Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Picasso kann jeder

Picasso kann jeder

Titel: Picasso kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schuster
Vom Netzwerk:
Stutzen über die Unzulänglichkeit von altbekannten Erklärungen erreicht wird. Auf diesem Feld weiter zu forschen mündet direkt in die Erfindung oder Entdeckung.

    Freud erklärt uns den Traum. Dieser sei eine Erfüllung nächtlicher geheimer Wünsche. Vielleicht ist der Erfolg seiner Theorie gerade der Tatsache geschuldet, dass dieser geheimnisvolle Bereich des menschlichen Lebens eine einfache Erklärung fand. Aber reicht diese Erklärung aus? In Träumen treten ganz neue, nie gesehene Personen, Landschaften und Dinge auf. In Träumen kommt es oft (vgl. Kap. 9) zu Erfindungen. Es gibt zweifelsfrei Träume, die Zukünftiges aufscheinen lassen. Wo kommt der Stoff der Träume her? Er kann keine einfache Montage aus Erinnerungen sein (dann würde man immer Erinnerungsstücke erkennen müssen, was aber nicht so ist). Freud versuchte eine Antwort auf diese Frage zu geben, aber sie ist sicher noch nicht erschöpfend. Da ruht noch ein großes Menschheitsgeheimnis, das gelüftet werden kann.
Was man nicht so leicht entwickeln kann
    Es gibt Spezialbegabungen unter den Menschen, etwa Gedächtniskünstler, die beim einmaligen Betrachten einer Druckseite Wort für Wort wiedergeben können, was dort geschrieben steht. Unter den Erfindern und Entdeckern findet man solche Menschen: Nikola Tesla wurde bei einer Klassenarbeit beschuldigt zu schummeln, als er die Logarithmentafeln auswendig wusste, und Bill Gates gewann eine Wette, als er im Alter von elf Jahren die Bergpredigt Wort für Wort auswendig aufsagte.
    Manchmal haben Autisten solche Sondertalente, und zumindest bei Gates bemerkt man Tendenzen in diese Richtung. Er ist wenig gesellig und ein Zappelphilipp. Kindische Wutausbrüche begleiten den Weg seines Erfolgs. Er zeigt – wie Tesla – wenig Interesse am anderen Geschlecht.
    Ob es eine besondere Intuition gibt, eine Gabe, Zukünftiges zu erahnen, wissen wir nicht genau. Manchmal hat man bei bedeutenden Erfindern diesen Eindruck. Wieder denke ich hier an Nikola Tesla und Bill Gates. Letzterer entwickelte in der Schule ein Computerspiel, in dem er eine Landung auf dem Mond simulierte. Es war die Aufgabe des Spielers, das Raumschiff zu landen, bevor der Treibstoff verbraucht war, und gerade dies war ja bei der Apollo-Mission das Problem. Erst wenige Sekunden, bevor der Treibstoff zu Ende ging, konnte Armstrong landen. Gates sagte voraus, dass er mit 30 Jahren Millionär sein werde, und so kam es auch.

    Fazit: Manche Verhaltensweisen und Eigenschaften begünstigen Kreativität. Man kann sich selbst zu einer stärkeren Verwirklichung dieser Eigenschaften entscheiden und sich so in Richtung auf mehr Kreativität entwickeln.

8. Die kreative Idee
    Dass der Einfall plötzlich und oft völlig unerwartet und eben nicht als Folge einer bewussten Schlussfolgerung auftritt, ist eine Erfahrung der Menschheitsgeschichte und hat sich geradezu im Sprachgebrauch niedergeschlagen. »Heureka« (ich hab’s) rief Archimedes aus, als er beim Eintauchen in die Badewanne die Idee hatte, wie er das Volumen einer unregelmäßig geformten Goldkrone bestimmen konnte, und dieser Ausdruck ist zur Redensart geworden. Bühler (1907) sprach vom »Aha-Erlebnis«, das – auch aus unbewussten Denkprozessen heraus – die plötzliche Lösung begleite. Wieder wurde das Wort in die Umgangssprache übernommen. Das Phänomen ist so geläufig, dass also sogar ein Bedarf für ein eigenes Wort besteht! Auch wenn man einen Namen oder Begriff sucht, gibt es das gleiche Phänomen. Plötzlich taucht er aus den Tiefen des Gedächtnisses auf, ohne dass man genau wüsste, welche Assoziationsketten zu ihm geführt haben.
Träume und die kreative Idee
    Oft kommt es in Zuständen der Entspannung, beim »Vor-sich-hin-Träumen« oder sogar im Schlaf selbst zu dem plötzlichen Einfall. Sehr bekannt wurde Friedrich August Kekulés (1829 – 1896) Tag-Traum von einer sich in den Schwanz beißenden Schlange, der von einem Funkenflug ausgelöst wurde. In dem Moment erkannte er, dass das Benzolmolekül ringförmig angeordnet sein musste.
    Ferdinand Sauerbruch (1951, S. 254) hatte beim Dösen im Zugabteil einen zukunftsweisenden Einfall (der dann allerdings wegen der hohen Kosten nicht verwirklicht wurde):

    »Als ich damals im Wagen wieder nach Westen fuhr, hatte ich einen ›Tagtraum‹. Ich sah einen Apparat, aus Verstärkerröhren, Relais, Kondensatoren und Transformatoren zusammengesetzt. Die räumliche Verteilung der Teile war eigenartig, sie füllten eine Armprothese.

Weitere Kostenlose Bücher