Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Picasso kann jeder

Picasso kann jeder

Titel: Picasso kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schuster
Vom Netzwerk:
Bücherschrank usw. einbezieht. So entstand schnell die Idee eines Schlaftisches, eines circa 1,80 × 0,90 Meter langen Tischkastens mit verschiebbaren Beinen. Normalerweise ist er ein Tisch. Wenn man ihn umdreht und die Beine in die andere Richtung schiebt, wird er zum Bett.
    Hier ein zweites komplettes Beispiel: Eine vornehme Aufgabe für einen Erfinder ist es allemal, einen neuen Flugapparat zu erfinden. Also betrachten wir den gesamten Möglichkeitenraum, wie Dinge selbständig durch die Luft fliegen, und tabellieren dann alle Vortriebs- gegen alle Auftriebsarten:

    Zunächst fällt auf, dass der Flügelschlag als Vortrieb und Auftrieb nur von Vögeln genutzt wird. Schon die Brüder Lilienthal scheiterten daran, ihn durch menschliche Muskelkraft anzutreiben bzw. zu initiieren. Heute, mit neuen Antrieben, müsste es doch möglich sein, damit zu fliegen. Also suchen wir doch ein vielversprechendes Feld aus. Beispiel: Den Auftrieb soll ein Flügelschlag erledigen, den Vortrieb ein Propeller. Im Feld der obigen Tabelle steht »Neu, Beispiel«. Nun wäre zu überlegen, wie die Kraft für den Flügelschlag und den Propeller aufzubringen wäre:
    Hier kommt also für das eine Feld eine 3. Dimension hinzu, z. B:
    3. Dimension Antrieb: Benzinmotor, Turbine, Muskel, Gummi, Elektro, Feder, Druck (Luft-, Wasserdruck).
    Für ein Modell wäre sicher ein kleiner Elektromotor geeignet, der den Flügelschlag mit einer Pleuelstange antreibt, und ein zweiter Elektromotor, der einen Propeller antreibt. Das könnte man versuchen. Den Vortrieb könnte man durch die Gravitation und einen Anstoß unterstützen. Das heißt, man wirft das Modell von einem erhöhten Ort in die Luft. Sicher könnte es vergnüglich sein, damit zu experimentieren. Wahrscheinlich wäre es hilfreich, auch den Möglichkeitenraum für das Prinzip »Flügelschlag« noch weiter aufzufächern (s. u.).

    Verwendet man den Möglichkeitenraum für Erfindungen, dann ist es wichtig, Dimensionen so allgemein zu formulieren, dass auch Platz für Innovationen bleibt (vgl. 1. Beispiel). Nehmen wir an, wir wollten ein neues Fahrrad erfinden, das ohne Kette fährt. Das wäre wirklich nützlich – wer hat sich nicht schon die Hose und die Finger an der öligen Kette verschmutzt? Es geht also darum, wie die Kraft von den Füßen auf die Räder kommt. Wenn man da gleich »Kettenantrieb« und »Kardanantrieb« in die Dimension des Möglichkeitenraums einsetzt, hat man mögliche Innovationen bereits ausgeschlossen. Die allgemeinere Formulierung »Stange« anstelle »Kardanantrieb« eröffnet nämlich auch noch andere Möglichkeiten: z.B. eine Stange, die vom »Fußrad« zum »Fahrrad« geht. Wenn man sich das vorstellt, merkt man, dass es nicht ohne ein kleines Getriebe funktionieren könnte. So etwas hat man ja heute als Gangschaltung zur Verfügung. Es könnte also funktionieren.
    Zwicky vergleicht die konventionelle Methode, Neues zu finden, mit der Küstennavigation und seine morphologische Methode mit der Navigation auf hoher See.
    Dennoch hat Zwicky seine Erfindungen nicht immer mit der etwas mühevollen Methode des Möglichkeitenraums erzeugt. Er schreibt selbst (1971):

    »Mein Denken scheint im Schlaf zu geschehen, selten bewußt. Wenn ich daher einfach anfange zu reden, vorzutragen oder zu schreiben, kommen die Gedanken, Erfindungen, Voraussagen usw. automatisch heraus. Das bedeutet, ich sollte öfter aus mir herausgehen und die Resultate jedes Mal sofort aufschreiben oder aufzeichnen lassen.«
Das Unbewusste beschäftigen
    Der plötzliche Einfall, so haben wir oben vermutet, kommt wahrscheinlich durch eine bemerkte oder auch unbemerkte Anregung zustande. Es gibt natürlich auch die andere Möglichkeit, dass im unbewussten Denken weiter an dem Problem gearbeitet wurde. Eine Analogie aus der Gedächtnispsychologie zeigt uns, dass so etwas oft vorkommt: Wir suchen nach dem Namen eines Bekannten, und viel später, wenn wir gar nicht mehr bewusst daran denken, fällt er uns plötzlich ein. Offensichtlich läuft der Suchprozess weiter, ohne dass sich unser Bewusstsein damit beschäftigt. So kann es also im Prinzip auch mit Problemlösungen gehen.
    Freud war der Ansicht, dass der Traum der Königsweg, die »via regia«, zum Unbewussten sei. Können Problemlösungen im Traum auftreten? Ja, da gibt es viele überlieferte Fälle (vgl. Kap. 8). Also wäre es einen Versuch wert, ob nicht jeder von uns Problemlösungen träumen kann. Hierzu gibt es aber zunächst einige

Weitere Kostenlose Bücher