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Piesberg in Flammen

Piesberg in Flammen

Titel: Piesberg in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich-Stefan Noelke
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stehen«, rief Simon wild. »Komm her. Geh da rein. Mach schon.« Er erging sich in Imperativen, weil er die Pistole hatte.
    Felis Telefon klingelte laut.
    Â»Fass es nicht an!«, rief Simon. »Halt die Hände hoch.« Er befahl ihr, sich umzudrehen, und wühlte von hinten in ihren Taschen, bis er das Handy fand. Er drückte das Gespräch weg.
    Â»Lass das!«, heulte Feli auf und versuchte, das Gerät zu greifen, aber Simon entzog es ihr. »Was hast du mit Pieter gemacht? Wo ist er?«
    Simon steckte das Telefon in seine Tasche. Es mochte ihm noch nützlich sein. »Mein Bruder sitzt in Untersuchungshaft, so. Und jetzt steh still«, sagte er. »Ich muss dich abtasten.« Das tat er mit seiner verkrüppelten linken Hand und mit großer Sorgfalt. Er berührte ihre intimsten Stellen, stöhnte anzüglich und freute sich. Dann stieß er sie grob zum Stolleneingang.
    Sie musste vor ihm hineingehen. Er zog das Tor zu und hängte das Schloss davor. »Siehst du«, sagte er. »Man kann es von innen einhängen. Und jetzt geh«, trieb Simon sie voran. »Lass die Sachen nicht fallen.«
    Â»Das ist alles für mich gedacht!«, begriff Feli empört. »Das Essen und die warme Kleidung. Du willst mich hier einsperren, oder? Du hast den Schlüssel für dieses Schloss!«
    Er stieß sie vorwärts, betätigte einen Schalter, und plötzlich leuchteten etwa alle fünfzig Meter Glühbirnen auf. Der Gang verlief schnurgerade, so weit man sah, und teils war er so niedrig, dass man sich den Kopf anstieß, wenn man sich nicht bückte. Streckte man die Arme aus, konnte man beide Wände berühren.
    Â»Wir fahren jetzt in den Berg ein«, rief Simon. »So nennt man das. Dieser Stollen diente dazu, das Erz abzutransportieren, das in höher gelegenen Gängen gewonnen wurde.«
    Â»Das ist mir völlig schnurz«, heulte Feli. Die Stimmen klangen dumpf und ohne Hall, fast wie in einem schalltoten Studio. Jedes Haar an ihrem Körper stellte sich steil auf, sie zitterte vor Angst und machte sich so klein wie möglich.
    Â»Es gibt hier Fledermäuse«, wusste Simon mit gewissem Stolz zu erzählen. »Manche von ihnen übertragen Krankheiten. Die Tollwut zum Beispiel. Die Temperatur beträgt konstant sieben Grad Celsius.«
    Sie gingen immer tiefer in den Berg hinein, er hatte eine Taschenlampe dabei. Als eine Abzweigung kam, hielten sie sich rechts. Ab hier wand sich der Stollen, er folgte einer Störung im Gestein, die man für vielversprechend gehalten hatte. Sie kamen an einer breiten Stelle vorbei, an der sich früher Loren begegnen durften. Mehrfach gab es Stiegen nach oben oder vertikale Schächte, durch die man das Erz geschüttet hatte. In den Stiegen hingen früher Leitern, die jetzt fehlten. In manche hatte man Stufen gehauen, die stark verfallen waren. Das Gestein schien sehr fest zu sein, es gab keine Stützen für den Stollen. Einmal stiegen sie selbst ein paar Meter nach oben, um einem anderen Gang zu folgen.
    Simon stieß Feli grob vorwärts, wenn sie nicht schnell genug lief. Sie hatte Angst vor den scharfen Felsen, aber das störte ihn nicht. An der nächsten Abzweigung führte er sie nach links, so ging es mehrfach, bis keine Orientierung mehr möglich war.
    Schließlich kamen sie zu einem großen Raum, der drei Ausgänge hatte. Links öffnete sich zudem eine Grotte voll klaren Wassers, auf dem Grund waren Hartholzreste zu sehen, davor ein stabiles Geländer aus Eisen. In einer Nische hatte jemand ein Abbild der heiligen Barbara angebracht, der Schutzpatronin der Bergleute, darunter war aus Steinen ein Altar errichtet. Gleich daneben hing ein Telefon.
    Â»Es funktioniert nicht«, sagte Simon, als er ihren Blick sah. »Ich habe die Verbindung nach außen abgeklemmt.« Er wies auf einen länglichen Bollerwagen, auf dem man eine Art Badewanne aus Edelstahl befestigt hatte. Sehr schmal und deshalb an eine Bombe erinnernd, wie man sie in alten Fernsehberichten über die Rettung in Lengerich gesehen hat. »Mit dem Schleifkorb werden Menschen gerettet, wenn es ein Unglück gibt. Darin kannst du schlafen. Ich habe dir Wolldecken hineingelegt. Neben dem Telefon findest du Knickstäbchen, die leuchten. Geh sparsam damit um, es gibt nicht sehr viele.«
    Neben dem Telefon hing ein Feuerlöscher. Er zeigte ihr ein paar der daumengroßen Fledermäuse und einen

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