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Physiologie der Ehe (German Edition)

Physiologie der Ehe (German Edition)

Titel: Physiologie der Ehe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Leichname, sind die Beute einer unbekannten Macht, die sich gegen unsern Willen unserer bemächtigt und sich durch die sonderbarsten Wirkungen kundgibt: einige Menschen haben einen geistvollen Schlaf, andere einen dummen.
    Es gibt Leute, die auf die albernste Art von der Welt mit offenem Munde daliegen.
    Andere schnarchen, daß die Balken erzittern.
    Die meisten gleichen jenen von Michelangelo in Marmor ausgehauenen jungen Teufeln, die die Zunge ausstrecken, um sich über die Vorübergehenden lustig zu machen.
    Ich kenne auf der ganzen Welt nur eine einzige Person, die mit vornehmem Anstand schläft, das ist auf dem Guérinschen Bilde Agamemnon, wie er in seinem Bette schläft, während Klytämnestra auf Antrieb des Ägisthus sich heranschleicht, um ihn zu ermorden. Daher habe ich denn auch stets den Ehrgeiz gehabt, auf meinem Kopfkissen zu liegen, wie der König der Könige lag, solange ich noch die schreckliche Angst haben werde, daß mich während meines Schlafes andere Augen als die der Vorsehung erblicken können. Auch habe ich seit jenem Tage, wo ich meine alte Amme, ›Erbsen blasen‹ sah – um mich eines volksmäßigen, aber durch den Gebrauch geheiligten Ausdrucks zu bedienen –, sofort der ganz besondern Litanei, die ich meinem Schutzpatron, dem heiligen Honorius, herzusagen pflege, ein Gebet hinzugefügt, er möge mich vor dieser jämmerlichen Beredsamkeit bewahren.
    Wenn ein Mann am Morgen aufwacht, mit verstörtem Gesicht und mit der grotesken Kopfbedeckung einer hellseidenen Mütze, deren Zipfel ihm über die linke Schläfe fällt, dann sieht er ganz gewiß recht komisch aus, und es ist nicht leicht, in ihm jenen glorreichen Ehegemahl zu erkennen, den Rousseaus Strophen gefeiert haben. Immerhin aber dringt ein Schimmer von Leben durch die Dummheit dieses halbtoten Gesichts. Und wenn ihr, o Künstler, wunderbare Karikaturen sammeln wollt, dann reiset im Postwagen und seht euch bei jedem Dörfchen, wo der Postillion einen Chausseegeldeinnehmer aufweckt, diese Provinzialengesichter an! Aber wäret ihr auch noch hundertmal komischer in eurem Schlaf, als diese Bureaukratengesichter, in diesem Augenblick habt ihr doch wenigstens den Mund zu, die Augen offen, und euer Antlitz trägt doch irgendeinen Ausdruck. Wißt ihr, wie ihr eine Stunde vor eurem Erwachen aussaht, oder während der ersten Stunde eures Schlafes, als ihr weder Mensch noch Tier waret und unter der Herrschaft der Träume standet, die durch das hörnerne Tor kommen? Dies ist ein Geheimnis zwischen eurer Frau und euch!
    Wollten etwa die Römer sich stets an die dummen Gesichter, die man im Schlaf macht, erinnern, indem sie am Kopfende ihres Bettes einen Eselskopf anbrachten? ... Die Aufklärung dieses Punktes wollen wir den Herren Mitgliedern der Akademie der Inschriften überlassen.
    Ganz gewiß muß der erste, der durch eine Eingebung des Teufels auf den Gedanken kam, selbst während des Schlafes seine Frau nicht zu verlassen, tadellos zu schlafen verstanden haben. Und nun wird man nicht mehr vergessen, zu den Wissenschaften, die man sich vor der Verheiratung zu eigen gemacht haben muß, auch die Kunst des eleganten Schlafens zu rechnen. Wir fügen daher an dieser Stelle als einen Zusatz zum Axion XXV des Ehestandskatechismus die beiden nachstehenden Aphorismen bei:
Ein Ehemann muß einen so leichten Schlummer haben wie eine Dogge, damit ihn niemals ein Mensch sieht, während er schläft.
Ein Mann muß sich von Kindheit an daran gewöhnen, barhäuptig zu Bette zu gehen.
    Einige Poeten möchten wahrscheinlich in der Scham, in den angeblichen Mysterien der Liebe einen Grund dafür sehen, daß Ehegatten in demselben Bett zusammenschlafen; aber es steht fest, daß der Mensch ursprünglich nur darum das Dunkel der Höhlen, das Moos der Schluchten, das felsige Dach der Grotten aufgesucht hat, weil die Liebe ihn wehrlos seinen Feinden ausliefert. Nein, es ist ebensowenig natürlich, daß zwei Köpfe auf demselben Kopfkissen ruhen, wie daß man sich den Hals mit einem Musselinfetzen einschnürt, aber die Zivilisation ist gekommen, sie hat eine Million Menschen auf den Raum von vier Quadratmeilen eingesperrt; sie hat sie in Straßen, Häuser, Wohnungen, Zimmer, Kämmerchen von acht Quatdratfuß eingepfercht; ein Weilchen noch, und sie wird versuchen, einen Menschen in den andern zu stopfen wie die Teile eines Fernrohres.
    Hierdurch und aus vielen andern Gründen noch – wie zum Beispiel aus Sparsamkeit, Furcht, übel angebrachter Eifersucht – ist

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