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Picasso kann jeder

Picasso kann jeder

Titel: Picasso kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schuster
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können.

    Fazit: Sie wissen jetzt, was Kreativität ist. Sie können verschiedene Grade von Innovation und Nützlichkeit unterscheiden. Sie können Kreativität im Alltag erkennen. So haben Sie eine wichtige Voraussetzung dafür erworben, ihre tägliche Kreativkraft zu nutzen.

3. Kreativität muss man wollen
    Kreativität ist eine Persönlichkeitseigenschaft. Persönlichkeitseigenschaften können allerdings auf unterschiedlichen Wegen zustande kommen:
Sie können angeboren sein. Dann sind sie nur schwer zu verändern.
Sie können aufgrund der Erziehung entstanden sein. Dann wird es ebenfalls schwer sein, sie nachträglich zu entwickeln.
Sie können durch eigene Motivation und Selbsterziehung entstanden sein. Dann können sie jederzeit entwickelt werden.
Für Kreativität kann man sich entscheiden!
    In den verschiedenen Abschnitten des Buches werde ich diese Aussage weiter begründen. Man könnte meinen, diese These sei nur eine Gefälligkeit – und tatsächlich findet man diese Behauptung in der Fachliteratur nicht häufig. Aber einige wenige führenden Intelligenz- und Kreativitätsforscher äußern sich ganz in diesem Sinn. Der Psychologe und Intelligenzforscher Robert Sternberg meint dazu in einem bedeutenden Aufsatz im Scientific American (2002), dass Kreativität im Wesentlichen eine Entscheidung sei. Wenn er eine einzige Hauptursache für Kreativität nennen solle, dann sei dies eben die Entscheidung, kreativ zu sein. Allein die Anweisung, bei einer Aufgabe besonders kreative Lösungen zu entwickeln, führt zu mehr kreativen Lösungen (Shalley 1991).
    Natürlich muss man eine Idee haben. Es ist aber gar nicht so, dass Menschen, die besonders ideenreich sind, auch kreativ werden. Menschen, die in sogenannten Kreativitätstests eine große Ideenmenge produzieren, werden gar nicht häufiger kreativ als andere Menschen mit weniger Ideen. Wie Kapitel 9 zeigen wird, kann die Idee, wie ein Problem zu lösen wäre, auf verschiedene Weise zustande kommen: Der Zufall kann sie bringen, sie kann irgendwie »in der Luft liegen«, es gibt Methoden, mit deren Hilfe Ideen entstehen, wenn man das will oder soll. Es könnte sein, dass der eigentliche Kern der Kreativität auch gar nicht das Finden der Idee, sondern das Finden des Problems ist.
    Man wird erst mit 25 bis 30 Jahren, nach abgeschlossenem Studium, zu einem fertigen Wissenschaftler. Die Rekrutierung von jungen Wissenschaftlern legt auf Nachweise von Kreativität den geringsten Wert. Ein gutes Examen weist eine gute Kenntnis des fachspezifischen Stoffs nach. Die Themen der Doktorarbeiten und oft auch die Arbeitsmethoden werden vorgegeben. Selbst bei Habilitationen lohnt es sich, nicht allzu stark von der herrschenden Meinung abzuweichen.
    In ihrem Leben zuvor waren die jungen Wissenschaftler bisher kaum besonders kreativ. Wenn sie aber nun Wissenschaftler sind, dann erwartet man von ihnen, kreative Forschungsprojekte zu entwickeln – und dann können sie es auch. Und die Jugendlichen, die bei »Jugend forscht« für gute und kreative Projekte Preise gewinnen, sind meist ganz ernsthafte junge Menschen, die nicht besonders durch ein Feuerwerk an Ideen aufgefallen sind.
    Muss man intelligent sein, um kreativ zu sein? Manchmal sind neue Lösungen nicht leicht zu finden, und eine gewisse Intelligenz ist in der Wissenschaft die Vorbedingung. Prüft man aber, ob die intelligenteren Wissenschaftler auch die kreativeren sind, so ergibt sich überraschenderweise kein Unterschied zwischen kreativen und weniger kreativen Wissenschaftlern. Und auch bei der kreativen Lösung von Alltagsproblemen spielt die Intelligenz eine untergeordnete Rolle.
    Wenn man aber den Willen für neue Problemlösungen verstärkt oder bei einem Menschen durch besondere Lebensumstände ein stärkerer Wille erzeugt wird, dann kommt es zu kreativen Werken. Wenn das Werk einen empfundenen Mangel ausgleicht, wenn es eine individuelle Notlage lindert, wenn es das Leiden an der Welt – auch vielleicht nur symbolisch – behebt, dann ist eine Motivation vorhanden. Dies werde ich noch ausführlicher im Kapitel über die Schaffenskraft (Kapitel 5) erläutern.
    Wenn die Gesellschaft Erfindungen will , dann kommen diese auch zustande. Kreativität ist also eher noch eine System-Eigenschaft als die Eigenschaft einer Person. Ein unkonventioneller, innovativer Erfindungsgeist kann von der Gesellschaft gefördert und begünstigt, aber auch unterdrückt werden (vgl. Kapitel 10 zu »Erfinderzeiten«).
Warum ist

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