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Phönix

Phönix

Titel: Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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Mehr Befehle wurden gerufen, und mit knarrenden Auslegern wurde das Focksegel umgelegt, und wir drehten direkt auf die Insel zu, allerdings wieder zu weit, so als würden wir nun an der anderen Seite vorbeifahren. Mir kam das verflixt ineffizient vor, aber ich hielt die Klappe.
    »Weißt du, Boß, das könnte richtig spaßig werden.«
    »Hab ich auch gerade gedacht. Aber irgendwann würde es mir langweilig, glaube ich, früher oder später.«
    »Vermutlich. Nicht genügend Leichen.«
    Das wurmte mich ein wenig. Ich fragte mich, ob etwas Wahres dran war. Mittlerweile konnte ich die Insel genauer sehen, ein paar Bäume und dahinter Grünflächen, die möglicherweise Ackerland waren. Bei so wenig Platz nahm ich an, daß Land unerschwinglich sein mußte.
    »Eine ganze Insel voller Teckla«, sagte Loiosh.
    »Wenn du es so sehen willst.«
    »Sie haben kein Haus.«
    »Vielleicht sind sie ja alle Jhereg.«
    Was mir ein psionisches Kichern einbrachte.
    Ein merkwürdiges Gefühl von Frieden legte sich auf mich, das ich nicht recht erklären konnte. Nein, nicht Frieden, eher Ruhe – als wäre ein Geräusch, das ich unablässig gehört hatte, bis ich es schließlich ignorierte, plötzlich verstummt. Das brachte mich ans Grübeln, aber ich hatte in dem Moment keine Zeit dafür – ich mußte wachsam sein, was um mich herum geschah.
    Die Wellenbewegungen des Schiffes ließen abrupt nach, und wir befanden uns in einer sehr großen Bucht. Ich hatte die Masten größerer Schiffe gesehen; jetzt sah ich die Schiffe selbst – sie waren zu groß, als daß man sie zu den Landungsstegen hätte ziehen können, die sich von der Mauer ausbreiteten, auf die wir zuhielten. Weiter innen lagen viele kleinere Boote, und ich dachte bei mir: Fluchtweg. Eine Minute darauf konnte ich farbige Blitzlichter ausmachen, die von einem Pier kamen, Blitze in eigentümlicher Reihenfolge, als würde damit etwas signalisiert. Ich sah hinter mich, und Yinta, die jetzt neben dem Käptn auf dem Peildeck stand, winkte mit gelben und roten Flaggen zum Pier hin.
    Der Wind wehte immer noch heftig, und die Seeleute hatten ziemlich zu tun, die Segel einzuholen und große Tauknäuel zu entwirren. Ich machte mich wieder zum hinteren Teil auf und quetschte mich zwischen die Kisten, wo ich meine Reise auch begonnen hatte.
    »Also dann, Loiosh. Flieg los, und mach keinen Ärger bis ich da bin.«
    »Mach du keinen Ärger, Boß; mich wird eh keiner bemerken.« Er hob ab, und ich wartete. Von dem, was auf dem Schiff vor sich ging, sah ich wenig, ich hörte nur die erhöhte Geschäftigkeit, bis schließlich die Segel in sich selbst zusammenzufallen schienen. Darauf folgte fast unmittelbar ein heftiger Schlag, und ich wußte, wir waren angekommen.
    Jeder war weiter beschäftigt. Taue wurden gesichert, Segel eingeholt und Kisten und Kartons auf den Kai entladen. Einmal waren mehrere Arbeiter gleichzeitig mit dem Rücken zu mir an Bord. Ich ging mit Yinta unter Deck, die auf eine leere Kiste wies.
    »Wie ich das hassen werde«, sagte ich.
    »Und Ihr habt sogar extra dafür bezahlt«, gab sie zurück.
    Ich faltete mich so gut es ging zusammen. So etwas Ähnliches hatte ich schon einmal gemacht, als ich in einem Weinfaß in das Schloß eines Athyra geschlichen war, doch dies hier sollte nicht so lange dauern. Es war zwar unbequem, aber auch nicht allzu schlimm, abgesehen davon, wie ich den Hals verdrehen mußte.
    Yinta nagelte den Deckel fest und ließ mich dann wesentlich länger allein, als es hätte dauern sollen; so lange, daß ich schon überlegte, in Panik auszubrechen, aber dann wurde die Kiste mit mir drin hochgenommen. Als sie mich trugen, war ich versucht, ihnen zuzurufen, sie sollten ein bißchen vorsichtiger sein, weil ich bei jedem Schritt einen blauen Fleck an einer neuen Stelle meines Körpers bekam.
    »Ich sehe dich, Boß. Sie tragen dich jetzt den Hafen entlang zu einem Wagen. Noch gute dreihundert Meter … ja, jetzt kommt der Wagen.«
    Sie waren nicht vorsichtig. Ich behielt die Flüche für mich.
    »Alles klar, Boß. Sieht gut aus. Warte, bis sie mit dem Beladen fertig sind.«
    Ich will es kurz machen, ja? Ich habe gewartet, und sie haben mich weggeschleppt und in etwas abgeladen, das Loiosh als eine Reihe von Schuppen ein paar hundert Schritte vom Hafen entfernt beschrieb. Dort habe ich ein paar Stunden gehockt, bis Loiosh mir Bescheid gab, daß alle wohl gegangen waren, dann brach ich aus der Kiste aus; was leichter gesagt als getan war. Die Tür zum Schuppen

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