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Phönix

Phönix

Titel: Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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wegen Süd-Adrilankha unternehmen?«
    »Darum brauchst du dir keine Sorgen zu machen«, erwiderte ich. »Für dieses Territorium treffe ich andere Arrangements.«
    »Na, das ist wenigstens etwas.«
    Ich sah mich erneut im Büro um. So viel von meinem Leben hatte diesen Raum erfüllt. Loiosh flog zu Kragar hinüber, rieb sich eine Weile an seinem Ohr und flog auf meine rechte Schulter. Rocza landete mir auf der linken. Ich stand auf. »Oh, und Kragar, sag Kiera der Diebin tschüs von mir. Sag ihr, ich schulde ihr noch was. Andererseits, ich nehme an, sie kann mich finden, wenn sie will.«
    »Ich sag’s ihr«, sagte Kragar.
    »Danke. Viel Glück.« Ich teleportierte mich.
     
     
    Es war wie die Probe zu einem Theaterstück; als hätte der Regisseur gesagt: »Nochmal die Stelle, wo ihr euch auf den Stufen des Iorich-Flügels trefft, aber macht es diesmal mit mehr Gefühl.« So legte sie diesmal die Arme um mich und hielt mich fest, als meinte sie es ernst. Ich umarmte sie ebenfalls und fragte mich, warum ich nicht stärker darauf reagierte. Loiosh und Rocza hielten die Umgebung wachsam im Auge.
    »Erzähl mir davon«, sagte sie.
    Und ich stand da, allein auf den verlassenen Stufen, während der Abend sich langsam und gründlich in alle Winkel des Palastes ausstreckte, und erzählte. Alles erzählte ich ihr, und dabei wunderte ich mich über die ruhige Stimme des Sprechers, der eine Geschichte von Revolution, Mord und Intrigen wiedergab, als habe er nichts damit zu tun. Was fühlt er jetzt? fragte ich mich. Ich wünschte, für diesen Teil hätten sie jemanden gefunden, der Emotionen besser vermitteln konnte. Oder vielleicht wollte der Regisseur es ja so, wenn nicht sogar der Autor.
    Als ich fertig war, ließ sie mich los und starrte mich an. »Die werden dich umbringen«, sagte sie.
    »Das glaube ich nicht.«
    »Was soll sie denn aufhalten?«
    »Ich habe einen Plan.«
    »Sag ihn mir.«
    »Zuerst sag du mir: kommst du zu mir zurück?«
    Sie wandte sich nicht ab, wie ich erwartet hatte. Statt dessen sah sie mich durchdringend an, so wie man einen Fremden anschaut, dessen Laune und Absicht man aus seinem Gesicht zu lesen versucht. Gesagt hat sie nichts, was wohl die Antwort war. Aber ich sprach sie trotzdem aus. »Es ist zuviel vorgefallen. Zuviel Mord, zuviel Veränderung. Was immer wir hatten, wir haben es nicht mehr. Können wir etwas Neues erschaffen? Ich weiß es nicht. Aber du gehst in eine Richtung und ich in eine andere. Das ist im Moment alles.«
    Ihre Augen waren so groß. »Du gehst fort, stimmt’s?«
    »Ja.«
    »Kommst du jemals wieder zurück?« fragte sie seltsam unbeteiligt, als sei sie nicht sicher, wie stark es sie berührte, oder als habe sie Angst, es berühre sie zu sehr oder doch zu wenig.
    »Ich weiß nicht«, sagte ich.
    Sie nickte. »Wann gehst du?«
    »Gleich.«
    »Es tut mir leid, daß es so gekommen ist.«
    »Mir auch.«
    »Du hast dein Geschäft an Kragar übergeben?«
    »Das meiste. Bis auf Süd-Adrilankha.«
    »Was machst du damit?«
    Ich dachte an den Hof des Schwarzen Schlosses, bis ich ihn klar und deutlich vor mir sah. Ich verstärkte meine Verbindung zum Gestirn, zog Energie und begann mit dem Teleport. »Sämtliche Anteile der Organisation an Süd-Adrilankha gehören dir«, sagte ich. »Meine Leute werden morgen zu dir kommen. Viel Spaß«, fügte ich hinzu und war fort.
     
     
    Aliera und ich saßen alleine in der Bibliothek des Schwarzen Schlosses und warteten, daß Morrolan und Sethra zu uns stießen. Auch dieser Ort hatte, wie mein Büro, mehr als nur ein paar Erinnerungen für mich. Hier hatte ich mit meinen Freunden – ja, sie waren ganz sicher Freunde – gesessen und Kriegsrat gehalten, gegenseitig Trost gespendet und gefeiert. Viel Wein ist in diesem Raum geflossen, aber auch Tränen und Gelächter und dazu Hilfeversprechen und Drohungen von Verstümmelung; vieles davon innerhalb weniger Minuten.
    Ich merkte, daß Aliera mich ansah. »Ich habe deine Tochter getroffen«, sagte ich.
    »Welche Tochter?«
    »Das wirst du noch erfahren.«
    »Wovon redest du?«
    »Frag deine Mutter. Die Zeit stellt in ihrer Umgebung komische Sachen an, denke ich.«
    Sie antwortete nicht direkt. »Du wirst mir fehlen«, sagte sie.
    »Vielleicht komme ich wieder; wer weiß?«
    »Der Jhereg hegt Groll.«
    »Was du nicht sagst. Aber trotzdem –«
    »Was wirst du tun?«
    »Keine Ahnung. Ich will eine Weile allein sein.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Daß ich allein sein will?

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