Piesberg in Flammen
einer halben Stunde, es sei dringend, er brauche ihre Hilfe. Sie solle warme Kleidung mitbringen, feste Schuhe und etwas zu essen.
Feli war einverstanden. Sie würde den Besuch bei einer Freundin vortäuschen und notfalls dort übernachten. Das Mädchen hatte sich groÃe Sorgen gemacht. Sie wusste noch nicht, dass Pieter im Gefängnis saÃ. Ihr Vater sprach selten über solche Dinge.
Simon ging zum Haus von Trush-Orbeek hinüber und griff mit der Rechten in ein Loch unter der Treppe zur Eingangstür des alten Mannes, das sich hinter einem Busch verbarg. Er kramte eine kleine Pistole vom Typ Walther P22 hervor, die in einem Plastikbeutel verpackt war. Trush-Orbeek brauchte sie nicht mehr. Simon dagegen wusste sehr genau, was man damit erreichen konnte. Er stopfte sich die Pistole in eine Tasche seines Mantels. Dann öffnete er das Tor zur Garage vor Jacquis Haus. Dort stand ein Land Rover Defender, wie ihn auch Hero Dyk fuhr, jedoch in der kürzeren Version. Schwarz mit getönten Scheiben, sodass der Fahrer kaum zu erkennen war.
Das hohe Fahrzeug lieà sich nur mit Mühe aus der Garage manövrieren, Simon riss sich eine Schramme in einen Radkasten.
Ein Taxi fuhr vor. Man hatte Hedi Steiner hineingesetzt und die Adresse am Piesberg angegeben. Jacqui trat vor das Haus, und Simon wies den Fahrer an, Hedi zu ihr zu bringen. Sie werde sich kümmern. Er selbst sei bald zurück.
Sein Weg zum Bürgerpark führte ihn mitten durch die Stadt, die WittkopstraÃe hoch zum Gertrudenberg, wo die StraÃe vor einer Treppe als Sackgasse endet. Dort zweigt links ein FuÃweg ab, der unterhalb des Bürgerparks verläuft. Das Fahren ist hier verboten, aber das kümmerte Simon nicht. Ãber eine Rampe gelangte er bis fast an das Haus seines Bruders. Dort hielt er den Wagen an und wartete.
Feli kam bald darauf angeradelt, auf sie war Verlass. Er erkannte sie von den Fotos im Internet. Sie trug regenfeste Kleidung und einen rosaroten wasserdichten Hut mit weiÃen Verzierungen, an den FüÃen Gummistiefel. Am Gepäckträger war eine Tasche befestigt, die einen Pullover enthielt, eine trockene Hose, warme Unterwäsche, belegte Brote und eine Flasche Wasser. Der kalte Regen hatte ihr zugesetzt, aber der Weg war asphaltiert, so fuhr es sich leicht. Die Reifen rauschten über die nasse Fahrbahn, die Kette surrte auf den Ritzeln. Feli hatte sich sehr beeilt. Sie kam in hohem Tempo von oben aus dem Park und fluchte lästerlich, als ihr der Geländewagen im Weg stand. Sie bremste scharf, das Rad legte sich auf die Seite, und Feli lag im Dreck.
»He, du Arschloch«, fuhr sie Simon an, der aus dem Auto sprang. »Jetzt sieh dir an, wie ich aussehe!«
Ein langer Wollmantel hing um die spindeldürre Gestalt. Die gelbliche Haut erschreckte das Mädchen, dann sah Feli die linke Klaue. »Wer bist du? Wo ist Pieter?«
»Du musst Feli sein«, sagte Simon. »Pieter hat mich geschickt. Er würde sich nicht zu Hause verstecken, oder? Das ist doch logisch, dass die Polizei ihn hier sucht.« Es war eine Feststellung, keine Frage, und dabei lächelte er. »Ich bin Pieters Bruder. Wir teilen alles.«
»Arschloch«, sagte Feli. »Hier darf man nicht mit dem Auto fahren. Du bist schuld, dass meine Sachen jetzt dreckig sind.« Dann besann sie sich. »Sein Bruder?«, fragte sie misstrauisch.
»Du hast mich hier nicht erwartet«, sagte Simon. »Aber ich kann das erklären.«
»Dann tu das mal ganz schnell«, herrschte Feli ihn an.
»Er braucht deine Hilfe. Er ist verletzt.«
Diesem Argument war ihr Widerstand nicht gewachsen. »Was ist ihm geschehen?«
»Nicht schlimm. Ich habe ihn schon versorgt. Er braucht warme Sachen und etwas zu essen. Ich soll dich zu ihm bringen. Woher weià ich sonst, dass du herkommen wirst, wenn nicht von ihm? Ich habe auf dich gewartet. Steig jetzt ein«, herrschte er sie an. Voller Ungeduld. »Schnell«, rief er. »Es geht ihm nicht gut.«
Feli gab sich geschlagen, räumte ihr Fahrrad auf die Seite und stieg auf den Beifahrersitz. Sie musste sich an einem Griff festhalten, so hoch war das Fahrzeug. Das Lenkrad hatte einen Knauf, den Simon mit der verkümmerten linken Hand umfassen konnte, um sich daran hochzuziehen. Der Motor lief noch, doch zum Fahren musste Simon einen Gang einlegen, das ging nur mit der rechten Hand.
Feli kamen jetzt schwere Bedenken. Sie hatte die
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