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Pilger Des Hasses

Pilger Des Hasses

Titel: Pilger Des Hasses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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wäre nur gerecht gewesen. Aber nein, sie wollte es nicht dulden. Bischof Henry verließ ihren Hof für eine Weile, und sie hatte große Mühe, ihn zurückzulocken.«
    Das wird immer besser, dachte Hugh, während er umsichtig seine Position bedachte. Wenn sie so stur ist, daß sogar Henry die Flucht ergreift, dann kann sie alles zunichte machen, was er und andere für sie getan haben. Wenn sie die Krone erst in der Hand hat, könnte sie sie sogar voller Zorn gegen jemanden schleudern, mit dem sie eine Rechnung zu begleichen hat. Er ließ sich Zeit, jedes Detail ihres Verhaltens zu bedenken, und faßte langsam Mut. Sie hatte einigen ihr Land genommen und es anderen gegeben. Sie hatte ihre natürlich etwas zögernden neuen Verbündeten arrogant behandelt und sie drohend an ihre frühere Feindschaft erinnert. Einige hatte sie sogar in der Erinnerung an alte Beleidigungen zornig abgewiesen. Anwärter auf einen umstrittenen Thron sollten etwas nachsichtiger sein.
    Man mußte Maud in Ruhe lassen und beten. Sie würde sich selbst ins Verderben stürzen.
    Nach dem langen Gespräch stand er auf und verabschiedete sich. Er hatte ein sehr klares Bild von den möglichen Entwicklungen gewonnen, mit denen er rechnen mußte. Selbst Kaiserin Maud war lernfähig, und es war immer noch möglich, daß sie sich in Westminster einschmeichelte und ihr die Krone aufgesetzt würde. Es wäre ein Fehler, die Enkelin Williams von der Normandie und die Tochter Henry des Ersten zu unterschätzen. Und doch könnte sie an ihrer eigenen Unnachsichtigkeit zu Grunde gehen.
    Er konnte sich später nicht erklären, warum er sich im letzten Augenblick noch einmal umdrehte und fragte: »Ehrwürdiger Vater, dieser Rainald Bossard, der gestorben ist:.. Ihr sagtet, er sei Ritter der Kaiserin gewesen. Zu wessen Gefolge gehörte er?«
    In der Hütte im Kräutergarten vertraute er Bruder Cadfael alles an, was er erfahren hatte, und forderte die unerschütterliche Ruhe des Freundes mit seinen Eindrücken und Zweifeln heraus, wie ein Mann, der seine Sense an einem Gedenkstein schleift. Cadfael war mit einem allzu süffig geratenen Wein beschäftigt und schien kaum zuzuhören, aber Hugh ließ sich nicht täuschen. Sein Freund hatte ein scharfes Ohr, das jeden Unterton wahrnahm, und Cadfael warf sogar hin und wieder einen raschen Blick in Hughs Richtung, um mit dem Auge Bestätigung für das zu finden, was er mit dem Ohr vernommen hatte.
    »Macht es Euch nur bequem und wartet ab, was kommt«, sagte Cadfael schließlich. »Ihr wollt sicher auch einen guten Mann nach Bristol schicken? Der König ist ihre einzige Geisel. Wenn der König befreit wird, oder Robert oder Brian FitzCount oder ein anderer bedeutender Mann gefangen wird, dann habt Ihr einen guten Stand gegen sie. Gott vergib mir, was für einen Rat gebe ich Euch, der ich doch keinen Prinzen in dieser Welt habe!« Aber ganz sicher war er nicht, denn er hatte schon einmal mit Stephen zu tun gehabt, und er mochte den Mann, obwohl dieser, nachdem er schlecht beraten worden war, die Garnison von Shrewsbury niedergemetzelt hatte; danach aber hatte er die Tat bereut, solange seine flatterhafte Erinnerung es zuließ. Inzwischen, da er in Bristol im Kerker saß, mochte er die für ihn untypische Greueltat vergessen haben.
    »Und wißt Ihr«, fragte Hugh behutsam, »wessen Mann dieser Ritter Rainald Bossard war, der in den Straßen von Winchester verblutet ist? Der, für den Ihr beten solltet?«
    Cadfael wandte sich von seinem munter blubbernden Krug ab und musterte mit schmalen Augen das Gesicht seines Freundes. »Wir wissen nur, daß es ein Mann der Kaiserin war.
    Aber wie ich sehe, seid Ihr bereit, mich aufzuklären.«
    »Er gehörte zum Gefolge von Laurence d'Angers.«
    Cadfael richtete sich ungewöhnlich hastig auf und grunzte, als sein alter Rücken krachte. Es war der Name eines Mannes, den sie beide noch nie gesehen hatten, der aber für sie beide mit lebhaften Erinnerungen verbunden war.
    »Ja, dieser Laurence! Ein Baron aus Gloucestershire und Lehnsmann der Kaiserin. Einer der wenigen, die in diesem Wechselspiel noch nie das Fähnchen nach dem Wind gehängt haben, und der Onkel jener beiden Kinder, denen Ihr aus Bromfield herausgeholfen habt, damit sie sich ihm anschließen konnten, als sie sich nach der Eroberung von Worcester verirrt hatten. Erinnert Ihr euch noch an jenen harten Winter? An den Wind, der wahre Berge von Schnee fortwehte, um sie über Nacht an einer anderen Stelle neu aufzutürmen? Ich

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