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Phönix

Phönix

Titel: Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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betrachtete den weißen Hallengang und sagte: »Entweder der Imperiale Palast oder –«
    »Es ist nicht der Imperiale Palast«, sagte Aliera.
    Aibynn saß immer noch und wirkte reichlich ausgelaugt und müde. Er hörte zu trommeln auf und lächelte matt.
    »Wie«, fragte ich, »ist das passiert?«
    »Frag ihn«, sagte Aliera und zeigte auf Aibynn.
    »Und?« fragte ich.
    »Manchmal«, gab er zurück, »wenn man trommelt, dann … es ist schwer zu erklären. Dann erreicht man Orte. Hast du es nicht gefühlt?«
    »Nein«, sagte ich schnell, während Aliera gleichzeitig »Ja« sagte.
    »Boß –«
    »Na schön, gut, vielleicht«, wiegelte ich ab. »Aber warum diesen Ort?«
    »Ihr habt beide an ihn gedacht.« Das stimmte. Ich hatte gedacht, wie angenehm es wäre, Verra mal ein bißchen die Meinung zu geigen, aber warum mochte Aliera daran gedacht haben?
    Ich fragte: »Warum du?« im gleichen Moment, als sie es von mir wissen wollte. Ich zuckte die Achseln, wandte mich Aibynn zu und sagte: »Du bist also die ganze Zeit nichts weiter als ein Trommler gewesen?«
    Zum erstenmal wirkte er ehrlich überrascht. »Du meinst, du hast mir nicht geglaubt?«
    »Sagen wir, ich habe mich einiges gefragt.«
    Aliera stand auf und sagte: »Gehen wir.«
    Anscheinend kannte sie den Weg, also ging ich ihr nach. Dieses Mal dauerte es nicht lange, bis wir die Türen erreichten, die offenstanden. Und eine Katze war auch nicht hier. Zwar glaubte ich, etwas oder jemanden hinter dem Thron verschwinden zu sehen, aber ich war mir nicht sicher. Jedenfalls war die Göttin da.
    Sie sagte: »Hallo, Aliera, Vlad.«
    »Hallo, Mutter«, erwiderte Aliera.
    Mutter?
    »Wer ist euer Freund, und was führt euch her?«
    »Sein Name ist Aibynn«, sagte Aliera. »Er hat uns hergebracht, um unser Leben zu retten.«
    Mutter?
    »Ich verstehe. Soll ich euch dann zurückschicken oder kann ich etwas für euch tun?«
    Mutter?
    »Schick uns zurück, Mutter. Wir –«
    »Entschuldigung«, unterbrach ich. »Meinst du das wörtlich?«
    »Was meine ich?« fragte Aliera.
    »Du nennst sie ›Mutter‹.«
    »Oh, ja. Warum? Du hast es nicht gewußt?«
    »Du hast es mir nie erzählt.«
    »Du hast nie gefragt.«
    »Ausgerechnet – na, egal. Göttin, wenn Ihr so freundlich wärt, sie zurückzuschicken, ich hätte Euch gerne etwas gesagt, das sie nicht zu hören brauchen.«
    Aliera starrte mich an. »Dein Ton gefällt mir nicht, Vlad.«
    Ich wollte sie gerade anschnauzen, da sagte die Göttin: »Ist schon in Ordnung, Aliera. Er hat seine Gründe.«
    Sie machte ein unzufriedenes Gesicht, sagte aber: »Na schön.«
    »Wir dürfen nicht lange brauchen«, sagte die Dämonengöttin, »sonst kommst du zu spät zu deiner Verabredung.«
    »Verabredung?«
    »Mit der Imperatorin.«
    »Ich habe eine Verabredung mit der Imperatorin?«
    »Ja. Morrolan wartet mit der Nachricht auf dich, aber ich kann sie ebensogut selbst überbringen.«
    Ich leckte mir über die Lippen. »In dem Fall«, sagte ich zu Aibynn, »treffe ich euch vor dem imperialen Flügel des Palastes.«
    »Alles klar«, sagte er, immer noch erschöpft.
    Die Göttin sagte: »Du interessierst mich, Trommler. Vielleicht magst du eines Tages einmal für mich spielen.«
    »Sicher.«
    Ich hätte ihn warnen können, daß ein Auftrag der Dämonengöttin nicht immer so verläuft, wie man es gerne hätte, aber ich dachte, es könnte vielleicht taktlos erscheinen. Aliera ging zu Verra und küßte sie auf die Wange. Verra lächelte mütterlich. Äußerst eigenartig. Aliera trat zurück und nickte; sie und Aibynn verschwanden.
    Ich wollte gerade mit meiner Tirade loslegen, da tauchte ein kleines Mädchen hinter dem Thron auf. Ich riß mich zusammen und sagte: »Hallo, Devera.«
    »Hallo, Onkel Vlad.«
    »Warum hast du dich versteckt?«
    »Ich kann mich Mama noch nicht zeigen.«
    »Warum nicht?«
    »Es könnte die Dinge durcheinanderbringen.«
    »Oh. Dann ist sie«, ich deutete auf die Dämonengöttin, »deine Großmutter?«
    Devera lächelte und krabbelte ihr auf den Schoß.
    »Boß, liegt es an mir, oder ist das hier wirklich so schräg?«
    »Geht mir genauso.«
    Verra sagte: »Es tut mir leid, daß all das geschehen ist.«
    »Verdammt, das sollte es auch.«
    »Aber ich habe geholfen, dir das Leben zu retten.«
    »Ja. Das haben einige Leute ein paarmal getan. Danke, nehme ich an.«
    »Willst du mir etwas sagen?«
    »Ja, Göttin, das will ich. Ihr habt Euch einige Mühe gegeben, mein Leben durcheinanderzubringen, und, was viel schlimmer ist,

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