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Picasso kann jeder

Picasso kann jeder

Titel: Picasso kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schuster
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Einfälle notieren.
    Allerdings, so häufig auch der Einfall im Dämmerzustand oder im Schlaf auftreten mag: Es gibt auch bedeutende Erfinder, deren Einfälle stets bei wachem Bewusstsein auftraten, z.B. Konrad Zuse.
Suchfrage und Zufall
    Oft bringt ein zufälliges Ereignis den Erfinder auf die Idee. Er hat die »Suchfrage«, geht sozusagen mit einem Problem schwanger, wenn die Umgebung einen Richtungshinweis gibt. Das würde natürlich nichts helfen, wenn der Kreative sich nicht ständig und dann eben auch in seinem Unbewussten mit dem Problem beschäftigte.
    Die Liste bedeutender Entdeckungen und Erfindungen, bei denen der Zufall eine Rolle spielte, ist entsprechend lang (gekürzt nach Simonton 2004):
Christoph Columbus, Amerika, 1492;
Louis Daguerre, Fotografie, 1839;
Alfred Nobel, Dynamit, 1866;
Thomas Alva Edison, Phonograf, 1877;
Wilhelm Conrad Röntgen, Röntgenstrahlung, 1895;
Antoine Henri Becquerel, Radioaktivität, 1896;
Ivan Pawlow, klassisches Konditionieren;
Alexander Fleming, Penicillin, 1928;
Roy Plunkett, Teflon, 1938.
Die Erfindung liegt in der Luft:
Doppelt-Entdeckungen
    Es gibt eine ganz erstaunliche Anzahl von Doppelt-Entdeckungen: Zwei Erfinder oder Entdecker haben unabhängig voneinander die gleiche Idee. So hat es schon »Wettrennen« zum Patentamt gegeben; der Sieger des Wettrennens war dann für die Nachwelt der berühmte Erfinder. Auch der Schöpfer eines Werkes der Alltagskreativität muss mit Parallel-Entwicklungen rechnen.
    Beispiele aus dem Bereich der Wissenschaft sind (nach Simonton 2004):
die Infinitesimalrechnung: Isaac Newton, 1671; Gottfried Wilhelm Leibniz 1676;
Entdeckung der Sonnenflecken: Galileo Galilei, 1610; Johann Fabricius, 1611; Christoph Scheiner, 1611; Thomas Harriot 1611;
Planet Neptun vorausgesagt bzw. Berechnung seiner Position: John C. Adams, 1845; Urbain Le Verrier, 1846;
Gasgesetze: Robert Boyle, 1662; Edme Mariotte, 1676;
elektromagnetische Induktion: Joseph Henry, 1830; Michael Faraday, 1831;
Erhaltung der Energie: Julius Robert von Mayer, 1843; Hermann von Helmholtz, 1847; James Prescott Joule, 1847;
Teleskop: 9 Erfinder, u. a. Galileo Galilei, Simon Marius, Thomas Harriot;
Periodisches System der Elemente: Alexandre-Emile Béguyer de Chancourtois, 1862; John Alexander Newlands, 1864; Lothar Meyer, 1869; Dmitri Iwanowitsch Mendelejew, 1869;
Spinalnerv: Charles Bell, 1981; François Magendie, 1822;
die Evolutionslehre: Charles Darwin, 1844; Alfred Russel Wallace, 1852;
das Kindbettfieber: Oliver Wendell Holmes, 1843; Ignaz Semmelweis, 1847;
Pesterreger: Alexandre Yersin, 1894; Kitasato Shibasaburo, 1894;
Fotografie: Joseph Nicéphore Nièpce, 1825; Louis Daguerre, 1839; William Henry Fox Talbot, 1839; vielleicht aber schon Thomas Wedgewood, der von 1771 bis 1805 lebte;
Telefon: Alexander Graham Bell, 1876; Elisha Gray, 1876.

    Als Beispiele in der Kunst seien hier das Rayogramm und das Schadogramm (Man Ray, Christian Schad) erwähnt: Lichtpausen von Gegenstandsarrangements auf lichtempfindlichem Papier (allgemein als Fotogramme bezeichnet; die Technik wurde schon 1839 von Henry Talbot entwickelt; vgl. Schuster 2005, S. 218).
    Heute sind Doppelt-Entdeckungen insofern weniger wahrscheinlich, als Forschungsergebnisse rasch und weltweit veröffentlicht werden, man also fast überall auf dem Laufenden ist, was erfunden wurde, und ein möglicher »Zweiterfinder« heute so schnell informiert ist, dass »seine« Entdeckung oder Erfindung bereits gemacht wurde. Dass verschiedene Personen dasselbe entdecken oder erfinden, ist deswegen aber nicht unwahrscheinlicher . Sie treten immer noch auf, allerdings muss sich dann das langsamere Forschungsteam schnell etwas anderes suchen, weil ja aufgrund der weltweit gleichzeitigen Veröffentlichung der Ruhm schon vergeben ist. Doppelt-Entdeckungen gibt es natürlich auch im Bereich der Alltagskreativität.

    Karl schrieb im Rahmen eines Forschungsprojekts an seiner Diplomarbeit. Die Forschungsgruppe stand eine Woche vor der Veröffentlichung, da hatte ein anderes Team schon genau die gleichen Ergebnisse veröffentlicht. Schnell musste das Kölner Team umdisponieren, damit die Diplomarbeiten wenigstens zu Ende geschrieben werden konnten.

    Was ist aber der Grund für solche Gleichzeitigkeit, wenn wir die ungewöhnliche Idee, es handle sich um Gedankenübertragungen, einmal beiseite lassen? Eine Möglichkeit: Wichtige Vorbedingungen für die Entdeckung sind plötzlich vorhanden (z.B. das Teleskop für die Entdeckung von Planeten;

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