Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Piesberg in Flammen

Piesberg in Flammen

Titel: Piesberg in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich-Stefan Noelke
Vom Netzwerk:
deutlich das Fauchen der Flammen zu hören. Er rief nach Heeger und war vollkommen auf seine Aufgabe fokussiert. Jede Gefahr war ausgeblendet. Der Sinn der Aktion wurde nicht hinterfragt. »Wo bist du?«
    Er hörte ein Schaben von links, griff in diese Richtung und bekam Heegers Lederjacke zu fassen. Kräftig zog er daran, es war Leben in ihr. Heeger lag auf der Seite und zog an etwas anderem.
    Wie Öl legte sich der Rauch auf die Schleimhäute.
    Hero Dyk stand noch halb auf der Treppe. Er brauchte sich nur klein zu machen. Das Gewicht nach hinten verlagern. Langsam rutschte Heeger heran, Hero Dyk ließ nicht los.
    Plötzlich bäumte sein Freund sich auf und schlug um sich, um irgendwo Halt zu finden. Ein Ertrinkender, der sich an seinen Retter klammert. Hero Dyk drängte sich zwischen seine Arme, so konnten sie ihm nichts anhaben. Dann stieß er ihn die Treppe hinunter. Durch die eigenen Beine hindurch. Heeger rutschte auf dem Rücken mit dem Kopf voran hinunter ins Erdgeschoss. Hero Dyk griff sich den Mann, den Heeger geborgen hatte. Auch ihn stieß er durch die eigenen Beine hindurch nach unten, beide fanden sich am Fuß der Treppe wieder.
    Heeger rang nach Luft und sprang auf, er schlug um sich, panisch.
    Der andere rührte sich nicht.
    Hedi stand neben ihm. »Nudel«, rief sie. Immer wieder: »Nudel.«
    Â»So helfen Sie mir doch«, keuchte Hero Dyk. »Wir müssen ihn nach draußen schaffen.«
    Aber Hedi fuhr fort, nach Nudel zu rufen. Sie hatte sich eine alte Handtasche gegriffen, an der sie sich festhielt. Heeger sog die frische Luft ein. »Mensch«, rief er wütend. »Du hättest mir fast den Hals gebrochen.«
    Â»Lass uns verschwinden«, rief Hero Dyk und griff sich eine der Apparaturen, die sie gefunden hatten.
    Sie zogen den Mann mit sich und flüchteten durch die Milchglastür auf den Hinterhof. Heeger drängte auch Hedi nach draußen und lehnte sich schließlich mit dem Rücken gegen eine Wand, um sich zu beruhigen. Das Feuer schlug schon aus dem Dach.
    Das Gesicht des Mannes war völlig schwarz vom Ruß. Hero Dyk prüfte seinen Puls, da war nichts mehr. Er legte ihn flach auf den Boden.
    Â»Was soll ich tun?«
    Â»Leg seinen Brustkorb frei, und dann massieren«, sagte Heeger. »Das ist wichtiger als Beatmen.«
    Der Mann trug eine Strickjacke, die sich leicht öffnen ließ, darunter ein olivgrünes, verschmutztes Unterhemd.
    Â»In der Mitte das Brustbein«, wies ihn Heeger an. »Kurze Stöße mit beiden Händen. Und nicht aufhören.«
    Hero Dyk tat, wie ihm geheißen. Immer wieder drückte er auf das Brustbein, bis er ganz außer Atem war. Der Mann war spindeldürr. Seine Knochen knackten bedenklich. Er hatte weißes Brusthaar. Seine Haut war wund und dünn wie Papier.
    Jacqui LaBelle kam ihm in den Sinn, deren Haut ganz weiß und ebenso wund aussah. Er verscheuchte den Gedanken.
    Â»Er rührt sich nicht.«
    Â»Hör nicht auf«, sagte Heeger. Hedi saß neben ihm und schien nicht zu begreifen, was das alles für sie bedeutete.
    Minuten später stand die Feuerwehr vor dem Haus, es waren mehrere Löschzüge. Ein Sanitäter fand sie hinter dem Haus, und man brachte sie in sichere Entfernung. Nudel bekam Sauerstoff, aber es half nichts. Ein Notarzt kam hinzu, gab ihn aber schließlich auf, während die Löscharbeiten in Gang kamen.
    Â»Tot?«, fragte Hero Dyk.
    Ein Nicken bestätigte seine Vermutung. Heeger nickte ebenfalls. »Also umsonst«, sagte er. »Wir haben den vierten Toten zu beklagen.«
    Â»Brauchen Sie Hilfe?«, wollte der Arzt wissen. »Sie sollten sich untersuchen lassen.«
    Heeger winkte ab. »Was ist mit der Frau?«
    Hedi saß wimmernd im Krankenwagen.
    Â»Schock«, sagte der Sanitäter. »Was machen wir mit ihr?«
    Â»Fragt mal Reiner Hundt«, sagte Hero Dyk. »Der weiß, wie man ihr helfen kann.« Er erklärte ihnen, wo sie den Leiter der Tageswohnung fanden. »Ich denke nicht, dass sie versichert ist. Und ihren Sohn suchen wir gerade.«
    Der Einsatzleiter sah nach ihnen. Harry war sein Name, Heeger kannte ihn. »Das Feuer scheint unter dem Dach ausgebrochen zu sein«, sagte er. »Da kommt alles zusammen, was es braucht: ein guter Zünder, reichlich Sauerstoff und viel Zeugs, das gut brennt. Hier ist nicht mehr viel zu machen.«
    Der Dachstuhl stand in hellen Flammen. Hero Dyk und

Weitere Kostenlose Bücher