Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)
Besuch ist gegangen. Dr. Alt hat auch angerufen und den Einsatz
von Herrn Wolf legitimiert. Zusammen können wir nun einen Projektplan skizzieren.«
Alle drei
nickten dem Kanzleidirektor zu, es war allerdings kein allzu freudiges Nicken, eher
ein pflichtbewusstes.
»Warum war
Becker hier?« Ich fiel mit der Tür ins Haus.
»Sie kennen
Herrn Becker?«, fragte Fratelli verdutzt. »Ach so, klar. Er hat ja vielfältige Kontakte
zur Polizei. Daran hatte ich überhaupt nicht gedacht.«
Wolf bekam
große Augen. »War das eben Dietmar Becker, der bekannte Krimiautor?«
»Ja, genau
der war eben hier«, bestätigte der Chefredakteur.
»Mist, da
habe ich ja eine prima Gelegenheit verpasst. Ich wollte ihn schon immer mal kennenlernen.
Vielleicht hätte er mir meine Krimis signiert.«
Ihm fiel
etwas ein. Er wandte sich mir zu. »Sie haben vorhin gesagt, dass Sie ihn nicht kennen?«
Dumm gelaufen,
dachte ich, aber ich gab nicht auf. »Das habe ich so konkret nicht gesagt. Becker
versuchte in der Vergangenheit das eine oder andere Mal bei unseren offiziellen
Ermittlungen zu stören. Oft kommt er bei uns vorbei und spielt sich als Journalist
auf, um an Informationen zu kommen.«
»Hat er
damit Erfolg?«
»Ach, woher
denn! Sie sollten nicht alles glauben, was er in seinen Krimis schreibt. Für uns
Beamte ist er eine ziemliche Belastung.« Ich schwenkte meinen Blick von Wolf zu
Fratelli. »Was hat Becker bei Ihnen gewollt? Mischt er sich wieder einmal in die
Ermittlungen ein?«
Der Geschäftsführer
drehte das Druckertuch um 90 Grad im Uhrzeigersinn und strich es wieder glatt. Ein
seliges Lächeln huschte über sein Gesicht.
»Kein Grund,
paranoid zu werden, Herr Palzki. Dietmar Becker war im offiziellen Auftrag bei uns,
und das hat nicht das Geringste mit den Anschlägen zu tun. Seit ein paar Wochen
haben wir eine Kooperation mit dem Krimiautor. Wir als Peregrinus GmbH planen, zusammen
mit Herrn Becker einen Regionalkrimi herauszugeben, der im Bistumsmilieu spielt.
Das ist aber noch top secret .«
»Das war
ja nicht mal mir bekannt«, bemerkte Wolf.
»Da sehen
Sie mal«, antwortete Fratelli. »Die Erlaubnis des Generalvikars liegt uns vor.«
»Und um
was geht es da?«, fragte ich. »Geht es etwa um zwei Personen, die im Dom beinahe
erschlagen werden? Gehört das alles zu einer Werbekampagne? Wollen Sie die Polizei
zu Statisten degradieren und für Ihre Zwecke benutzen?«
Ich war
hochgradig erregt. Auch dieses Mal musste dieser Dietmar Becker seine Finger im
Spiel haben. Nina Mönch versuchte, mich zu beruhigen.
»Die Sache
mit Herrn Becker ist bereits länger geplant. Es wird ein lustiger Krimi werden.«
Ich beschloss,
der Sache später nachzugehen.
»Gut, Sie
lassen Herrn Becker den Krimi schreiben, erwähnen aber nichts von unseren Ermittlungen.
Das gilt auch für Sie, Herr Wolf, falls Sie sich Bücher von ihm signieren lassen.«
Da ich immer
noch ohne Kollegen unterwegs war und Herrn Wolf schlecht darum bitten konnte, zückte
ich wieder meinen Notizblock.
»Lassen
Sie uns nun zunächst eine Bestandsaufnahme machen. Haben Sie die nächsten Tage Termine
außerhalb des Verlagsgebäudes? Wo könnte Ihnen ein potenzieller Attentäter auflauern?«
Wolf stand
auf. »Ich gehe mal schnell zur Küche und hole mir einen Kaffee. Soll ich jemandem
eine Tasse mitbringen?«
Wir schüttelten
die Köpfe, Fratelli hob als Zeichen seiner Vorratshaltung die Kanne hoch.
Wenige Sekunden
später kam Wolf zurückgestürmt.
»Das ist
ja die Höhe!«, schrie er. »Im Ordinariat wurde bereits der Kaffeenotstand ausgerufen,
und bei Ihnen in der Küche stehen mehrere Dutzend Packungen.«
Fratelli
lief rot an, Frau Mönch reagierte sofort. »Die Lieferung kam gerade vor einer Viertelstunde
rein. Wir haben das Zeug wegen der Besprechung nur schnell zwischengelagert. Sie
können gerne nachher die Bestellung des Ordinariats mitnehmen.«
Wolf schien
nur wenig beruhigt. »Schon wieder so ein Zufall. Langsam denke ich, dass die Peregrinus
GmbH das Ordinariat sabotiert.«
Ich bemerkte
deutlich, dass es zwischen dem Verlag und Wolf Spannungen gab.
»Lassen
Sie uns zum Thema zurückkommen«, mahnte ich.
Fratelli
blickte auf seinen Bildschirm. »Ich bin die nächsten Tage nur wenig unterwegs. Morgen
Abend bin ich mit Herrn Nönn in Otterberg anlässlich unserer Vortragsreihe.«
»Um was
geht es da?«, fragte ich berufsbedingt.
»Erklären
Sie es«, meinte Fratelli zu Nönn. Dieser nahm den Faden gerne auf.
»Wie Sie
bestimmt wissen, Herr
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