken, dann fragte er: »Möchtest du etwas Wein?«
    »Sehr gerne. Ich bediene mich selbst.« Was ich auch tat.
    Morrolan sagte: »Erzähl mir davon, Vlad.«
    »Jhereg-Probleme.«
    »Schon wieder?«
    »Immer noch.«
    »Verstehe.«
    Daymar fragte: »Kann ich helfen?«
    »Nein, danke.«
    »Sag mal, Boß, hat Aibynn nicht eins von diesen Dingern um den Hals hängen?«
    »Jetzt, wo du es sagst, ja.«
    »Ach, deshalb konnte ich ihn nie sehen.«
    »Und die anderen auf Grünewehr auch nicht, wahrscheinlich, ja.«
    Ich wandte mich Morrolan zu. »Wo hast du den gefunden?«
    Ein kleines Morrolan-Lächeln schwirrte in sein Gesicht. »Beim Forschen«, sagte er.
    »Wo?«
    »In den Imperialen Kerkern.«
    Mein Herz begann zu hämmern. Ich sagte: »Cawti –«
    »Geht es gut. Wir haben eigentlich nicht viel gesprochen, aber ich habe sie gesehen –«
    »Wie bist du –?«
    »Ich habe dem Palast einen Besuch abgestattet und mich verlaufen und irgendwo auch noch dreißig Imperials verloren, und schon war ich da.«
    Meine Hände taten weh, weil ich die Sessellehnen umklammerte. Ich lockerte den Griff. »Habt ihr miteinander gesprochen?«
    »Ich habe sie begrüßt, sie hat überrascht geguckt und mir zugenickt, und dann war mein Führer zu nervös wegen der Angelegenheit und wollte mich wegbringen. Aber mir sind diese Kristalle überall dort aufgefallen, also habe ich einen auf dem Weg nach draußen an mich genommen.«
    »Aber sie sah gut aus?«
    »Ja. Sie wirkte recht, ähm, sprühend.«
    »Hat – verflucht. Warte mal eben.« Ich grollte, erwog, den Kontakt nicht zuzulassen, beschloß dann, daß im Augenblick zu viel vor sich ging, und nahm die mentalen Schranken hoch.
    »Wer ist da?«
    »Ich, Boß. Wo bist du? Ich kann kaum die Verbindung aufrechterhalten.«
    »Sekunde, Melestav.« Ich ging ans andere Ende des Raumes, so weit vom Kristall entfernt wie möglich. »Ist es jetzt besser?«
    »Etwas.«
    »Gut. Was ist? Kann es warten?«
    »Wieder ein Bote, Boß.« Irgendwie klang er eigenartig. Ich fragte: »Diesmal nicht von Toronnan?«
    »Nein, Boß. Von der Imperatorin. Sie will dich sehen. Morgen.«
    »Die Imperatorin?«
    »Genau.«
    »Morgen?«
    »Wie ich schon sagte.«
    »Morgen ist Neujahr.«
    »Ich weiß.«
    »Na schön. Ich melde mich später.«
    Ich drehte mich zu Morrolan um. »Fällt dir irgendein Grund ein, warum die Imperatorin mich am Neujahrstag sehen möchte?«
    Er legte den Kopf schief. »Kannst du singen?«
    »Nein.«
    »In dem Fall muß es sich um etwas Wichtiges handeln.«
    »Oh, großartig«, sagte ich. »Ich kann es kaum erwarten.«
    »In der Zwischenzeit«, schlug Morrolan vor, »würde ich gern ein paar Dinge ausprobieren. Ich versichere dir, es besteht kein Risiko.«
    »Was soll’s, Boß? Das Schlimmste, was passieren kann, ist, daß es uns umbringt, und dann müssen wir uns keine Sorgen mehr machen, was die Imperatorin unternimmt.«
    » Stimmt«, gab ich zu und sagte Morrolan, er könne loslegen.
     
     
    Der nächste Tag markierte den Beginn des Monats der Phönix im Jahr der Dzur während der Phase der Yendi in der Regierungszeit der Phönix im Zyklus der Phönix im Großen Zyklus der Dragon, weshalb wir meistens einfach 244 nach dem Interregnum sagen.
    Ich war unterwegs zum Imperialen Palast. Prost Neujahr.
    Falls ihr nun auf dem Stuhl herumrutscht und hören wollt, wie der Imperiale Palast so aussieht, kommt jetzt eine Enttäuschung: ich weiß es nicht mehr. Er war groß und eindrucksvoll und von Leuten erbaut, die wußten, wie man Dinge groß und eindrucksvoll macht, und an mehr erinnere ich mich nicht. Ich kam kurz nach Mittag an, ganz in meine Jheregfarben gekleidet, mit blitzblank polierten Stiefeln, frisch gereinigtem Umhang und einem Wams, das geradezu funkelte. Ich hatte meinen Anhänger im Büro gefunden und ihn mir umgehängt; so ziemlich das erstemal, seit er in meine Hände gegeben wurde.

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