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Phönix

Phönix

Titel: Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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Cawti.«
    Sie ging ins Schlafzimmer. Ich setzte mich rüber auf das weiche Darrleder des Liegesessels, das auf einem Rahmen aus hartem Holz gespannt war. Es war noch warm, weil sie darin gesessen hatte. Aibynn hörte zu spielen auf, sah mich an, äußerte den Wunsch, daß ich einen traumlosen Schlaf habe, legte dann seine Trommel hin und ging ins blaue Zimmer. Ich starrte durchs Fenster in die Nacht hinaus und spürte den warmen Wind, der ein klein wenig nach Meer roch. Loiosh und Rocza flogen herüber und setzten sich auf meinen Schoß. Ich kraulte sie abwechselnd und schlief sofort ein.
     
     
    Ich hatte einen Traum, an den ich mich nicht erinnerte, was fast das gleiche ist wie nicht zu träumen. Ich glaube, beides, die zunehmende Helligkeit im Zimmer und die Stimme in meinem Kopf flossen mit ein. Der üble Geschmack in meinem Mund nicht. Ich hasse es, mit Leuten zu sprechen, und wenn es nur psionisch ist, bevor ich die Möglichkeit hatte, mir den Mund auszuspülen. »Wer ist da?«
    »Dein vertrauenswürdiger und zuverlässiger Assistent.«
    »Hurra. Was gibt es, Kragar?«
    »Glühkäfer sind soeben sechstausend angeboten worden, damit er woanders hinschaut, während irgendein netter Kerl dich ins nächste Leben befördert.«
    »Sechstausend? Nur fürs Weggucken? Verra! Ich bin wirklich aufgestiegen.«
    »Ich habe den Eindruck, er war zumindest versucht.«
    »Er wäre schön blöd, wenn nicht. Warum hat er es nicht genommen?«
    »Er denkt, du hast Glück. Andererseits macht er sich Sorgen.«
    »Vernünftiger Junge. Laß mich wach werden, dann melde ich mich wieder.«
    »Geht klar.«
    Ich spülte mir den Mund aus und wusch mich rasch. »Ich glaube, diesmal stecken wir in Schwierigkeiten, Loiosh.«
    »Das ist eine Menge Geld, Boß. Irgendwer wird bestimmt darauf anspringen.«
    »Jau.«
    Ich setzte Wasser für meinen Morgenklava auf und schaute nach den anderen Bewohnern dieses Hauses. Cawti war weg, Aibynn schlief noch. Ich legte ein Holzscheit in den Ofen und entzündete es mit Zauberei, dann legte ich ein paar Stücke Brot dazu, holte Butter und etwas Ingweraufstrich. Ich goß Wasser über den gemahlenen Klava, nahm das Brot wieder heraus, bestrich es, goß Sahne und Honig in den Klava, setzte mich, aß, trank und grübelte.
    Jemand mit Boralinois Ressourcen konnte mich am Ende erwischen. Früher oder später würde einer aus meiner Belegschaft weich werden. Zum Henker, bei der Geldsumme hätte ich früher mal meinen eigenen Boß ans Messer geliefert. Persönliche Loyalität bringt einen nur ein Stück weit; Geld bringt einen weiter. Es gab drei Arten, die mir einfielen, ihn davon abzuhalten, jemanden zu kaufen und mich in eine Falle zu locken. Die erste war, Boralinoi zu töten, bevor er an mich herankommen konnte, was eine tolle Idee war, aber nicht ausführbar; ich bräuchte mindestens zwei oder drei Tage zum Beschaffen der Informationen über ihn, die ich benötigte. Für die zweite, ihn zu überbieten, hatte ich einfach nicht die Mittel. Blieb nur die dritte, die diverse mögliche Nachwirkungen haben würde, welche sorgfältig bedacht werden mußten. Ich nahm noch ein Stück Brot.
    Für das Essen und Nachdenken ließ ich mir Zeit. Als ich fertig war, stellte ich den Teller in den Eimer, pumpte noch etwas Wasser und wusch mir das klebrige Zeug von den Händen und aus dem Gesicht.
    »Kragar. Kragar. Kragar.«
    »Wer ist da?«
    »Meister Schnurrbart persönlich. Wann kannst du alle im Büro versammelt haben?«
    »Was bedeutet ›alle‹ dieses Mal, Vlad?«
    »Meine ganzen Vollstrecker, Melestav und du.«
    »Ist es so wichtig, daß sie alles, was sie gerade machen, unterbrechen sollen?«
    »Ja, warum nicht. Es gibt sowieso keine Tages- oder Nachtzeit, zu der einer von denen nicht eh mit irgendwas beschäftigt ist.«
    »Wohl wahr. Wie wär’s in einer Stunde?«
    »Ich sehe euch dann.«
    »Willst du eine Eskorte?«
    »Nein. Paß nur auf, daß keiner am Büro herumlungert, der mir was Böses will.«
    »Klar, Boß. Wir sind in einer Stunde da.«
    Ich zog mich fertig an, kontrollierte noch mal meine versteckten Waffen und sammelte Loiosh und Rocza ein. Aibynn war inzwischen aufgestanden, aber ich war ziemlich beschäftigt, deshalb unterhielten wir uns nicht viel. Um sicherzugehen, daß die Straße frei war, schickte ich Loiosh zuerst raus, dann teleportierte ich uns vorsichtig an einen Ort, der nur einen Sprung vom Büro entfernt lag, aber, falls dieser Weg blockiert war, auch andere Fluchtmöglichkeiten bereithielt.

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