Picasso kann jeder
auch als eine Eigenschaft eines (Gesellschafts-) Systems auffassen.
11. Kreativität im Lebenslauf.
Ist Kreativität weiblich?
Kreativität bei Kindern fördern
Kinder sind nicht automatisch »kreativer« als Erwachsene. Man spricht sogar von einem »Regelalter« (ca. 8 Jahre), in dem Kinder es eben gern genauso haben wollen, wie es »richtig« ist.
Bei Kindern ist »Alltagskreativität« aber dennoch ständig gegenwärtig. Besonders sichtbar wird sie in Mangelsituationen. Peter T. Schulz, der Zeichner des Ollen Hansen, hat eine Sammlung von Spielzeugen aus aller Welt zusammengetragen, die Straßenkinder sich gebastelt haben. Von der Gitarre aus einem Holzbrett und wenigen Drähten bis zum Storch aus einem Holzklotz kann man den kreativen Erfindungsgeist der Kinder bewundern (in seinem Atelier in Köln stellt Schulz seine Sammlung aus).
Manchmal kommen Kinder in Lebenslagen, in denen sie nicht so genau wissen, wie man etwas macht, dann müssen sie etwas »erfinden«. Ob sie aber Lust dazu haben, hängt sehr davon ab, wie ihre vorherigen Erfindungen aufgenommen wurden. Hat man sie für Fehler ausgelacht und verspottet, werden sie natürlich vorsichtig mit Erfindungen sein.
Man denkt üblicherweise, Kinder entfalteten in ihren Zeichnungen einen großen Erfindungsreichtum. Tatsächlich malen sie oft die ganz gleichen schematischen Malformeln für bestimmte Gegenstände immer wieder, manchmal ganz genau gleich über Jahre hinweg. Woher die Form stammte, kann man nicht immer nachvollziehen. Oft ist sie im Kindergarten oder in der Schule von Freund und Sitznachbar abgeschaut. Es gibt den Moment der Erfindung; aber wenn man mit den Zeichnungen des Kindes nicht sehr gut vertraut ist, wird man ihn nicht entdecken. Will man Erfindungsreichtum in der Zeichnung fördern, sollte man daher Aufgaben stellen, die das Kind vorher noch nicht bewältigt hat. Wenn es ein Tier zeichnen soll, das es noch nie gezeichnet hat, muss es überlegen, wie es das so gestalten kann, dass man es von anderen Tieren unterscheidet. Oder: Wie malt man einen Räuber, der sich hinter einer Wand versteckt? Jetzt kann das Kind möglicherweise auf das Prinzip der Verdeckung in der Zeichnung stoßen. Die Instruktion »Erfinde einmal einen neuen Superhelden oder ein neues Monster für einen Spielfilm oder für ein Computerspiel, das es bis jetzt noch nicht gab« öffnet Raum für Erfindungen.
Wenn Erfindungen »probiert« werden und dann Beachtung und Lob von Erwachsenen bekommen, ermutigt das eine kreative Grundhaltung. Das Lob muss aber gezielt die Erfindung benennen. In unserem Beispiel würde es nicht ausreichen, »Das ist aber ein schönes Bild« zu sagen. Es muss stattdessen genau die Innovation benannt werden, etwa: »Toll, der hat fünf Arme und kann allerhand damit anfangen.«
Wie Kinder sich und ihre Lebenslage auffassen, hängt durchaus auch von Märchen und Kinderbüchern ab. Ein Gegensatz soll als Beispiel dienen: In den Harry-Potter-Romanen hat der Held durch seine Zauberkraft Erfolg. Wollte man ihm nacheifern, müsste man auf magische Praktiken setzen. In vielen der früher beliebten Enid-Blyton-Romane (oder in der Jugendbuchserie Die drei Fragezeichen oder in Astrid Lindgrens Pippi Langstrumpf ) sind die Kinder-Helden dagegen erfinderisch und können deshalb schwierigen Notlagen entkommen. Wollen die jungen Leser ihnen nacheifern, dann erschließen sie sich ihre kreativen Möglichkeiten.
Daniel Düsentrieb in den Micky-Maus-Heftchen ist eine eher zwiespältige Figur. Er erfindet allerlei, ohne dass es ihm aber viel hilft (er spiegelt die amerikanische Geringschätzung von intellektuellen Leistungen und den Glauben daran, dass es besser sei, »Geld zu machen« wie Onkel Dagobert). Die Drillinge Tick, Trick und Track, die Neffen Donald Ducks, dagegen sind erfolgreich erfinderisch, also ein gutes Vorbild für Kreativität.
Erwachsene können genervt sein von den vielen Fragen der Kinder. Manchmal ist es wahrscheinlich auch eher das Ziel der Fragerei, die Aufmerksamkeit der Erwachsenen auf sich zu ziehen, als eine Antwort zu bekommen. Manchmal sind die Fragen verklausuliert und indirekt und lassen nicht sogleich erkennen, was das Kind wissen möchte. Dennoch: Wenn sich das Fragen lohnt, wenn man ehrliche und weiterführende Antworten erhält, wird die kindliche Neugier ermutigt und so eine wichtige Voraussetzung für Kreativität geschaffen.
Es gab und gibt »Ausnahmekinder«, deren Erfindungsreichtum sich in frühen Jahren
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