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Phönix

Phönix

Titel: Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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Unruhen in der Gegend?«
    »Keine nennenswerten. An uns ist alles so ziemlich vorbeigezogen. Wir hatten Glück.«
    »Ja«, sagte ich. Glück. Bilder tauchten in mir auf wie Tecklas, die sich über die Reste eines Mahls hermachen, aber ich unterdrückte sie. Nein, jetzt war nicht die Zeit, daran zu denken. Vielleicht kommt nie mehr die Zeit, daran zu denken, aber jetzt war ich müde.
    »Wie sieht es bei dir aus?« fragte Kragar.
    »Es geht auf eine Lösung zu.«
    »Gut. Halt mich auf dem laufenden.«
    »Mach ich. Sag dem Boten Bescheid, daß sie mich wecken, wenn er hier ist.«
    »Klaro. Bis später, Vlad.«
    »Verlaß dich nicht drauf, Kragar.« Bevor er fragen konnte, was ich damit meinte, war ich eingeschlafen.

    Kragars Bote war zu schnell, als daß ich hätte ausschlafen können, aber die zwei Stunden, die ich hatte, brachten mich, zusammen mit dem Klava von Lady Teldra, die mich weckte, in annehmbaren Zustand. Ich setzte mich im Bett auf, trank einen Schluck und las das Bündel Dokumente durch, in dem sämtliche wichtigen Einzelheiten über Boralinois Leben und seine Gewohnheiten standen.
    Auch er gehörte zu jenen Ratsmitgliedern, die es geschafft hatten, weil sie bei Zerikas Rückkehr mit dem Gestirn, die das Interregnum beendete, am richtigen Ort waren. Er hatte den Ruf, gut Kompromisse zwischen Kontrahenten arrangieren zu können, doch er selbst ging keine Kompromisse ein. Um seine Stellung zu sichern, hatte er ein paar üble Sachen getan, und seitdem hatte sein Ruf ihn geschützt. Einerseits war von Mordanschlägen auf sein Leben nichts bekannt, und seine Angewohnheiten deuteten nicht an, daß er sich über derlei Dinge großartig Sorgen machte. Andererseits wußte er, daß ich hinter ihm her war, also konnte es hart werden.
    Dritterseits hatte er eine Geliebte, also könnte es ziemlich einfach werden. Mit ein paar Wochen Vorbereitungszeit dürfte es kein Problem sein. Aber natürlich hatte ich keine paar Wochen Vorbereitungszeit. In ein paar Wochen würde ich keine Organisation mehr haben. Dennoch konnte es möglich sein, schneller zuzuschlagen. Ich könnte es so machen wie sie, mich vor der Wohnung seiner Geliebten aufstellen und warten, daß er auftaucht. Nicht gerade professionell, nicht so sicher, wie ich es gern habe, aber es könnte klappen.
    Ich schüttelte den Kopf. Die Angelegenheit mit Cawti war dringlicher, aber bei der hatte ich einen Ansatz. Es störte mich, daß Cawti dadurch unter Umständen nicht freikommen würde, selbst wenn es funktionierte, und ebenso störte mich, daß, wenn es schlecht liefe, auch die Sache mit Boralinoi nicht zu Ende gebracht würde. Und diesem Hurensohn war ich noch was schuldig. Ich überlegte und überlegte weiter, während ich mich anzog, dann schob ich es beiseite. Eins nach dem anderen.
    Der vordere Speisesaal mit seinen auf den Hof blickenden großen Glasfenstern, den Stühlen und Tischen aus Schwarzholz und den messingnen Hängeleuchten war gerade groß genug für Morrolan, Aliera, Sethra, Daymar, Noish-pa und mich. Daymar benahm sich vortrefflich, das heißt, er saß zwischen Morrolan und Sethra auf seinem Stuhl, anstatt, wie er es sonst gern tat, im Schneidersitz in der Luft zu schweben. Mein Großvater fühlte sich sichtlich unwohl; ich bezweifle, daß er sich je in seinem Leben so nah an so vielen Dragaeranern befunden hatte, aber er strengte sich an, so zu tun, als ginge es ihm gut. Als er den bazianischen Paprikaeintopf probierte, lächelte er erstaunt und mußte nicht mehr nur so tun. Morrolan lächelte zurück. »Euer Enkel gab meinem Koch das Rezept«, sagte er.
    »Hoffentlich hat er nichts vergessen«, sagte Noish-pa.
    Aliera löffelte zaghaft und sagte: »So, wie lautet der Plan? Mein Cousin«, hier deutete sie auf Morrolan, vielleicht für Noish-pas besseres Verständnis, »sagte, es sei was Aufregendes.«
    »Ja«, sagte ich. »Wir werden den Krieg beenden.«
    »Das wird angenehm«, fand Daymar.
    »Du bist leider nicht dabei.«
    »Ach?«
    »Außer natürlich, um uns dorthin zu bringen.«
    »Wohin?«
    »Nach Grünewehr.«
    »Du möchtest nach Grünewehr reisen?« fragte Morrolan. »Erkläre.«
    »Die Phönixsteine verhindern psionische Kommunikation, und sie verhindern die Zauberei. Daymar ist es gelungen, das eine zeitweilig zu überwinden, und ich vermute, daß er mit Sethras Hilfe das andere lange genug überwinden kann, um uns hineinzubringen. Vielleicht kann er uns sogar hinterher wieder rausholen.«
    »Hinterher?«
    »Nachdem wir ihnen einen

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