Picasso kann jeder
Mitten darin befand sich ein Elektromotor, von dem aus sich dutzende biegsame Wellen nach unten zogen. [. . .] Kurz, mein ›Traum‹ beschäftigte sich mit der Prothese der Neuzeit.«
Derselbe Autor (1951, S. 71 f.) beschreibt das Erlebnis des plötzlichen Einfalls im Traum:
»Für geraume Zeit ging ich wie ein Träumer umher. […] aber eines Nachts – es war gegen drei Uhr – erhob ich mich taumelnd aus halbem Schlaf. […] das war mir mit einem Mal klargeworden: Die technischen Möglichkeiten der Zeit reichten durchaus hin, um das Brustinnere eines Kranken von außen her unter einen Luftdruck zu bringen. […] Eine namenlose Aufregung erfasste mich.«
Auch bei Rudolf Diesel erzeugte die plötzliche Idee einen euphorischen Ausnahmezustand (Diesel 1953, S. 151):
»Aber aus dem fortwährenden Jagen nach dem angestrebten Ziel, aus den Untersuchungen der Beziehungen zahlloser Möglichkeiten wurde endlich die richtige Idee ausgelöst, die mich mit namenloser Freude erfüllte.«
Hier folgen weitere Beispiele (nach Garfield 1986) von berühmten Erfindungen aus ganz verschiedenen Bereichen, die ihre Anregung einem Traum verdanken. Immer hatte der Träumer sich allerdings vorher intensiv mit seinem Projekt beschäftigt!
William Blake (1757 – 1827) träumt, wie ihm sein Bruder ein bestimmtes Verfahren zum Kupferstechen zeigt, das sich dann auch bewährte.
Hermann V. Hilprecht (1859 – 1925) träumte in der Zeit, als er die Keilschrift zu entziffern versuchte, dass zwei voneinander getrennt veröffentlichte Elemente zusammengehören würden – was sich später auch als zutreffend herausstellte.
Robert Louis Stevenson (1850 – 1894) setzte im Traum seine »Heinzelmännchen« systematisch ein, um Geschichten zu entwickeln. Die Novelle »Dr. Jekyll und Mr. Hyde« hat er fast wörtlich nach einem Traum niedergeschrieben. »Er müsse«, teilte Stevenson einmal mit, »die Manuskripte nur frankieren und absenden.«
Giuseppe Tartini (1692 – 1770) schrieb die Sonate »Trillio del Diavolo« (Teufelstriller) nach einer Traumeingebung.
Der Biochemiker Otto Loewi (1873 – 1961) sprang nach einem Traum aus dem Bett, führte noch in der Nacht das geträumte Experiment durch und konnte damit seine These von der teils chemischen Verbreitung der Nervenimpulse belegen; die Entdeckung wurde 1921 veröffentlicht.
Von Goethe wird berichtet, er sei mitunter mit einem fertig formulierten Gedicht aufgewacht.
Thomas Alva Edison nutzte für kreative Einfälle die Einschlafphase. Er setzte sich in einen bequemen Sessel und döste. In beiden Händen hielt er jeweils eine Metallkugel. Im Einschlafen lockerte sich die Muskelspannung der Hände, und die Kugel fiel zu Boden. Die Gedanken und Bilder dieses Moments wurden nun in voller Klarheit erlebt.
Von Edison und Rudolf Diesel weiß man, dass sie immer einen Schreibblock und einen Stift neben dem Bett liegen hatten, um nächtliche Ideen zu notieren. Werden solche Einfälle und Ideen nur im Halbschlaf bewusst, aber nicht notiert, dann werden sie ebenso vergessen wie Träume.
Nur wer gut genug »abschalten« kann, sollte es mit Edisons Methode versuchen. Denn wenn man krampfhaft auf das Einschlafen wartet, wird es nicht passieren. Man könnte auch beim Mittagsschlaf einen Wecker so stellen, dass er einen weckt, wenn man vielleicht gerade einschläft. (Am Abend würde ich das nicht riskieren, weil es auf die Dauer zu Schlafstörungen führen wird.) Allerdings gibt es viele andere Tätigkeiten, bei denen man nicht voll konzentriert ist und fast ein wenig döst. In der Badewanne hat es bedeutende Einfälle gegeben (bei dem berühmten Einfall des Archimedes war der Vorgang des Badens noch dazu die zufällige Anregung: Er konnte beobachten, wie er das Wasser verdrängte). Beim Joggen, beim Fahrradfahren oder auf einsamen Wanderungen kommt es zu mentalen Zuständen, die den plötzlichen Einfall begünstigen. Sir Francis Galton entdeckte beim Wandern die Möglichkeit, durch Tiefkühlen Nahrung zu konservieren. In Forschergruppen waren es manchmal gerade die Phasen mit viel Freizeit, in denen wichtige Einfälle zustande kamen. Eine hektische und immer voll konzentrierte Suche kann den Einfall auch behindern.
Viele Menschen erleben, dass gerade der Urlaub eine Phase vieler kreativer Einfälle ist. Einerseits kommt es jetzt zu ungewohnten Anregungen, andererseits ist der Urlaub eine Phase des Dösens (z.B. am Strand) und der Muße. Nehmen Sie einfach ein kleines Büchlein mit, in dem Sie Ihre
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