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Picknick auf dem Eis (German Edition)

Picknick auf dem Eis (German Edition)

Titel: Picknick auf dem Eis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Kurkow
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zwei Schaschliks ins Haus.
    Viktor guckte ins Zimmer, um Sonja zu rufen, aber sie schlief schon, mit dem Packen Dollar in ihrer kleinen Hand.
    Er zog sich zurück, bemüht, keinen Lärm zu machen, und schloß die Tür hinter sich. Auf der Veranda setzte er sich an den Tisch und entdeckte den Pinguin neben dem kleinen Tisch.
    »Was ist, trinken wir zu den Schaschliks Wodka?« fragte Sergej, während er den Wodka mit Pfeffer öffnete.
    »Klar!« Viktor schob Sergej sein leeres Glas hin.
    Nachdem sie hundert Gramm gekippt und einen Spieß leergegessen hatten, fühlten sie sich hundemüde und gingen schlafen.
    »Genau drei Uhr« – erschallte die Frauenstimme der sprechenden Uhr.
    37
     
    Gegen elf Uhr morgens wurde Viktor von einem Klopfen am Fenster geweckt.
    »Eure Nachbarn!« rief jemand heiser und fröhlich. »Ein gutes Neues Jahr!«
    Viktor erhob sich, ging zum Fenster und sah auf dem Hof zwei junge Männer mit zwei jungen Frauen. Die Gesichter der Männer kamen ihm bekannt vor, und er erinnerte sich rasch, wo er sie gesehen hatte: es war in der Nacht nach der Explosion gewesen, bei dem von der Mine zerrissenen Dieb. Beide sahen etwas verquollen aus, und die daneben stehenden Mädchen hoben sich keineswegs durch besondere Frische ab.
    »Hör mal!« klopfte der Bärtige an das Fenster. »Zeig uns den Pinguin! Ja?« Und er hob die Hand hoch, in der er eine Flasche Sekt hielt.
    Viktor rüttelte Sergej wach.
    »Wir haben Gäste!«
    »Was für Gäste?« murmelte Sergej.
    Innerhalb von zwei Minuten kam er zu sich.
    Bald danach saßen sie auf der Veranda. Auf dem Tisch standen noch viele Essensreste, und draußen auf dem Hof lagen auf der erloschenen Kohle die nachts nicht mehr durchgebratenen und jetzt auch noch angefrorenen Schaschliks.
    Die Gäste betrachteten den Pinguin, aßen, tranken und erzählten Witze. Die Party begann Viktor auf die Nerven zu gehen und er hoffte sehnlichst auf ein Ende. Er mußte nicht lange warten. Eines der Mädchen begann plötzlich betrunken zu schluchzen und sagte, daß sie schlafen wolle. So verabschiedeten sich die Gäste.
    Sergej rieb sich die Schläfen und sah Viktor mit leicht vernebeltem Blick an.
    »Morgen muß ich wieder arbeiten…«, sagte er bekümmert.
    Viktor überlegte. In die Stadt durfte er nicht zurück; den Chef anzurufen, dafür war es noch zu früh.
    »Kann ich noch ein paar Tage hier bleiben?« fragte er.
    »Von mir aus für immer!« Sergej winkte ab. »Für mich ist es sogar besser, dann kommt hier kein Idiot vorbei, um zu stehlen…«
    Trotz seiner Kopfschmerzen fuhr Sergej noch an diesem Abend in die Stadt.
    »Wenn was sein sollte, ruf an! Die Telefonzelle steht neben dem Haus des Wächters am Anfang der Hauptallee«, sagte er beim Abschied. »Dem Wachdienst sage ich gleich Bescheid, daß Ihr hier seid… Sei bloß vorsichtig mit diesen Dollars… Versteck das Päckchen irgendwo.«
    Viktor nickte.
    Der ›Saporosh‹ fuhr ab. Es herrschte wieder Stille. Nur aus dem Zimmer war gedämpft der Fernseher zu hören, Sonja sah einen Film.
    »Weißt du was«, sagte Viktor zu ihr, als er sich neben sie auf das Sofa setzte, »gib mir dein Geld zur Aufbewahrung!«
    »Da!« Sonja schob ihm das Paket hin. »Aber verlier es nicht!«
    Viktor versteckte die Dollars in der Tasche, in der auch die geschenkte Pistole lag, und versenkte die Tasche im Keller.
    38
     
    Die folgenden Tage verliefen ruhig und ereignislos, abgesehen von der Ankunft der örtlichen Polizei, die den Körper des Unglücksdiebs abholte. Aber auch da saßen sie, auf Bitte des Wächters hin, still zu Hause, bis alles vorüber war.
    »Wozu müßt Ihr als Zeugen auftreten?« hatte Wanja, der Wächter gefragt, und Viktor war ganz seiner Meinung. Als die örtliche Polizei weg war, kam Wanja wieder und gab Entwarnung. »Alles in Ordnung«, sagte er.
    »Und dem Besitzer dieses Häuschens wird nichts passieren?« interessierte sich Viktor.
    Der alte Wanja lachte. »Der Besitzer war grade da, ein Oberst! Er hat gesagt, die Minen haben sie für ihn gelegt, und nicht er für Diebe… Klar, jetzt kann man ja wirklich leicht an sowas rankommen.«
    Sonja verbrachte den größten Teil des Tages vor dem Fernseher, und nur wenn es etwas ganz Langweiliges gab, ging sie auf den Hof oder spielte auf der Terrasse mit dem Pinguin.
    Viktor litt unter dem Nichtstun. Er hätte gerne etwas getan, selbst etwas Nutzloses, aber in dem Häuschen gab es einfach nichts, und er langweilte sich entsetzlich, guckte mal ins Zimmer und sah auch ein

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