Phönix
finden.«
Ich biß mir auf die Lippe. »Es könnte einen Ort geben«, sagte ich. »Geduld. Morrolan. Dragonlord mit der komischen Sprache. Dragaeranischer Hexenmeister. Träger von Schwarzstab. Morrolan. Morrolan …«
»Wer spricht – Vlad?«
»Der.«
»Wo bist du? Bist du in Ordnung? Die gesamte Stadt –«
»Ich weiß. Ich bin mittendrin, aber es geht mir gut. Ich erbitte Zuflucht, Lord Morrolan. Für mich selbst und für meinen Großvater.«
»Deinen Großvater? Was ist geschehen?«
»Phönixwachen wollten seinen Laden niederbrennen. Er hat sie davon abgehalten.«
»Ich verstehe.«
»Wo bist du gerade?«
»Im Imperialen Palast, aber ich werde bald gehen.«
»Was machst du dort?«
»Ich habe mich darauf vorbereitet, die Imperatorin zu verteidigen, falls notwendig. Aber die Belagerung wurde durchbrochen.«
»Belagerung?«
»Deine Ostländer, Vlad.«
»Oh. Wer ist bei dir?«
»Aliera. Sethra.«
»Sethra? Das muß ziemlichen Wirbel verursacht haben.«
Er lachte auf. »Ich wünschte, du hättest es sehen können. Was ist mit dir? Ist alles in Ordnung?«
»Ja, was die Rebellion angeht, aber ich habe Jhereg-Schwierigkeiten. Deshalb benötige ich Zuflucht.«
»Ich erinnere mich an andere Jhereg –«
»Ja, ich auch. Aber wir haben es eilig, Morrolan. Es kann sein, daß ein paar Goldmäntel herkommen, und –«
»Wohlan, Vlad. Du bekommst Zuflucht für wenigstens siebzehn Tage. Wahrscheinlich auch für immer. Und dein Großvater selbstverständlich ebenfalls. Ich informiere Teldra.«
»Danke. Bis bald.«
Ich wandte mich zu Noish-pa und sagte: »Alles klar. Wir können im Schwarzen Schloß bleiben.«
Er legte die Stirn in Falten. »Was ist das?«
»Ein schwebendes Schloß, Noish-pa. Eigentlich ganz gemütlich. Morrolan wird dir gefallen. Er –«
»Er ist ein Elef?«
»Ja, aber –«
»Nein. Ich bleibe hier.«
Ich lächelte. »Na schön. Ich weiß, ich kann dich nicht überreden.«
»Gut.«
Ich ging zu einem seiner Stühle und setzte mich. Er runzelte die Stirn und sagte: »Vladimir, du solltest jetzt gehen.«
»Nein.«
»Was?«
»Wenn du hierbleibst, bleibe ich auch. Du kannst mich auch nicht überreden.«
»Sie werden mit geballter Kraft zurückkommen.«
»Wohl wahr. Und mit Zauberern. Aber ich kenne ein paar Tricks.«
»Vladimir –«
»Wir beide oder keiner, Noish-pa.«
Er sah mir in die Augen, dann kroch die Andeutung eines Lächelns über sein Gesicht. »Also gut, Vladimir. Bring mich in dieses Elefschloß.«
»Mach dich bereit, daß dir schlecht wird, Noish-pa.«
»Warum?«
»Teleportzauber verursachen das bei Menschen. Keine Ahnung, warum.«
»Na schön.« Er nahm Ambrus, seinen Vertrauten, und warf einen letzten Blick in den Laden. »Dann laß uns auf der Stelle verschwinden.«
Ich legte meinem Großvater einen Arm um die Schultern und konzentrierte mich auf den Hof im Schwarzen Schloß. Als das Bild klar war, sog ich an der Kraft, formte sie und spürte das bekannte Zerren in meinen Eingeweiden. Süd-Adrilankha verschwand, und die Mauern um den Hof wurden Wirklichkeit und überlagerten ihr Abbild in meinen Gedanken.
Noish-pa sah, von leichter Übelkeit abgesehen, gut aus. Ich schaute ihm ins Gesicht, während er sich langsam erholte, langsamer sogar als ich, und mir wurden die Ausmaße des Hofes bewußt, der Boden unter uns und dann die Symbole an den Wänden und den riesigen Doppeltüren gut vierzig Schritte vor uns.
»Woher kann dieser Elef die Kunst haben?« fragte er.
»Er ist sehr ungewöhnlich für einen Dragaeraner«, sagte ich.
Als er soweit war, gingen wir gemeinsam zu den Türen, die vor uns aufschwangen. Noish-pa sah mich an, sagte aber nichts. Lady Teldra verneigte sich vor uns und sagte: »Lord Vladimir, wir sind so erleichtert, daß Ihr in Sicherheit, und erfreut, daß Ihr bei uns zu Gast seid. Und Ihr, mein Herr, seid uns von Eurem Enkel häufig in den höchsten Tönen geschildert worden, daß wir beinahe zu hoffen gewagt haben, Eure Anwesenheit hier eines Tages genießen zu dürfen. Wir freuen uns, daß Ihr gekommen seid, wenn auch mit Bedauern über die Widrigkeiten, welche die Reise Euch auferlegt hat. Seid willkommen. Ich bin Teldra.«
Schließlich stammt sie aus dem Haus der Issola.
Er starrte sie an, machte den Mund auf und zu, und dann grinste er strahlend und breit und sagte: »Ich mag dich«, und zum erstenmal, glaube ich, sah ich Lady Teldra wirklich gerührt.
Sie ließ uns ein. »Der Lord Morrolan bittet, ihn in der Bibliothek zu
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