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Phönix

Phönix

Titel: Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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die Ereignisse so manipuliert, daß durch meine Handlungen Hunderte von Menschen gestorben sind. Es ist mir egal, was Euer Anlaß dafür war; ich will nichts mehr mit Euch zu tun haben. Klar?«
    Devera machte ein unglückliches Gesicht, sagte aber nichts. Verra sagte: »Ich verstehe, Vlad. Aber ich nehme dich nicht beim Wort. Du weißt noch nicht einmal, wer du bist. Du beginnst jetzt ein anderes Leben. Warte, bis du weißt, was für eines, bevor du derartige Entscheidungen triffst.«
    Ich wollte weiterreden, aber Devera hüpfte von ihrem Schoß, kam zu mir, nahm meine Hand und drückte sie. »Sei nicht böse, Onkel Vlad, sie meinte es gut.«
    »Ich –« Ich brach ab und sah zu ihr hinab. Dann schüttelte ich den Kopf.
    »Komm«, sagte Verra. »Sie erwarten dich im Imperialen Palast.«
    »Wofür?«
    »Wirst schon sehen. Und ich glaube, wir sehen uns wieder, Vlad Taltos, egal, wie du im Augenblick darüber denkst.« Der Raum drehte sich und verschwand, bevor ich etwas sagen konnte.
     
     
    Leben, dein Name ist Ironie oder so etwas …
    »Und durch seine eigenen Taten, wobei er sein Leben riskierte …« Die Stimme des Seneschalls grollte wie Donner durch den Hof. Ich hatte die Augen gesenkt, und in meinen Gedanken trafen zwei unterschiedliche Wünsche aufeinander: Erstens wollte ich mich umdrehen und sehen, wie Graf Soffta die ganze Sache hier aufnahm. Zweitens wollte ich so gerne den Kopf in den Nacken legen und laut auflachen.
    »… was gewiß die Leben Tausender Bürger des Imperiums gekostet hätte …«
    Loiosh half natürlich überhaupt nicht. Er saß mir auf der Schulter, schaute sich um, stupste Rocza an und benahm sich allgemein so, als würde er persönlich geehrt, und er sagte Dinge wie: »Nehmen die das Zeug hier wirklich ernst, Boß?«
    »… sämtliche Ländereien um den Szurkesee, gelegen im Herzogtum von Ostmannswacht, bis zu einer Entfernung …«
    Sie hatten mir sogar ein Kissen für die Knie gegeben; ein Kissen mit einem stilisierten Jhereg in Grau auf schwarzem Grund. Während ich zu Boden blickte, sah ich ständig Teile von verzierten Flügeln und dem Kopf, und das erschwerte es noch, ein ernstes Gesicht zu machen.
    »… alle seinem Rang entsprechenden Rechte und Privilegien, auf daß sie seinen sämtlichen Nachkommen und Erben gewährt werden so lange, wie das Imperium …«
    Ich fragte mich, wie Cawti reagieren würde, wenn sie hier wäre. Wahrscheinlich nicht so nett, wenn man bedenkt, wie sie über das Imperium dachte. Vielleicht war es das, was ich am meisten an der neuen Cawti vermißte, daß sie anscheinend ihren Humor verloren hatte. Und wofür? Die Worte der Dämonengöttin schossen mir wieder durch den Kopf, und einen Moment lang überwältigte Bitterkeit die Ironie.
    »… gekrönt vom Imperialen Phönix über dem Symbol für das Haus Jhereg …« Hier kippte seine Stimme um ein Haar, aber nicht ganz. War je zuvor einem Jhereg ein imperialer Titel verliehen worden? Jedenfalls hatte bestimmt noch nie ein Ostländer einen bekommen. Mein Humor kam zurück.
    »… gekrönt und soll auf ewige Zeiten in das Imperiale Register eingeschrieben sein und nicht entfernt werden, es sei denn durch einstimmigen Beschluß des Rates der Erben und des Imperators …«
    Das fehlte mir gerade. Ich biß mir auf die Lippe. Allmählich wollte ich unbedingt, daß dies hier zu Ende ging, denn danach würde ich endlich meine Frau wiedersehen. Würde ich am Ende der Zeremonie etwas sagen müssen? Nein, eine tiefe Verneigung sollte genügen.
    »… soll hinfort bekannt sein unter dem Namen Graf Szurke, und er soll jedes Recht über hohe und niedere Justiz auf seinen Ländereien besitzen sowie außerdem die Verantwortung über …«
    Ich fragte mich, ob der Jhereg wegen dieser Sache nun erst später auf meinen Kopf aus wäre. Bedenkt man, daß ich gerade ein Ratsmitglied vor dem Imperium angeschwärzt und danach an seiner Ermordung teilgenommen hatte, war es kaum wahrscheinlich. Wie schnell würden sie agieren? Bald. Sehr bald. Wenn ich mein Leben retten wollte, was ich wirklich tun sollte nach der ganzen Arbeit, die Aliera und andere zu meinem Schutz geleistet hatten, durfte ich keine Zeit verlieren.
    »… erhebt Euch nun vor der Imperatorin und den Erben des Hofes, und nehmt …«
    Ich besaß nun diesen auserwählten Rang, einen imperialen Titel, der absolut nichts wert war. Ich fragte mich, ob die Imperatorin den Witz darin erkannte. Endlich war mit der Zeremonie Schluß. Sobald es schicklich war, machte

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