Piesberg in Flammen
Bränden vor Ort, das konnten wir ermitteln. Ich habe ihn vernommen, als ich hierher gerufen wurde.«
»Dann weiÃt du, wo du ansetzen musst?«
Karl Heeger nickte. »Gleich morgen erwirke ich einen Haftbefehl.«
»Feli wird schimpfen.«
»Das wird sie«, sagte Heeger und verzog das Gesicht.
Die beiden Männer erhoben sich und gingen nach unten, um Svetlana bei der Zubereitung des Abendessens zu helfen. Recht still tranken sie zu dritt eine Flasche Wein leer.
*Â *Â *
Ab und zu wurde Feli gebeten, auch abends im »Trota« auszuhelfen. So an diesem Tag. Das Lokal war gut, sämtliche Tische reserviert. Feli hatte alle Hände voll zu tun, fand aber dennoch Zeit, das Gespräch anzunehmen, als ihr Handy läutete. Pieter war am Apparat, das sagte ihr das Display.
»Hey«, meldete sie sich.
»Feli? Bist du das? Hör zu ⦠ich muss dich kurz sehen.«
»Pieter ⦠ich bin im âºTrotaâ¹. Es ist viel los. Ich kann jetzt nicht weg.«
»Ich weiÃ, ich hab dich gesehen. Ich hatte gehofft, dass du dort sein würdest. Du musst dich kurz freimachen. Nur ein paar Minuten. Geh in Richtung Katharinenkirche. Bei der Rolandsmauer rechts. Dort warte ich auf dich. Geht das?«
Feli sah sich suchend um, als ob sich Pieter irgendwo versteckt hielte. Das Lokal war mehr als voll. Sie wurde dringend gebraucht.
»Gut«, sagte sie. »In fünf Minuten. Und nur ganz kurz.« Dann unterbrach sie das Gespräch.
Ihre Chefin war eine nette Frau, aber es gefiel ihr gar nicht, an so einem Abend um eine kurze Pause gebeten zu werden. »Gerade jetzt?«, wollte sie wissen. »Muss das sein?«
Aber Feli drängte: »Nur kurz. Ich bin gleich wieder zurück.«
Man lieà sie gehen. DrauÃen blies ein kalter Wind. Ihre Bluse war viel zu dünn, die Absätze zu hoch für einen Spaziergang. Ihre Jacke hatte sie in der Aufregung vergessen. Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper. Dass Pieter sie so dringend sehen wollte!
Sie nahm den Weg, den er ihr beschrieben hatte. Bei der Rolandsmauer war es dunkel. Eine Schule, ein Bolzplatz, Hintergärten, ein Spielplatz. Zögernd ging sie weiter, doch er zeigte sich nicht. Links führte ein FuÃweg durch die Gärten, aber der Weg war dunkel. Es dauerte einen Moment, bis sie sich traute.
»Pieter?«
Nach fünfzig Metern trat er ihr ganz plötzlich in den Weg. Sie erschrak sehr, aber er mahnte sie, keinen Lärm zu machen. Erst jetzt sah sie ein groÃes Loch in der alten Stadtmauer. Eine kreisrunde, ordentlich mit Edelstahl ausgekleidete Ãffnung, die durch ein starkes Gitter verschlossen wurde, das nun offen stand.
»Aber was ist denn los?«, flüsterte sie, nun doch ein wenig erbost. Sie wies auf das geöffnete Vorhängeschloss. »Woher weiÃt du, wie man so was knackt?«
Er legte ihr einen Finger vor die Lippen, und sie schwieg.
»Still«, sagte er und zog sie durch das Loch in einen angrenzenden Garten, in dem sie ungestört waren. »Lass mich reden.« Er sprach betont ruhig und deutlich. So wie jemand, der in einer Notsituation dringende Anweisungen gibt. »Ich muss weg. Ein paar Tage nur. Ich drehe sonst durch. Du sollst dir keine Sorgen machen, hörst du? Und such nicht nach mir. Es hat nichts mit uns zu tun. Ich melde mich.«
»Aber womit hat es zu tun?«, beharrte sie. »Wie kann ich dir helfen?«
»Es gibt Sachen, die darf ich dir nicht erzählen. Dein Vater sucht mich wegen der Brände.«
»Aber du hast mich gerettet! Was sollst du damit zu tun haben?«
Pieter zuckte die Schultern. »Auch Hero Dyk stellt mir nach.«
»Der? Was hat der damit zu tun?«
»Er hat Jacqui flachgelegt.«
»Er hat was?«
»Jacqui flachgelegt. Versucht hat er es zumindest. Ich habe ihn dabei erwischt.«
»Ihhh ⦠wie eklig.«
»Sie macht viele eklige Sachen.«
»Aber du doch nicht, oder?«
Er nahm ihren Kopf in seine groÃen Hände und küsste sie innig.
Es war ihr erster Kuss, und damit war sie verloren.
»Du kommst doch wieder?«
»Mach dir keine Sorgen um mich.« Das sagt man so.
»Es ist schrecklich süÃ, was du im Netz schreibst.«
»Welches Netz?«
»Na, im Osnabrueckerleben.«
Er sah sie verständnislos an. »Ich muss jetzt los.« Er küsste sie noch einmal, dann schob er sie durch die Mauer zurück in die Kälte und schloss das
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