Pilger Des Hasses
und die Gewalt folgte einer klaren Absicht und einem Ziel. Er setzte sich auf und sah sich in Ruhe um. Er saß unter der großen Buche, und irgendwo vor ihm, in Richtung des Weges, wo er sein Pferd zurückgelassen hatte, schlug jemand mit Feuerstein und Dolch und Zunder gelassen Funken, um eine Fackel zu entzünden. Der Zunder begann zu glühen und wurde sanft angeblasen, bis er aufflammte. Die gut mit Öl und Harz eingeriebene Fackel nahm den Funken auf und gebar eine kleine helle Flamme, die wuchs und heller wurde und dazu diente, eine zweite und dritte Fackel anzuzünden. Die Lichtung verwandelte sich in einen kleinen, runden Kessel, dessen Wände aus dichten Büschen bestanden, und der einen Baumwipfel als Deckel hatte.
Hugh kam lächelnd aus der Dunkelheit und reichte Cadfael eine Hand, um ihn auf die Beine zu ziehen. Jemand anders kam leichtfüßig von der anderen Seite gerannt und beugte sich herunter, um ihm ein wundervolles, fackelbeschienenes, hochwangiges, schmales Gesicht mit begierigen Goldaugen und schwarzem Haar zu zeigen, das sich gleich Rabenflügeln um die Wangen schloß.
»Olivier?« sagte Cadfael verwundert. »Ich glaubte Euch auf der Straße nach Oswestry. Wie habt Ihr uns hier gefunden?«
»Mit Hilfe Gottes und eines Ziegenhirten«, erwiderte die warme fröhliche Stimme, an die Cadfael sich gut erinnerte. »Und mit Hilfe Eures Stimmorgans. Kommt, seht Euch um! Ihr habt die Schlacht gewonnen.«
Sie waren auf die Flucht gegangen, die drei: Simeon Poer, Händler aus Guildford, Walter Bagot, Handschuhmacher und John Shure, Schneider; aber ein halbes Dutzend von Hughs Männern war ihnen auf den Fersen, und sie würden bald eingefangen sein und mußten sich für mehr verantworten als eine kleine Betrügerei auf dem Marktplatz. Die Nacht legte sich über eine enge Arena aus Fackellicht, auf der es jetzt sehr ruhig und still wurde. Cadfael stand auf. Sein aufgeschlitzter Ärmel baumelte herunter. Die drei standen im Halbkreis vor der Buche. Die Fackeln leuchteten grell und erzeugten scharfe Kontraste zwischen Licht und Schatten. Matthew riß sich aus dem Taumel zwischen Leben und Tod, als sie ihn ansahen. Er drückte sich vom Baum ab und trat vor wie ein Schläfer, der viel zu früh geweckt worden war. Er sah sich um, als suchte er etwas, an dem er sich festhalten und orientieren konnte. Als er hervortrat, regte sich zwischen seinen Füßen der zusammengesunkene Ciaran. Er hob langsam den Kopf von den verschränkten Armen.
»Steh auf!« sagte Matthew. Er entfernte sich noch weiter vom Baum, immer noch den blanken Dolch in der Hand, an dessen Spitze sich ein Blutstropfen sammelte. Von der Hand, die den Dolch hielt, fielen weitere Tropfen auf den Boden. Seine Knöchel waren aufgerissen. »Steh auf!« sagte er. »Dir ist nichts geschehen.«
Ciaran kam langsam zu sich, erhob sich auf die Knie und reckte sein schmutziges, bleiches Gesicht ins Licht. Er war jenseits von aller Erschöpfung und Furcht. Er sah weder Cadfael noch Hugh an, sondern starrte in hilfloser Verzweiflung in Matthews Gesicht. Hugh spürte, wie sich ihre Blicke trafen und wollte schon eingreifen, um die Spannung zu brechen, doch Cadfael legte ihm eine Hand auf den Arm und hielt ihn zurück. Hugh sah ihn scharf von der Seite an und fügte sich der Warnung.
Cadfael hatte seine Gründe.
An Ciarans zerfetztem Hemdkragen klebte Blut; ein Fleck, der vor ihren Augen größer wurde. Ciaran hob seine Hände, die bleischwer schienen, und zog unbeholfen das Leinentuch von Kehle und Brust. Auf der linken Seite seines Halses verlief ein offener, blutender Schnitt, dünn wie von einem Messer. Simeon Poers letzter, blinder Raub hatte das Kreuz zum Ziel gehabt, an dem Ciaran so verzweifelt festgehalten hatte. Er kniete unterwürfig und elend und zeigte einen Hals, der symbolisch bereits aufgeschlitzt war.
»Hier bin ich«, flüsterte er tonlos. »Ich kann nicht mehr fortlaufen, mein Leben ist verwirkt. Nun kannst du mich haben!«
Matthew stand reglos vor ihm und betrachtete den bösen Schnitt, den ihm die Kordel beigebracht hatte, bevor sie gerissen war. Das Schweigen wurde unerträglich drückend, aber immer noch hatte er kein Wort zu sagen. Sein Gesicht war im flackernden Fackelschein eine verschlossene Maske.
»Er hat recht«, sagte Cadfael sehr leise und vernünftig. »Er gehört wirklich Euch. Die Bedingungen seiner Buße sind nicht mehr erfüllt, und sein Leben ist verwirkt. Nehmt ihn!«
Matthew gab nicht zu erkennen, daß er die Worte
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