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Picasso kann jeder

Picasso kann jeder

Titel: Picasso kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schuster
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wenigen Jahrzehnten die Welt der Computer. Bahnbrechende theoretische Arbeiten von Gottlieb Frege (1848 – 1925) reichen weiter zurück, technische Anwendungen seiner logischen Theorien sind dann erst nach der neuen Kybernetik, als
deren Begründer Norbert Wiener (1894 – 1964) gilt, möglich geworden. Erneut war das Tor für eine Flut von Erfindungen offen.
    Junge Menschen, die Kontakt zu dieser Welt hatten, gründeten Garagenfirmen, aus denen heute die weltgrößten Industrieunternehmen geworden sind, wie z.B. das Unternehmen Microsoft von Bill Gates. Er ist einer der Erfinder der Computersprache »Basic« und des Betriebssystems »Windows«, mit einer Art Bilderschrift, die jeder ohne langes Lernen von künstlichen Programmbefehlen beherrschen kann. Wer weiß, ob diese Bilderschrift mit der Zeit unser antikes Alphabet ablösen wird? Wenn Bill Gates in seiner Schule nicht einen der damals ganz seltenen Computer zur Verfügung gehabt hätte, wäre Microsoft vermutlich in dieser Form nicht entstanden. Wenn also die Vorbedingungen gegeben sind, muss der Erfinder auch noch das Glück haben, mit dem Wissensbereich in Kontakt zu kommen.
    Diese Ära ist noch nicht zu Ende. Der nächste große Erfindungsschub für Computeranwendungen wird kommen, wenn die Programme zum Sprachverstehen perfekter funktionieren. Zusammen mit Programmen der künstlichen Intelligenz und solchen für nonverbale Kommunikation könnte dann auch der Beruf des Verkäufers durch Roboter ersetzt werden.
    Politische Entwicklungen können Erfindungswelten öffnen oder beenden. In Monarchien und Diktaturen gibt es wenig Spielraum für Sozialutopien. Jean-Jacques Rousseau (1712 – 1778) musste wegen seiner Monarchiekritik in seinem Roman Émile aus Frankreich flüchten. Nach der Französischen Revolution und im demokratischen England war es leichter möglich, über Gesellschafts- und Wirtschaftssysteme nachzudenken. Der satirische Roman Gullivers Reisen von Jonathan Swift (1667 – 1745) spielte in der Zeit derartiger literarischer Erfindungen, die zugleich die herrschenden Zustände kritisierten, ohne Land und Leute direkt zu benennen. Die Not der englischen Industriearbeiter motivierte Karl Marx, ein ganz neues Sozial- und Wirtschaftssystem zu entwerfen: den Kommunismus.
    Den sport- und wettkampfbegeisterten Engländern ermöglichten die neuen weltweiten Transportsysteme Entdeckungen und Erstbesteigungen. Sie eroberten die Pole und die höchsten Berge. Geographische Gesellschaften statteten die Expeditionen aus. Der Reichtum, der aus den Kolonien und der industriellen Wertschöpfung gewonnen wurde, gab einer gebildeten Schicht die für kreative Werke nötige Freizeit. Daheim in England entstand eine Entdeckerfreude, die »in 80 Tagen um die Welt« führte, aber die dann schließlich auch die Grundlage für Darwins bahnbrechendes Werk wurde.
    In einer Epoche kann es schick sein, etwas auszutüfteln, sich als Erfinder zu betätigen. Die englischen Adligen des 18. Jahrhunderts hatten Zeit, die sie nicht allein mit der Jagd verbringen wollten. Sie begründeten eine Tradition von wissenschaftlichen Erfindungen, deren berühmtester Vertreter Sir Francis Galton ist. Noch heute ist man in England gegenüber dem »spleenigen« Exzentriker viel wohlwollender eingestellt als etwa im preußisch geprägten Deutschland: Hier sollten sich die Menschen eher zum Soldaten eignen und eben nicht aus der Reihe tanzen.
    Wie man sieht, gibt es für bestimmte Bereiche (Domänen) in bestimmten Zeiten einen Boom an Entdeckungen und Erfindungen. Manches muss dafür zusammenkommen:
    1. Es muss sich allmählich eine Lage herausgebildet haben, in der Vorarbeiten, vorherige Erfindungen ganz neue Anwendungen ermöglichen.
    2. Es muss private oder öffentliche Finanzierungen für diese Erfindungen geben.
    3. Es muss eine Gruppe von Menschen geben, die genügend Zeit haben, den neuen Möglichkeiten nachzugehen. Dann aber kann sich eine Erfinderstimmung entwickeln, die ganz allgemein Erfindungen und Entdeckungen in einer Zeit befördert.

    Wie steht es damit heute? Geographische Entdeckungen sind kaum mehr möglich. Der Weltraum ist für einen Entdeckerboom noch viel zu schwer zu erreichen. Die Goldgräberzeit der Computerentdeckungen ist vorbei. Es sind nicht mehr die Jugendlichen, die uns Erwachsenen vormachen, wie man ein Programm schreibt. Mächtige Hard- und Software-Firmen haben die Entwicklung in ihre Hand genommen.
    Scheint es also eine Flaute im Aufkommen von Erfindungen zu

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