Piesberg in Flammen
zum Weg hoch und blieb knurrend stehen. Pieter lauschte, aber niemand floh vor dem Tier. Stattdessen hörte er deutlich, wie jemand seinen Namen rief. Nicht Pieter, sondern seinen richtigen, vollständigen Namen. Den, den ihm seine Mutter gegeben hatte: Karl-Johann Steiner.
Pieter erhob sich und erkannte Hero Dyk, der ihm zurief: »Sie brauchen keine Angst zu haben, Herr Steiner, ich will Ihnen nichts tun. Aber ich kenne jetzt Ihren Unterschlupf und werde es nicht für mich behalten. Ich weià nicht, wie viele Verstecke Sie haben. Dieses hier nützt Ihnen nichts mehr.«
»Nennen Sie mich Pieter«, rief er zurück. »Und lassen Sie Ihr Rad oben auf dem Weg stehen.«
»Gut«, antwortete Hero Dyk. »Einverstanden. Dann nenn du mich Hero. Wir können uns duzen, wenn du willst.«
Pieter rief den Hund zurück, und Hero Dyk stieg zum Stollen hinunter. Er ging etwas steif. Man sah ihm die vielen Kilometer an, die er gefahren war. Sie steckten ihm in den Knochen.
»Mach dir nicht die Mühe, mein Versteck zu verraten, Hero.« Er zog den Namen spöttisch in die Länge. In der Hand hielt er ein paar der zerbrochenen Latten, mit denen er vergeblich ein Feuer hatte machen wollen. »Jemand hat mein Holzhaus zerstört. Ich bin ohne Schutz. Das Versteck wurde also bereits verraten. So halte ich nicht durch. Es ist zu kalt.«
Pieter zerbrach die Latte mit seinen groÃen Händen. Hero Dyk sah, wie sehr der Junge fror. »Wie hast du mich gefunden? Kommt jetzt die Kavallerie?«
»Lilly war mal auf einem Schulausflug hier. Meine Tochter. Sie erinnerte sich, dass du dich sehr merkwürdig benahmst, als alle im Wald herumliefen.«
Pieter lachte. »Sie beobachtet ziemlich genau.«
Hero Dyk lachte ebenfalls. »Sie ist meine Tochter.«
»Sag, was du willst.« Pieter wurde schnell wieder ernst. Er zitterte vor Kälte.
»Heeger sucht dich wegen der Brandstiftungen. Du solltest dich stellen und das aufklären. Das Haus deiner Mutter ist heute Morgen abgebrannt.«
»Ist ihr etwas geschehen?« Offene Wachsamkeit lag in seinem Gesicht. Nicht die erwartete Sorge.
»Nein«, sagte Hero Dyk. »Es geht ihr gut.«
Enttäuschung. »Ah«, sagte Pieter. »Gut.« Der Gesichtsausdruck ging auf neutral zurück, als hätte er nicht wirklich damit gerechnet, so einfach davonzukommen. »Tut mir leid wegen des Schreibhauses.«
»Warst du das?«
Pieter schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Erzähl mir von deiner Mutter. Was ist sie für ein Mensch?«
»Was für ein Mensch? Weià ich nicht. Sie ist meine Mutter. Ich kenn keine andere.«
»War sie nett zu dir?«
»Hör mal, ich kann jetzt keinen Small Talk.«
»Ich weiÃ. Hier ⦠nimm meine Jacke, dann wird dir warm.«
Sie half nicht viel. Die Zähne schlugen ihm aufeinander.
»Wie bist du aufgewachsen? Ging es dir gut?«
»Mir kamâs normal vor.«
»Du bist ein Einzelkind. Hattest du viele Freunde?«
Wieder diese Wachsamkeit. Pieter ging ein paar Schritte bis zum Wasser, um seine Regungen zu verbergen und Spannung abzubauen.
»Ich hatte Prügel statt Freunde. Was willst du hören? Das ganze Haus ständig voller Besoffener, von denen keiner auch nur einen Cent besaÃ. Ich musste stehlen für die, ich hab gekocht. Und wenn sie dann gekotzt haben, hab ich es weggeputzt. Nachts habe ich mich eingeschlossen. Ich erzähle dir gerne, was passierte, wenn ich das mal vergaÃ, falls dir das hilft. Ich hatte mal einen Hund, weiÃt du â¦Â«
»Und Jacqui?«
»Was soll mit ihr sein?«
»Warum sie?«
Pieter drehte sich wieder zu Hero Dyk und sah ihn an. »Sie lässt mich zur Ruhe kommen. Ich finde Halt bei ihr, auch wenn sie das nicht ahnt. Alles ist besser als das âºOld Hediâsâ¹. Ich bin den ganzen Tag mit dem Fahrrad unterwegs. Das ist schon viel Freiheit für mich.«
»Wer hat mein Haus angezündet?«
Pieter schwieg beharrlich.
»Simon war bei Hedi. Wir wissen, dass ihr Brüder seid. Was für ein Mensch ist er?«
Pieter stopfte die Hände so fest in seine Hose, dass Hero Dyk um die Taschen fürchtete. Dann fuhr er sich durch die Haare und stapfte auf und ab. »Ich weià nicht â¦Â«, murmelte er dabei. »Seine Nerven sind schlecht. Er plant nicht. Er macht einfach.«
Plötzlich stand Pieter oberhalb von Hero Dyk. Ganz
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