Phönix
schweigend die Treppe hinunter.
Während wir am Tisch saßen und auf den Kaffee warteten, kam Jeannie herein. Sie ging zu Marge und küßte sie auf die Wange. »Leb wohl, Mami.«
Sie ging an mir vorbei zur Tür.
»Augenblick, Jeannie«, rief ich, »ich nehm' dich mit zur Schule, sobald ich einen Schluck Kaffee bekommen habe.«
Sie schaute mich kühl an. »Vielen Dank, Dad«, sagte sie förmlich. »Ich treffe mich mit ein paar anderen an der Bushaltestelle.« Sie drehte sich um und rannte hinaus.
Ich blickte zu Marge. Die Haustür fiel zu. Einen Augenblick lang fühlte ich mich wie ein Fremder in meinem eigenen Haus.
»Sie ist noch ein Kind, Brad«, sagte Marge schnell. »Es gibt gewisse Dinge, die sie noch nicht versteht.«
Ich erwiderte nichts. Sally goß Kaffee ein. Das heiße Gebräu brannte in der Kehle, aber es wärmte mich ein bißchen auf.
»Wird Mrs. Schuyler auch da sein?« fragte Marge.
Ich schüttelte den Kopf.
»Was hält sie von deiner Idee?« fuhr sie fort. »Ist sie damit einverstanden?«
»Sie weiß nichts davon. Sie ist gestern abend abgereist.«
Marge hob fragend die Augenbraue. »Wohin denn?«
»Wie soll ich das wissen?« brummte ich mürrisch. »Ich habe genug eigenen Ärger am Hals, ich kann mich nicht auch noch um sie kümmern.«
Marge lächelte schwach. »Entschuldige, Brad, es war nicht meine Absicht, meine Nase da hineinzustecken.«
Ich hatte genug Kaffee und stand auf. »Ich gehe.«
Sie blieb sitzen und schaute mich an. »Wann wirst du zurück sein?«
»Heute abend. Wenn sich etwas ändert, rufe ich dich an.« Ich ging zur Tür.
»Brad!« Sie kam auf mich zu, ihr Gesicht hob sich mir entgegen.
»Viel Glück!«
Ich küßte sie auf die Wange. »Danke. Ich werde es brauchen können.«
Sie schlang die Arme um meinen Hals. »Egal, was auch passiert, Brad«, flüsterte sie, »denk daran, daß wir alle auf deiner Seite sind.«
Ich blickte ihr ernst in die Augen, um zu ergründen, was wohl in ihrem hübschen kleinen Kopf vorging.
Sie wandte das Gesicht zur Seite und legte den Kopf auf meine Brust. Ich konnte sie kaum verstehen. »Bestimmt, Brad«, flüsterte sie. »Ich werde mich über nichts beklagen, egal, was auch kommt. Keiner von uns wird mit einer Eheversicherung geboren.«
»Marge«, sagte ich heiser.
»Bitte, sprich nicht, Brad«, flüsterte sie rasch. »Nur sei ehrlich, was immer du auch tust. Wenn du dich endgültig entschlossen hast, sag es mir. Ich versuche, dir zu helfen.« Sie löste ihre Arme von meinem Hals und rannte in die Küche.
Ich starrte auf die pendelnde Tür. Endlich blieb sie stehen, und ich ging hinaus zum Wagen.
Ich fuhr sofort zum Flughafen und rief von dort aus im Büro an. »Haben Sie schon etwas von Levi gehört?« fragte ich Mickey.
»Ja. Er will Sie am Flughafen in Pittsburgh erwarten.«
»Hat er alles beisammen?«
»Das hat er nicht gesagt.«
»Sonst Anrufe?«
»Nichts wichtiges. Moment mal. Mrs. Schuyler hat aus Washington angerufen. Sie möchten bitte zurückrufen.«
Ich schaute auf die Uhr. Gerade genug Zeit, um die Maschine noch zu erwischen. »Ich werde sie aus Pittsburgh anrufen«, sagte ich schnell. »Ich muß rennen.«
Ich legte den Hörer auf und ging hinaus zur Maschine. Mir war jetzt wohler. Sie hatte angerufen. Leise pfiff ich vor mich hin, als ich über die Rollbahn ging.
Das Taxi setzte uns genau vor dem eisernen Tor ab. Wir gingen durch und betraten das Verwaltungsgebäude. Mißtrauisch beäugte der Portier Bobs Aktentasche, als wir die Anmeldung betraten.
»Mr. Rowan zu Mr. Brady«, sagte ich.
Der große Zeiger der Uhr stand gerade auf der Eins, als er den Hörer abhob. Er schaute uns an. »Mr. Brady ist im Augenblick verhindert. Sie sollen mit Mr. Proctor sprechen.«
Ich war nicht hergekommen, um mit Chris zu reden. »Kann ich Mr. Bradys Sekretärin sprechen?«
Er telefonierte wieder, warf mir einen neugierigen Blick zu und wies zum Aufzug.
Als wir ausstiegen, erwartete Sandy uns auf dem Flur. »Brad!« flüsterte sie. »Was wollen Sie denn?«
Ich wartete, bis sich die Türen des Aufzugs hinter uns geschlossen hatten. Dann ging ich den Flur entlang zu ihrem Büro. »Ich will Ihren Chef sprechen.«
»Sie können jetzt nicht hinein. Mr. Proctor ist bei ihm.«
»Sehr gut«, grinste ich. »Man hat mir bestellt, ich soll Mr. Proctor aufsuchen.« Ich öffnete die Tür zu ihrem Büro und ging weiter auf Bradys Zimmer zu.
Sandy umklammerte meinen Arm. »Bitte, tun Sie das nicht, Brad«, bettelte sie. »Das macht
Weitere Kostenlose Bücher