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Pilger Des Hasses

Pilger Des Hasses

Titel: Pilger Des Hasses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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er begann zu glauben, daß er noch lebte. Er weinte; ob vor Schmerzen, Erleichterung oder etwas Dauerhafterem als diesen beiden Gefühlen, konnte man nicht erkennen. Das Blut verkrustete auf seinem Hals zu einer dunklen Linie.
    »Sprecht und sagt mir die Wahrheit«, sagte Hugh leise. »Wart Ihr es, der Bossard erstochen hat?«
    Ciaran hob das bleiche, aufgelöste Gesicht und antwortete mit schwankender Stimme. »Ja.«
    »Warum habt Ihr das getan? Warum habt Ihr den Schreiber der Königin angegriffen, der doch nichts weiter getan hatte, als gewissenhaft seinen Auftrag auszuführen?«
    Ciarans Augen flammten einen Augenblick auf, und ein flüchtiger Funke seines früheren Stolzes, seiner Intoleranz und seiner Wut leuchtete auf wie der letzte Funke eines ersterbenden Feuers. »Er kam hochmütig, brüllte den Herrn Bischof nieder und trotzte dem Konzil. Mein Herr war zornig und beleidigt...«
    »Euer Herr«, sagte Cadfael, »ist der Prior von Hyde Mead. Das habt Ihr jedenfalls behauptet.«
    »Wie könnte ich behaupten, einem zu dienen, der mich hinausgeworfen hat? Ich habe gelogen! Es war der Herr Bischof selbst - ich habe Bischof Henry gedient und seine Gunst genossen. Und jetzt bin ich verloren! Ich konnte nicht ertragen, wie unverschämt dieser Christian zu ihm war... er stellte sich gegen alles, was mein Herr beabsichtigt und geplant hatte. Ich haßte ihn! Ich dachte damals, daß ich ihn haßte«, sagte Ciaran, der sich traurig erinnerte. »Und ich dachte, es würde meinem Herrn gefallen!«
    »Ein Gedanke, der sich als Trugschluß erwiesen hat«, erwiderte Cadfael, »denn was immer er sein mag, ein Mörder ist Henry von Blois gewiß nicht. Und Rainald Bossard verhinderte die Missetat, ein Mann Eurer eigenen Partei, der sehr geschätzt war. Wurde er damit in Euren Augen zum Verräter, als er einem ehrbaren Gegner half? Oder habt Ihr blind drauflosgeschlagen und ohne Absicht getötet?«
    »Nein«, entgegnete die tonlose, Kräftlose Stimme. »Er behinderte mich, und ich war zornig. Ich wußte, was ich tat. Ich war sogar froh... damals!« sagte er und atmete verbittert ein.
    »Und wer hat Euch als Buße diese Reise auferlegt?« fragte Cadfael. »Und zu welchem Zweck? Euch wurde unter gewissen Bedingungen das Leben geschenkt. Welches waren diese Bedingungen? Ein Mann mit großer Macht legte schützend die Hand über Euch.«
    »Es war mein Herr, der Bischof selbst«, erwiderte Ciaran und kämpfte einen Augenblick mit dem Schmerz, als er sich an seine Treue erinnerte, die abgewiesen worden war. »Niemand sonst wußte davon, ich habe es nur ihm gesagt. Er wollte mich nicht dem Gesetz übergeben, sondern die Sache anders beilegen, weil er fürchtete, daß seine Pläne für den Frieden unter Führung der Kaiserin gefährdet werden könnten. Aber er war unerbittlich. Ich stamme zur Hälfte aus dem dänischen Wikingerreich von Dublin und bin zur anderen Hälfte Waliser. Er bot mir freies Geleit nach Bangor an, daß der dortige Bischof mich nach Caergybi in Anglesey bringen und auf ein Schiff nach Dublin setzen könnte. Aber ich mußte barfuß reisen und das Kreuz um meinen Hals tragen, und wenn ich diese Bedingungen auch nur einen Augenblick bräche, gehörte mein Leben dem, der es nehmen wollte, ohne Vorwurf und ohne Strafe. Und mir wurde verboten, je wieder zurückzukehren.«
    Ein anderes Feuer von zurückgewiesener Liebe, zerstörtem Ehrgeiz und abgewiesener Hingabe flammte einen Augenblick durch sein gebrochenes Gesicht und starb verzweifelt.
    »Aber er verkündete das Urteil nicht öffentlich«, sagte Hugh, auf etwas eingehend, das noch nicht geklärt war. »Wie kam es dann dazu, daß Luc Meverel davon erfuhr und Euch folgte?«
    »Wie kann ich das wissen?« Seine Stimme war tonlos und leer vor Erschöpfung. »Ich weiß nur, daß ich von Winchester aufbrach, und an der Straßenkreuzung in der Nähe von Newbury erwartete er mich schon, schloß sich mir an und folgte mir auf Schritt und Tritt wie ein Dämon. Er wartete nur darauf, daß ich die Bedingungen brach - denn er kannte sie buchstabengenau! -, so daß er ohne Vorwurf mein Leben nehmen konnte. Er folgte mir, wohin auch immer ich ging, er ließ mich nie aus den Augen, er machte kein Geheimnis aus seinem Willen, er versuchte sogar, mich zu verleiten, Schuhe anzuziehen und das Kreuz abzulegen - und, meine Herren, es war schrecklich schwer! Er nannte sich Matthew... sagtet Ihr nicht, daß er Luc heißt? Dann kennt Ihr ihn? Ich wußte nicht...
    er sagte, ich hätte seinen

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