Piesberg in Flammen
ihm. Der junge Mann erschrak heftig, als Heeger so plötzlich in der Tür stand. Sie hatten die Räume gefegt und den Müll im Flur aufgehäuft. Die Tür zur Wohnung links stand weit offen, hier sah man noch, wie es rechts vorher ausgesehen haben musste. Die drei hatten zwei nagelneue Biertische und die dazugehörigen Bänke besorgt und in der gereinigten Wohnung aufgestellt.
»Mann!«, rief Simon. »Haben Sie mich vielleicht erschreckt.« Er hatte für seine Mutter Möbel in einem der üblichen Einrichtungshäuser gekauft und war mit den anderen beiden dabei, sie aufzubauen. Ein Bett, ein Schrank, ein Tisch und Stühle. Ãberall auf dem Boden lagen Teile herum und Pappkartons. Simon erhob sich von seiner Arbeit, kam Heeger jedoch nicht entgegen. Die beiden Stadtstreicher schauten auf, arbeiteten aber ruhig weiter. In einem von ihnen erkannte Heeger den Nachbarn von Hero Dyk. Pretorius.
»Ich könnte das nicht«, sagte Heeger und hielt zum Beweis seine beiden Hände hin. »Völlig ungeschickt.«
Simon lachte vorsichtig.
»Es ist erstaunlich, was Sie mit nur einer Hand vollbringen.«
»Ich habe gelernt, sie zu nutzen, so gut es geht«, sagte Simon. »Nur greifen kann ich nicht richtig.«
»Wie ist das passiert?«, wollte Heeger wissen.
Simon betrachtete seine Linke wie ein fremdes, bösartiges Wesen. »Sind Sie deshalb hier? Um mich nach meiner Hand zu fragen?«
»In unseren Akten steht, dass Ihre Mutter Ihnen die Verbrennung zugefügt hat. Hedi Steiner. Sie sind Linkshänder, und sie wollte Ihnen das austreiben. Sie hat Ihre linke Hand zerstört, damit Sie die rechte benutzen. Sie waren damals zwei Jahre alt. Nachbarn haben Sie gefunden und ins Krankenhaus gebracht.«
Simon sah sich um und fand kein Loch, um sich zu verstecken. Er mied jeden Augenkontakt und sah zu Boden.
»Ihrer Mutter wurde danach das Sorgerecht entzogen«, setzte Heeger nach. »Jacqui Kroll hat Sie adoptiert, sie war damals verheiratet.« Er umfasste den Raum mit einer weiten Geste. »Und trotzdem werden Sie nun Ihre Mutter aufnehmen. Sagen Sie mir, warum Sie das tun? Ist es das Pflichtgefühl des leiblichen Sohnes, oder fiel Ihnen keine Antwort ein, als sie anrief?«
Simon schwieg verstockt wie ein kleiner Junge, also fuhr Heeger fort: »Ihr Bruder hat sich gestellt, aber er schweigt. Ich denke, er hat einen Grund dafür. Ich kann Pieter nicht sehr lange festhalten. Morgen wird er frei sein, obwohl wir sicher sind, dass er mit den Bränden zu tun hat.«
Die Stadtstreicher unterbrachen nun ihre Arbeit und sahen auf. Es war, als fühlten sie sich bei ihren Geschäften gestört.
Simon fasste sich. »Wie kann ich Ihnen helfen?«, wollte er mit rauer Stimme wissen.
Heeger dachte nach. »Helfen?«, sinnierte er. »Nein, helfen können Sie nicht. Ich frage mich, seit wann Sie wussten, dass Hedi Steiner Ihre Mutter ist und Pieter Ihr Bruder. Wann haben Sie das erfahren? Und wer hat es Ihnen gesagt?«
»Sie hatte Fotos von mir«, sagte Simon trotzig. »Sie hat sie mir gezeigt. Nur ein paar Monate alt. Woher kann sie solche Fotos haben?«
An dieser Stelle mischte sich Pretorius in das Gespräch ein. »Jetzt is mal Schluss«, schimpfte er. »Tschakka! Wir ham hier noch viel zu tun, bis Hedi einziehen kann. Was is denn mit Pieter? Lassen Sie den bloà nicht frei. Der hat doch unseren Hannes getötet und all die Häuser angezündet. Nur deshalb helfen wir hier. Damit alles in Ordnung kommt.«
»So, das wissen Sie also, dass das der Pieter Steiner war?«
»Er wusste immer, wo es brennt«, sagte Pretorius.
»Das ist nicht dasselbe«, antwortete Heeger und betrachtete den Herumtreiber, bis dieser wegsah. »Sagen Sie mir«, fuhr er ihn an, »was ist Ihr Interesse an diesem Fall? Was haben Sie und Ihre Freunde damit zu tun? Woher wissen Sie, was Pieter Steiner weià und was nicht?«
Pretorius antwortete nicht, und Heeger lieà die Männer stehen.
Simon folgte ihm vor die Tür und sah ihm lange nach. Kaum war der Kommissar auÃer Sicht, gab er eine kurze Anweisung: »Macht hier weiter.« Damit ging er zum Haus, in dem er mit Jacqui wohnte, stieg in den Keller und setzte sich in einen der Sessel. Er holte den Laptop hervor und loggte sich im Netzwerk als sein Bruder ein.
Feli meldete sich sofort, als habe sie gewartet.
Simon bestellte sie zu Pieters Haus. In
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