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Picasso kann jeder

Picasso kann jeder

Titel: Picasso kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schuster
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Kreativität aber auch schwierig?
    Wenn man kreatives Verhalten nur wollen muss, ist es dann nicht kinderleicht? Einesteils ja, man findet dann auch neue Lösungen. Andererseits: Die Schwierigkeiten, die sich der neuen Verhaltensweise entgegenstellen, kommen von vielen Seiten. Etwas Neues wirklich durchzusetzen, selbst im privaten Bereich, erfordert mitunter Mut, Ausdauer und eine gewisse Unabhängigkeit von der Meinung anderer Menschen.
Konformität und Gruppendruck vs. Kreativität
    Wenn man sieht, wie sich die Jugend in Kleidung und im Musikgeschmack von der älteren Generationen unterscheidet, wenn man also ihre Innovationskraft und ihren Innovationswillen bewundert oder je nachdem auch ablehnt, übersieht man nicht selten den hohen Konformitätsdruck, den eine Gruppe von Jugendlichen gleichzeitig auf Einzelne ausübt.
    Wer nicht die richtigen Klamotten hat, gehört nicht dazu. Wer eine abweichende Meinung vertritt, zieht Feindseligkeit auf sich und wird möglicherweise gemobbt. Menschen lernen früh, dass Abweichungen von der Gruppennorm bestraft werden, also stellen sie sich einfach nicht die Frage, ob man das, was alle machen, nicht auch anders tun könnte, vielleicht sogar besser.

    Über Konformität und Gruppendruck ist viel geforscht worden. Hier schildere ich ein besonders eindrucksvolles Experiment, das belegt, dass sogar die Wahrnehmung vom Gruppendruck geformt werden kann: Eine Versuchsperson soll angeben, welcher von drei Balken der längste ist. Die Balken sind in der Länge deutlich zu unterscheiden. Also macht unsere Versuchsperson das auch ganz richtig. Wenn aber vor der Versuchsperson drei andere – angebliche Versuchspersonen – die Längenschätzung unisono falsch abgeben, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass auch unsere Versuchsperson ihr Urteil in Richtung auf das Gruppenurteil ändert. Wahrnehmungstatsachen, die von einer Kultur falsch gedeutet werden, werden entsprechend unterdrückt.
    Ein Beispiel für die falsche Einschätzung von Kreativität durch Vertreter der vorherrschenden Kultur ist der »Spiegelei-Vampir«: Einer meiner Freunde ärgerte sich oft darüber, dass das Eidotter – wenn man ein Spiegelei aufs Brot legen will – leicht ausläuft, dass dann zumindest die Finger, aber möglicherweise auch die Tischdecke bekleckert werden und das Dotter auch zum Teil verloren ist. Also beugte er sich schnell über das Spiegelei und schlürfte das Dotter ein wenig aus. Nun konnte er das ganze Spiegelei leicht aufs Brot legen. Sie können sich vorstellen, dass diese innovative Sitte bei Bekannten und Fremden wenig Beifall fand, ja nur als schlechtes Benehmen aufgefasst wurde. In Wirklichkeit war es aber alltagskreativ.
    Irgendwann einmal habe ich eine neue Art des Brustschwimmens erfunden. Statt die Arme im Wasser – also gegen den Wasserwiderstand – nach vorn zu bewegen, habe ich sie dabei aus dem Wasser gehoben und durch die Luft bewegt. Ich habe das aber bald wieder gelassen, weil es irgendwie komisch aussieht. Schneller schwimmen kann man damit schon (ich weiß aber nicht, ob diese Schwimmweise irgendwo praktiziert wird).
Widerstände gegen kreative Neuerungen – Beispiele

    Man muss staunen, wie wenig sich Experten Innovationen und Veränderungen vorstellen können. Vor wichtigen Entdeckungen und Erfindungen hat es oft genug entmutigende Stellungnahmen von Experten gegeben. Sie betonen mit ihrer großen Glaubwürdigkeit und Überzeugungskraft nur allzu häufig, dass eine angekündigte Innovation auf keinen Fall funktionieren oder sich gar durchsetzen könne. Ein Beispiel dafür, dass eine Innovation von Experten als schädlich angesehen wurde:
Die Innovation wird von Experten als schädlich (auch gesundheitsschädlich) bezeichnet
Die hohe Geschwindigkeit (nämlich etwa 25 Meilen in der Stunde) der ersten Eisenbahnen galt für den Reisenden als schädlich.
Die neue Möglichkeit steht im Widerspruch zu religiösen Überzeugungen
Die Entdeckung, dass die Erde um die Sonne kreist, rief den massiven Widerstand der Kirche auf den Plan, weil dies der biblischen Lehre widerspricht, der Mensch sei der Mittelpunkt der Schöpfung. Genauso erging es Darwin mit seiner Evolution der Arten, die ja in einem Gegensatz zur Schöpfungsgeschichte steht. Deshalb stand das Buch zeitweilig auf einem Index verbotener Bücher.
Der amerikanische Politiker und Publizist Benjamin Franklin (1706 – 1790) erfand 1752 den Blitzableiter. Damals wurde argumentiert, Blitze seien ein Gotteszeichen; dagegen

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