Picasso kann jeder
eine Person auch keine umfassende Ausbildung haben mag, so hat sie doch besondere Interessen und Fähigkeiten. In diesem Bereich wird sich die Alltagskreativität dann entfalten. (Es kommt eher selten vor, dass jemand in vielen Bereichen und Disziplinen kreativ wird.) Ein solcher Bereich kann die grafische Gestaltung sein; darunter fallen ja auch das Malen und das Fotografieren als Liebhaberei – wir werden sehen, in welchen Ausformungen sie als kreativ bezeichnet werden können.
Alltagskreativität bedeutet, das Ungewöhnliche zu verwirklichen . Auch ein großer Erfinder musste oft nicht nachweisen, dass der Einfall von ihm selbst stammte: Er aber hat ihn verwirklicht, den Einfall umgesetzt. Manchmal gibt es Übergänge von der Alltagskreativität zur genialen Kreativität. Auch Erfindungen der Alltagskreativität verändern mitunter die Kultur. Aber der Alltagserfinder wird dadurch kaum berühmt: Eine nützliche Erfindung wird bald nachgeahmt, weil ja jeder den Nutzen gleich erkennt, ohne dass man sich allzu lang daran erinnerte, von wem sie stammt.
Eine andere Situation entsteht bei einer Entdeckung, die allem widerspricht, was man bis dahin für richtig hielt. Häufig »heftet« sich diese Entdeckung an einen Namen, meistens den Entdecker, denn niemand will mit ihr in Verbindung gebracht werden oder sie gar für sich beanspruchen. Als der Trapper John Colter (ca. 1774 – 1813) den »Yellowstone Park« entdeckte und die fauchenden Geysire beschrieb, nahm man ihn zunächst gar nicht ernst und verspottete seine Entdeckung als »Colters Hölle« – unter diesem Namen ist sie auch in die Geschichtsbücher eingegangen.
Beim Studium der Beispiele für die Ergebnisse täglicher Kreativkraft werden dem Leser sicher auch gleich einige Beispiele aus seinem Alltag einfallen. Kreativität ist eine natürliche Begleiterscheinung des menschlichen Lebens, allgegenwärtig und keineswegs nur einigen wenigen berühmten Entdeckern und Erfindern vorbehalten.
Alltagskreativität kann verschiedene Namen tragen: Findigkeit; Einfallskraft, Schlagfertigkeit; Improvisation, Improvisationsfähigkeit, immer einen Ausweg wissen; sich zu helfen wissen; originelle »Anmache«.
Beispiele für tägliche Kreativkraft in künstlerischen Bereichen, im Haushalt, in sozialen Beziehungen,
in der Technik, im Geschäftsleben etc.
Die folgenden Beispiele habe ich in meinem Umfeld beobachtet oder Studenten haben sie in Seminaren zum Thema Kreativität berichtet.
Tägliche Kreativität im Bereich grafische Gestaltung/Malen
Ungewöhnliche Geschenkverpackungen: Christa hat es sich zur Gewohnheit gemacht, für ihre Geschenk nach originellen Verpackungen zu suchen. In Spielzeuggeschäften findet sie Accessoires, die sie verwenden kann. So legt sie ein Geldgeschenk in einen kleinen Spielzeugeinkaufskorb. Der Gutschein für die Traumreise ist in einer kleinen Traumreise-Schatzkiste verpackt.
Werner und Horst gestalten ihre Urlaubskarten. Werner findet im Urlaubsland kleine Bilder aus der Werbung oder Produktbeschreibungen, die er auf die Karten klebt. Horst malt mit einem goldenen Stift etwas auf die Ansichtskarten.
Jürgen gestaltet im Photoshop eigene originelle Weihnachtskarten. Er beobachtet, dass das in seinem Umfeld kopiert wird. Jetzt verschicken schon drei seiner Freunde fantasievolle, selbstgestaltete Weihnachtskarten.
Lothar gestaltet Alltagsgegenstände um; so hat er sein Fahrrad mit einem Zebramuster versehen.
Claras Haushaltshilfe hat sich einer kleinen Gruppe von Gummifröschen angenommen, die sie an einer Bronzestatue jede Woche wieder neu arrangiert.
Mit Hilfe dieser Gummifrösche und von kleinen Plastikfiguren hatten Clara und ihr Mann im Urlaub Fotos gestaltet (kreatives Fotohobby).
Rosemarie hat beim Malen von Landschaften eine eigene Form der »Schematisierung« gefunden. Sie malt einfache Symbole für Berge, Wald, Bauernhäuser usw. auf Grundlinien, wie in der Kinderzeichnung (kreatives Malhobby).
Sigrid gestaltet Bilder aus einem ungewöhnlichen Material. Sie verwendet farbige Blütenblätter, die aber leider bald verblassen (kreatives Kunsthobby).
Klaus hat schon als Kind originelle eigene Traumhäuser entworfen.
Ingrid näht Kleidungsstücke nach eigenen Entwürfen. So hat sie für Männerhemden eine Kragenform entwickelt, die auch ohne Krawatte hübsch aussieht.
Felix fertigt eine Collage aus alten Kinoeintrittskarten (originelles Kunsthobby).
Kurt gestaltet die Cover seiner vielen Jazzplatten – passend zur Musik – neu.
Carla
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