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Piesberg in Flammen

Piesberg in Flammen

Titel: Piesberg in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich-Stefan Noelke
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war dabei und wurde schier verrückt, als wir alle dort herumliefen. Es gibt eine Quelle, und das Wasser ist ganz gelb vom Eisen. Wir sind mit den Füßen darin herumgelaufen. Pieter fand das nicht witzig. Der Ort war wichtig für ihn. Fast beschützte er ihn, so kam es mir vor. Glaubst du auch, dass er die Brände gelegt hat?«
    Â»Brandstifter sind feige«, sagte Hero Dyk. »Und das trifft auf ihn nicht zu. Karlsstollen, sagst du?«
    Lilly bestätigte das. »Hannah kommt gleich«, mahnte sie.
    Also ließ er sie allein. Es war früher Nachmittag. Er hielt an einem Schnellimbiss und aß eine Currywurst mit Pommes weiß. Was sollte er nun unternehmen? Er hatte keine Lust, nach Hause zu fahren. Bis zum Karlsstollen war es nicht sehr weit, wenn man mit dem eBike fuhr.
    Sein Tachometer zeigte an, dass er heute schon vierundfünfzig Kilometer gefahren war, da kam es auf ein paar mehr auch nicht an. Er hatte eine Ersatzbatterie dabei und auch eine Regenjacke.

ZEHN
    Pieter hatte eine fürchterliche Nacht hinter sich und eine weitere vor sich, als es erneut zu nieseln begann. Eine Pferdedecke war sein einziger Schutz, er hatte sie in seiner Not des Nachts auf einem Hof gestohlen. Carlsson lag dicht neben ihm und spendete etwas Wärme. Pieter drückte sich frierend in die dicken Wurzeln, die nichts Erotisches mehr an sich hatten. Das stete Murmeln der Quelle klang jetzt kalt und bedrohlich.
    Seit gestern Abend saß er hier, seine Mutter hatte ihm etwas zu essen gegeben, als er bei ihr gewesen war. Oder richtiger: Er hatte sich genommen, was er brauchte. Hedi war betrunken gewesen, die üblichen Herumtreiber saßen an ihrem Tisch.
    Es hatte ihn zum Karlsstollen getrieben, als er erfuhr, dass Hero Dyk seine Mutter aufgesucht hatte. Dies war schon als Junge sein Versteck gewesen. Er hatte an nichts anderes denken können. Doch heute bot der Wald keinen Schutz.
    Pieter war wütend auf sich. »Kontrolle«, sagte er und streichelte den Hund. Das Tier sah ihn an und schnaufte. »Recht hast du«, stimmte Pieter zu. »Ich muss die Kontrolle bewahren. Ganz ruhig. Keine Panik.«
    Er hatte sich seine Flucht anders vorgestellt. In einer Holzhütte hatte er schlafen wollen, dort war es warm. Er hatte sie in gebotener Entfernung vom Stolleneingang zwischen die Büsche gebaut und gut verborgen. Seit Jahren hegte und pflegte er sie. Früher hatte er sie benutzt, um ab und zu seiner Mutter zu entfliehen, wenn es gar zu arg wurde. Innen lag in wasserfesten Beuteln verpackt stets ein Schlafsack bereit und alles andere, was man braucht, um ein paar Tage zu verschwinden.
    Er hatte sich auf das Versteck verlassen, als er gestern Nacht aufgebrochen war.
    Aber jemand hatte das Holzhaus zerstört und war dabei sehr gründlich und systematisch vorgegangen. Es war nicht nur eingerissen worden. Man hatte so gut wie jede Latte zerbrochen, damit es nicht wieder aufgebaut werden konnte. Kein Stück Plastikfolie war groß genug geblieben, um Schutz zu spenden. Der Schlafsack und alles, was wärmen konnte, war aufgeschlitzt und in Fetzen im Wald verstreut worden. Bald würde ein Förster darauf stoßen, das ließ sich nicht mehr vermeiden.
    Er hatte versucht, aus den Überresten ein Feuer zu machen, um sich zu wärmen, aber das Holz war feucht gewesen. Pieter war zu müde, um darüber nachzudenken, wer das alles getan haben mochte. Er erinnerte sich nicht, jemals irgendwem von seinem Holzhaus oder vom Karlsstollen erzählt zu haben. Verfolger waren ihm bei seinen Fluchten nie aufgefallen.
    Und jetzt noch der Regen.
    Carlsson schreckte hoch und spitzte die Ohren.
    Â»Was ist, mein Freund?«, fragte Pieter. »Was hörst du?«
    Er hielt Carlsson zurück, denn der Hund sollte sich nicht auf Wanderer stürzen. Das hätte das Versteck verraten.
    Carlsson fing leise zu knurren an, und Pieter gab beruhigende Laute von sich. Jetzt hörte er es auch. Und er sah zwischen den Bäumen hindurch einen Mann auf einem Fahrrad dem Weg folgen, der durch das Gehöft und am Stollen vorbeiführte.
    Pieter konnte hören, wie der Mann den Weg entlangradelte. Er duckte sich hinter die Wurzeln und wartete, dass das Geräusch verklang, aber es erstarb sehr abrupt. Es hörte ganz einfach auf. Stille. Der Mann hatte angehalten.
    Da ließ er den Hund los, damit er den Eindringling verscheuchte. Nicht angreifen. Nur verscheuchen.
    Carlsson rannte kläffend

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