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Phönix

Phönix

Titel: Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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zappelte und starb. Ich starrte auf seine Leiche herab und war nicht unzufrieden.
    Dann sah ich zum König hinüber und fragte mich beiläufig, was als nächstes geschehen würde. »Hauen wir ab, Boß«, sagte Loiosh. Ich hatte noch immer nicht recht begriffen, daß ich aus dieser Sache rauskommen würde. Aliera sah mir in die Augen und bat mich zu sich.
    Buschbraue sagte: »Euer Majestät –«
    »Ja«, sagte der König. Er wandte sich an Aliera. »Ihr dürft gehen. Die anderen bleiben.«
    Aliera starrte ihn an. »Haltet Ihr etwa so Euer Wort?«
    »Ich habe mein Wort nie gegeben«, sagte der König. »Nicht einmal andeutungsweise.«
    »So langsam finde ich Euch unsympathisch«, sagte ich.
    Er ignorierte mich. »Geht. Ihr habt Euren Frieden. Ich behalte die Mörder.«
    Ich fand die Vorstellung, daß ich nach alledem hier sterben sollte, ziemlich albern. Aliera augenscheinlich auch, denn sie zog Wegfinder, und seine Ausstrahlung erfüllte den Raum. Das reichte an Ablenkung, damit ich Bannbrecher, meinen Umhang und mein Rapier schnappen konnte. Ich schwang es herum, so daß die Scheide grob in Richtung König flog. Eine der Wachen trat tapfer dazwischen und ging, sich die Brust umklammernd, zu Boden. Ich werde euch irgendwann mal von dieser Schwertscheide erzählen.
    Ich trat zu Aliera hinüber, und wir standen Rücken an Rücken und warteten darauf, daß sie losschlugen. Jetzt wäre der ideale Zeitpunkt für Sethra und Daymar, durchzubrechen. Aliera flüsterte: »Es wird noch ein wenig dauern, sie sind erschöpft.«
    »Toll«, sagte ich.
    »Zum Angriff!« sagte der König.
    »Die Tür«, sagte ich.
    Aliera führte uns mit Wegfinder, dahinter kam Aibynn, und ich hielt ihnen den Rücken frei, indem ich wild mit dem Rapier herumstocherte und ebenso wild den Umhang herumschleuderte. Ich glaube, der Umhang hat mehr Schaden angerichtet als mein Schwert, aber Wegfinder, nun, es hat Schreie gegeben. Loiosh und Rocza sind allen ins Gesicht geflogen und haben den Tumult vergrößert.
    Sagen wir einfach, wir haben die Tür erreicht, und dabei belassen wir es, in Ordnung? Als das geschafft war, tauchten noch ein paar von ihnen in der Halle auf, aber die wirkten weniger gierig auf ein Gefecht mit Wegfinder als die anderen, und schon waren wir draußen.
    »Und jetzt?« fragte Aliera.
    »Lauf«, schlug ich vor.
    »Wohin?«
    »Folgt mir«, sagte Aibynn.
    »Augenblick bitte«, sagte Aliera. Sie deutete mit ihrer Waffe auf die Tür und murmelte leise etwas, wobei sie mit der freien Hand geheimnisvolle Gesten machte. Die Tür brach zusammen, begrub ein paar Wachen unter sich und ließ nur drei zwischen den Überresten und uns.
    Sie blickten auf die Tür, auf Wegfinder und sich gegenseitig an.
    »Nun?« fragte ich.
    Sie sagten nichts. Wir rannten los und folgten so ziemlich der Route, die ich damals genommen hatte.
    »Was war das?« fragte Aibynn.
    »Prä-imperiale Zauberei«, erklärte ich.
    »Was ist das?«
    »Ziemlich eindrucksvoll«, sagte ich nur. Ich drehte mich um. Die drei Wachen hatten sich entschlossen, ihre Kumpane aus dem Geröll der zusammengestürzten Vorderhalle zu graben, statt uns zu verfolgen. Weise.
    Wir hielten unsere Geschwindigkeit, bis wir ziemlich tief im Wald waren, wo wir zum Atemholen Pause machten.
    »Danke, Aliera.«
    »Keine Ursache. Ich hoffe, ich habe dir keinen Plan vermasselt.«
    »Doch, hast du. Deshalb bedanke ich mich ja. Wie bist du an Boralinoi gekommen?«
    »Mit Hilfe der Imperatorin.«
    »Weiß sie, daß er nicht wirklich schuldig ist?«
    »Er ist schuldig. Vielleicht nicht an der Ermordung des Königs, aber er ist schuldig.«
    »Hat die Imperatorin das gesagt?«
    »Ja.«
    »Na, da soll mich doch … Wie bist du so schnell hergekommen?«
    »Sethra. Daymar. Aibynn. Das Gestirn.«
    »Das Gestirn?«
    »Ja.«
    »Verstehe.« Ich wandte mich an Aibynn. »Wie kommt es, daß du mit hier bist?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich dachte, vielleicht kann ich dir bei der Flucht helfen.«
    »Wie?«
    »Nun, ich könnte trommeln.«
    Ich sah ihn an. »Loiosh, vertraust du ihm?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ja. Ich auch nicht. Er könnte trotz allem –«
    »Ich weiß.«
    Rocza flatterte von meiner Schulter zu Aibynns. Er wirkte erstaunt, aber hielt sich einigermaßen tapfer.
    »Sie vertraut ihm, Boß.«
    Ich sah Aibynn an, dann Rocza. Seufzend meinte ich: »Dann trommle mal los.«
    »Setzen wir uns«, sagte Aibynn.
    Das taten wir.
    Er begann zu trommeln.

 
     
LEKTION
WIE MAN MIT DEN BOSSEN UMGEHT II
     
     
    Ich

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