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Phönix

Phönix

Titel: Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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ich mich davon und wollte wieder zum Iorich-Flügel. Doch als ich den imperialen Flügel verließ, traf ich Aibynn, mit der Trommel zu seinen Füßen, der Passanten beobachtete und mit Münzen Rhythmen auf dem Marmorgeländer der breiten Treppe trommelte, die ins Vorzimmer hinunterführte.
    »Hier im Imperium«, sagte ich, »nennen wir das ein Treppengeländer.«
    »Wohin gehst du?« fragte er.
    »Jetzt? Meine Frau sehen. Danach, tja, ich möchte dich um einen Gefallen bitten.«
    »Welchen?«
    »Der Phönixstein um deinen Hals; den möchte ich.«
    Er runzelte die Stirn, dann sagte er: »Na schön. Er ist noch in dem Schloß. Du kannst ihn dir einfach nehmen.«
    »Bist du sicher, daß du ihn nicht brauchst?«
    Er zuckte die Achseln.
    »Du hast dich entschlossen, stimmt’s, Boß?«
    »Ja.«
    »Danke, Aibynn.«
    »Gern geschehen. Was hast du da um?«
    »Das hier? Das trage ich, damit mir nicht schlecht wird, wenn ich –«
    »Nein, das.«
    »Oh. Es stellt einen imperialen Titel dar. Eigentlich bedeutet es nichts. Willst du es haben? Im Tausch für das, was du mir gibst?«
    »Nein, danke. Wann gehst du?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das ist egal. Was ist mit dir? Du kannst nicht mehr nach Hause.«
    »Jedenfalls im Moment nicht. Das ist schon in Ordnung. Es gefällt mir hier. Die Trommler spielen wesentlich primitiver.«
    Primitiver? Ich mußte lachen und dachte an ein paar Musiker, die ich kannte, die es nur ungern gehört hätten. »Wie auch immer«, sagte ich. »Vielleicht begegnen wir uns mal wieder.«
    »Ja.«
    »Und, Aibynn …?«
    »Ja?«
    »Ich glaube, mit den Göttern hattest du unrecht.«
    »Ach?«
    »Ich glaube, wenn ein Gott etwas Verwerfliches tut, bleibt es trotzdem verwerflich.«
    »Was ist dann ein Gott?«
    »Keine Ahnung.«
    »Vielleicht findest du es heraus.«
    »Ja«, sagte ich. »Vielleicht. Vielleicht tue ich das wirklich. Danke.«
    Er nickte mir zu und machte sich wieder ans Trommeln auf dem Geländer. Ich ging um die Ecke zum Iorich-Flügel und stellte fest, daß ich eine gute Stunde warten mußte, während sie den Papierkram zu Cawtis Entlassung erledigten. Das war schon in Ordnung, ich hatte eh zu tun. Ich ging durch die Palasttüren nach draußen und, immer noch erfreut über die ausbleibende Übelkeit, teleportierte mich.
     
     
    »Das kannst du mir nicht antun«, sagte Kragar.
    »Habe ich aber gerade«, erwiderte ich.
    »Ich halte mich keine fünf Minuten.«
    »Du hast dich jetzt schon länger gehalten, und es ist auch nicht das erstemal.«
    »Aber das war nur übergangsweise. Vlad, ich bin ein Jhereg geworden, weil ich kein Dragon sein konnte. Ich bin geborener Dragon, das weißt du. Und ich wollte in einer Schlacht Befehle erteilen, und keiner hat es bemerkt. Ich kann unmöglich –«
    »Leute ändern sich, Kragar. Du hast dich schon geändert.«
    »Aber –«
    »Denk ans Geld.«
    Er hielt inne. »Ein Argument«, gab er zu.
    »Außerdem genießt du die Loyalität von jedem, der hier arbeitet. Sie kennen dich und vertrauen dir. Und was habe ich sonst für eine Wahl? Wieviel bietet die Organisation inzwischen für meinen Kopf?«
    Er sagte es mir, und ich war gegen meinen Willen beeindruckt. »Die Gerüchte sagen«, fügte er hinzu, »daß sie es morganti haben wollen.«
    »Das würde Sinn ergeben«, sagte ich gleichmütig, wenngleich ich beim Aussprechen erschauerte. Ich sah mich im Büro um. Es war noch vollgestellt mit meinen Sachen – Zielscheibe an der Wand, Kleiderständer, auf dem Loiosh und Rocza hockten, dunkle Ringe auf dem Tisch, dort, wo ich gewöhnlich meinen Klava abstellte, der Drehstuhl mit Rollen, den ich eigens hatte anfertigen lassen und mehr. Hier fühlte ich mich mehr zu Hause als zu Hause.
    »Wird es dir jemals möglich sein, zurückzukommen?«
    »Mag sein. Aber selbst dann bin ich nicht sicher, ob ich es überhaupt möchte. Und wenn ich es doch tue? Wir können uns irgendwie einigen oder ich fange irgendwo anders neu an.«
    Er seufzte. »Es wird schwer, hier ohne Melestav zu arbeiten.«
    »Ja. Und ohne Stock.«
    Wir schwiegen einen Augenblick aus Respekt vor den Toten. Ich konnte Melestav immer noch nicht hassen, und Stock hatte mir viel bedeutet. Ich hasse es, wenn Freunde sterben.
    Kragar fragte: »Werde ich dich erreichen können?«
    »Nein.«
    »Wohin gehst du?«
    »Ich weiß nicht. Ich bin im Osten gewesen, das Meer liegt im Süden. Bleiben Norden und Westen. Wahrscheinlich eine dieser beiden Richtungen.«
    Er überlegte sorgfältig. Dann fragte er: »Was wirst du

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