Phönix
lief die Treppe hinab.
Ich bin kein großer Zauberer, aber es braucht auch nicht viel, um eine Tür zu versiegeln, und die paar Sekunden, die ich dadurch gewann, machten den Unterschied.
»Hier warten zwei Schläger auf dich, Boß. Wir lenken sie ab, aber – huch!«
»Alles klar bei dir, Loiosh?«
»Knapp daneben, Boß.«
»Sag mir, wann.«
»Noch nicht … noch nicht …« Ich nahm Bannbrecher in die linke Hand und wünschte, ich hätte eine dritte, mit der ich ein paar Pfeile halten könnte. »Jetzt!« Ich rannte, Spitze voraus, durch die Tür.
Loiosh und Rocza hatten sie tatsächlich abgelenkt, und meine Rapierspitze durch die Kehle lenkte einen noch mehr ab. Der andere, der verzweifelt nach Rocza hieb, konzentrierte sich auf mich und machte eine Bewegung, aber Bannbrecher, der sich wild drehte, hielt es praktischerweise auf, was immer es war. Ich schlug grob in seine Richtung, nur um ihn zu beschäftigen, dann war ich draußen. Loiosh und Rocza waren schneller als er, ich warf die Tür zu, machte wieder eine kleine Versiegelung und rannte wie ein Wahnsinniger die Treppe hinab.
Der Lederarbeiter war anscheinend nur ein Lederarbeiter, denn seine einzige Reaktion auf mein Erscheinen mit einem blutigen Schwert war ein Quaken und ein Ducken, und dann war ich auf der Straße, über die Straße, hinter einem Haus.
»Wir teleportieren uns, Leute.«
»Was, wenn sie es verfolgen?«
»Wirst du sehen.« Und ich ließ meine Kraft wirken und erschien im Hof des Schwarzen Schlosses, wo ein Gast stets in Sicherheit ist, wie ich aus guten Quellen wußte. Ich mußte nicht kotzen, aber die Nachwirkungen des Teleports warfen mich auf die Knie, und die Welt um mich herum drehte sich. Den Boden eine Meile unter mir zu sehen, half auch nicht, aber die Gewißheit, daß ich in Sicherheit war, wenn auch nur eine Zeitlang, machte das Unbehagen mehr als wett.
Nach einer Weile rappelte ich mich auf und ging auf die großen Doppeltüren zu, wobei meine Knie wie Aibynns Trommel vibrierten.
LEKTION
STAATSANGELEGENHEITEN II
Lady Teldra führte mich in das Studienzimmer im dritten Stockwerk des Südflügels, wo ich Morrolan und Daymar, den ich bereits erwähnte, eingeschlossen fand. Daymar war dünn und kantig, mit der spitzen Nase, dem Kinn und Kiefer des Hauses der Hawk, abgemildert durch die breite Stirn und die weit auseinanderliegenden Augen. Loiosh flog zur Begrüßung zu Morrolan. Rocza flog merkwürdigerweise zu Daymar, den sie gar nicht kannte, und blieb während der gesamten Unterhaltung auf dessen Schulter.
Morrolan und Daymar waren über einen Tisch gebeugt. Zwischen ihnen lag etwas, das wie ein großer schwarzer Edelstein aussah. Sie stocherten daran herum und starrten ihn an, als wäre er ein kleines Tier, das womöglich lebendig war. Ich ging selbst zum Tisch hinüber, und es dauerte eine Weile, bis sie mich bemerkten. Dann blickte Daymar auf und sagte: »Oh, hallo, Vlad.«
»Guten Morgen. Was ist das?«
»Dies«, sagte Morrolan, »ist schwarzer Phönixstein.«
»Nie gehört«, sagte ich.
»Das ist so ähnlich wie goldener Phönixstein«, erklärte Daymar hilfsbereit.
»Ja«, meinte ich. »Nur schwarz statt golden.«
»Genau«, sagte Daymar, dem mein Sarkasmus entgangen war.
»Was ist goldener Phönixstein?«
»Nun«, antwortete Daymar, »als wir den schwarzen entdeckt hatten, haben wir in Morrolans Bibliothek gewühlt und ein paar Hinweise darauf gefunden.«
»Morrolan«, sagte ich, »könntest du mich vielleicht aufklären?«
»Erinnerst du dich«, fragte er, »an die Schwierigkeiten, die wir mit psionischen Verbindungen auf der Insel hatten?«
»Ja. Daymar wurde unterbrochen, das weiß ich noch.«
Daymar unterbrach sich beim Kraulen von Rocza. »Nicht unterbrochen«, korrigierte er. »Ich bin von der Anstrengung, die Verbindung aufrechtzuerhalten, kollabiert.«
Ich glotzte ihn an. »Du?«
»Ich.«
»Meine Güte.«
»Ja.«
Morrolan sagte: »Die einzigen Orte, an denen Phönixsteine vorkommen, sind die östliche und die südliche Küste von Grünewehr. Grundsätzlich kann keinerlei psychische Aktivität durch die Steine dringen, und die Konzentration um die Insel herum reicht aus, sie undurchdringlich zu machen.«
»Warum konnten Loiosh und ich dann kommunizieren?«
»Genau«, sagte Morrolan. »Das ist in der Tat die Frage. Mir ist darauf nur eingefallen, daß die Verbindung zwischen Hexenmeister und Vertrautem sich grundlegend von psionischer Kommunikation unterscheidet. Aber
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