Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Phönix

Phönix

Titel: Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
Vom Netzwerk:
nicht der Fall. »Also gut. Sagt Kragar Bescheid, wenn ihr raus wollt. Das war’s.« Ich stand auf und ging mit abrupten Bewegungen in mein Büro, nur für den Fall, daß jemand schon gekauft worden war und glaubte, er könne in dem Durcheinander entkommen. Dann setzte ich mich an meinen Tisch mit einem Gefühl, als wären all meine Sinne geschärft, und so merkte ich, wie Kragar eintrat. Ich sagte: »Und?«
    »Sie bleiben alle.«
    »Gut. Was hältst du von der ganzen Sache?«
    »Nett, daß du mich wegen meiner neuen Verantwortung vorgewarnt hast, Vlad.«
    »Was für eine neue Verantwortung? Es ist nicht mehr, als du den größten Teil des letzten Jahres eh gemacht hast.«
    »Stimmt wohl. Weißt du, wohin du gehst?«
    »Nicht genau. Wahrscheinlich ins Schwarze Schloß. Wir wissen beide, wie schwer jemand von dort wegzuholen ist.«
    »Und wir wissen beide, daß es trotzdem geht.«
    »Wie wahr, wie wahr. Ich überlege ja noch.«
    Er nickte und sah nachdenklich aus. »Soweit ich es sehen kann, nehmen sie es ganz gut auf.«
    »Das ist gut. Rate mal, was du als nächstes zu tun hast.«
    Er seufzte. »Alles, was es gibt, über den lieben Lord Boralinoi herausfinden. Und zwar bis gestern.«
    »Treffer.«
    »Was für ein Glück, daß ich gestern schon damit angefangen habe, sonst hätte es länger gedauert.«
    »Du meinst, du hast schon alles?«
    »Nein, aber ich habe angefangen. Noch einen Tag oder zwei, dann sollte ich fertig sein.«
    »Gut. Sieh zu.«
    »Ich weiß.«
    »Neuigkeiten über den Krieg?«
    »Da sind deine Quellen besser als meine. Zuletzt habe ich gehört, daß sie eine Flotte in Nordhaven zusammenstellen. Jedenfalls ist da im Hafen jede Menge los.«
    »Aber keine neuen Katastrophen?«
    »Ein paar weitere Frachter sind versenkt worden, und es gibt Gerüchte, daß ein Konvoi von einigen Schiffen aus Elde angegriffen wurde, aber ob das stimmt, weiß ich nicht.«
    Ich nickte. »Was ist mit Süd-Adrilankha?«
    Er machte ein bedrücktes Gesicht. »Nicht gut, Vlad. Während du bei der Imperatorin Tee trinken warst, hat es einige böse Scharmützel zwischen Preßpatrouillen und Ostländern gegeben. Man sagt, zwei Phönixwachen wurden getötet und weitere elf oder so verletzt.«
    »Und Ostländer?«
    »Keine Ahnung. Aber die Sache breitet sich halt aus. Hier ist noch nichts, aber es gab schon Anzeichen für Ärger in der Hafengegend und im Gebiet der Kleinen Todespforte.«
    »Was für Ärger?«
    »Plakate, die angeschlagen werden, Teckla, die sich zusammentun und die Phönixwachen beschmeißen. In der Kleinen Todespforte wurden ein oder zwei Barrikaden errichtet, aber die haben sich nicht lang gehalten.«
    »Verletzte?«
    »Bisher nicht.«
    »Wenigstens etwas. Worum geht es? Einberufung?«
    »Nein. Kellys Verhaftung.«
    »Bei den Phönix!«
    »Ja, die haben ihn wohl geschnappt.«
    Ich schüttelte den Kopf und fragte mich, ob ich auch nur halb soviel über diese Stadt wußte wie ich glaubte. Es war, als liefen unsichtbare Mächte durch die Straßen, Mächte, die unser Leben kontrollierten und unsere Handlungen lenkten und uns so hilflos wie einen Sklaven oder die Imperatorin zurückließen. Dinge geschahen, die ich nicht verstehen, nicht kontrollieren konnte und vielleicht nicht überlebte. Und was es auch für Dinge waren, Cawti steckte mittendrin.
    »Ich verschwinde wohl besser, Kragar. Mir ist gerade eine Sache eingefallen, die nicht warten kann.«
    »In Ordnung. Grüß den alten Herrn von mir.«
    »Mach ich.«
    »Und sei vorsichtig, Vlad. Daß ich erraten kann, wohin du gehst, muß ja noch nicht heißen, daß Boralinois Leute es auch können, aber trotzdem wäre es möglich.«
    »Ich paß auf, Kragar. Und viel Glück bei deiner neuen Arbeit.«
    Er grunzte. »Kann ich gebrauchen«, sagte er.
    Ich ging hinter ihm raus und dachte immer noch an Stock. Da fiel mir etwas ein, und ich blieb stehen und bat Melestav, die Namen der Frachter herauszusuchen, die gesunken waren. Unwahrscheinlich, daß die Stolz des Chorba darunter war, und ich konnte ohnehin nichts dagegen unternehmen, aber ich wollte es wissen. Und ich nahm an, irgendwie wäre mir wohler, wenn ich wüßte, daß Winsch und Yinta noch am Leben waren. Er wollte es tun, und ich schickte Loiosh und Rocza vor mir nach draußen, damit dort auch alles sicher für mich war.
    Hinter mir ertönte ein dumpfes Geräusch, und zuerst merkte ich nicht, daß etwas nicht stimmte. Dann sah ich Melestav mit dem Gesicht auf dem Boden liegen und trat von ihm weg, zog einen Dolch

Weitere Kostenlose Bücher