Picasso kann jeder
einmal stutzte oder ob sie einem gar nicht aufgefallen sind. Alle Verschwörungsthesen – von der Behauptung, die Fotos von der ersten Mondlandung seien gefälscht und Apollo 11 sei nie auf dem Mond gelandet, über die Verschwörungstheorie zum Anschlag auf die Twin-Towers des World Trade Centers bis hin zur Geheimhaltung der Landung von Außerirdischen 1947 in Roswell – reizen den widerspruchslustigen Geist.
Ungelöste Rätsel fordern zum Mitdenken und zum kreativen Miträtseln auf. In jeder Wissenschaft sollte es neben Lehrbüchern auch Problembücher geben, in denen ungelöste Fragen und Widersprüche in der Phänomenlage dargestellt werden (wie bei Lehrbüchern kann es gut oder schlechter gemacht werden, je nachdem, wie unverstellt durch bestehende Lösungen der Blick des Autors ist). Es gibt auch populäre Bücher über ungelöste Rätsel der Welt, die zum kreativen Mitdenken anregen, z.B. Ungelöste Rätsel unserer Welt. Die Geheimnisse der letzten 3000 Jahre von der Antike bis zur modernen Wissenschaft von Walter-Jörg Langbein.
Kritikbereitschaft, Kritiklust entwickeln
Denkgewohnheiten werden auch durch Kritikbereitschaft gelockert. Von Studenten verlangt man, dass sie am Ende eines Referats eine kritische Stellungnahme zu den berichteten Texten abgeben. Will man sie so zu Nörglern erziehen, die an allem etwas auszusetzen haben? Nein, so will man Kreativität anstoßen und den wissenschaftlichen Fortschritt befördern. Erst aus den Mängeln der bestehenden Theorien und Ideen können sich Verbesserungen und Weiterentwicklungen ergeben. Wer nach einer kreativen Lebensführung trachtet, wird also immer kritikbereit sein.
Er kann sich Fragen stellen wie: »Was gefällt mir eigentlich wenig an meinem Leben, an der Ausstattung der Wohnung usw.«, und dann selbstbestimmte Änderungen vornehmen. Oder: Stimmt das, was man in der Zeitung liest, was die Mitmenschen, auch die Autoritäten sagen? (Noch einmal die Anregung, so zu formulieren: »Oder ist das Gegenteil wahr«?) Dabei kann eine gewisse Naivität gegenüber einem Sachgebiet gar nichts schaden. Der »unvorgebildete« (unverbildete) Betrachter muss die Denkverbote und Denkgewohnheiten der Experten nicht mitmachen, er kann freier denken. Lassen Sie sich also in Ihrer Kritikbereitschaft nicht durch falsche Bescheidenheit behindern.
Es ist eine interessante Erfahrung, ältere wissenschaftliche Bücher zu lesen. Vieles, was darin steht, ist aus heutiger Sicht nachgerade falsch. Dennoch wurde es zum Zeitpunkt des Erscheinens von allen Lesern für richtig gehalten. Kritik gegenüber den Inhalten dieser Bücher war also sehr wohl angebracht.
Ein Beispiel: Der Philosoph und Psychologe Wilhelm Wundt (1832 – 1920) äußerte sich um 1900 scharf in Bezug auf die Behauptung, es gebe eine Bienensprache. Er habe selbst eine »Bienenstraße bzw. Flugbahn« unterbrochen, und daraufhin seien die nachfolgenden Tiere in die Irre geflogen. Er hatte – wie wir heute wissen – nicht recht. Man tat also gut daran, sich von seiner Autorität nicht einschüchtern zu lassen.
Kritik ist der erste Schritt zum kreativen Einfall, ja oft ist sie selbst schon kreativ. In einem Essay kommentierte der Science-Fiction-Autor Stanislav Lem die Urknalltheorie in der Kosmologie. Das sei ja eine feine Theorie, befand er. Was sie aber leider nicht erkläre: was vor dem Urknall war.
Diese Kritik ist so fundamental und gleichzeitig so einfach – und doch wären wir uns seinerzeit im Physikunterricht nur frech vorgekommen, wenn wir sie geäußert hätten. Aber aus der heutigen theoretischen Perspektive über Parallel-Universen erscheint die Kritik mehr als berechtigt. Der Urknall ist vielleicht nur der Beginn eines speziellen Universums.
Kritik in Gedanken zu üben und Kritik zu äußern ist übrigens durchaus etwas anderes. Wenn man sich angewöhnt hat, kritisch zu denken, sollte man dennoch nicht Lebensgefährten und Kinder bei jeder Äußerung und Handlung kritisieren. Natürlich ist man oft versucht, eine gute oder lustige Kritik zu äußern. Hier begegnen wir also einer unangenehmen Nebenwirkung des kreativen Lebens. Gerade eine witzige und daher kränkende Kritik kann schnell zu sozialer Ablehnung führen.
Wenden wir die Kritik einmal auf die zahlreichen Kreativitätsbücher an, die angeboten werden. Da werden viele Kreativitätstechniken beschrieben (die im Wesentlichen auf Alex F. Osborne zurückgehen), die nichts anderes vorschlagen, als dass sich mehrere Personen
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