Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)
»Ich bin nachher zum Pizzaessen verabredet, da muss es
jetzt kein Kaffee sein.«
Er nickte
ein weiteres Mal mit gütiger Miene. »Dann bin ich beruhigt. Uns im Ordinariat macht
der Engpass schwer zu schaffen. Sonst gibt es bei uns nämlich nur Wein, eigentlich
eher Brot und Wein.«
Ich wunderte
mich, das waren ja Zustände wie bei KPD. Na ja, dass nicht nur in unserer Dienststelle,
sondern auch in anderen Unternehmen einiges schief lief, wusste ich längst.
Dr. Alt
lachte. »Sehen Sie, jetzt habe ich auch einen Witz gemacht. Auch Geistliche können
durchaus Humor haben.«
Als ich
nicht reagierte, ergänzte er: »Bei uns verwandelt sich das Wasser nicht automatisch
in Wein, Herr Palzki.«
»Jetzt bin
ich aber beruhigt, ich trinke nämlich lieber Bier.«
»Damit kann
ich Ihnen leider auch nicht dienen. Privat trinke ich aber ab und zu gerne mal abends
beim Fernsehschauen ein kräftiges Räuberbier.«
Ich kam
nicht mehr dazu, ihm zu sagen, dass ich Pilsener bevorzugte, denn es klopfte an
der Tür und Herr Wolf trat ein. Wir standen auf, und der Generalvikar stellte uns
gegenseitig vor.
»Herr Palzki,
das ist Herr Wolf, Herr Wolf, das ist Herr Palzki von der Kripo Schifferstadt.«
Herr Wolf
war ein Mensch, dem der Schalk im Nacken zu sitzen schien. Er gehörte zu der seltenen
Spezies Mensch, die immer freundlich aussah. Das lag daran, dass bei den allermeisten
Menschen im Alltag ihre Mundwinkel nach unten hängen und die Mimik dadurch eine
ernst, oft auch bös dreinblickende Note erhält. Doch ab und an war mal jemand dabei,
der ständig ein fröhliches Gesicht zur Schau trug, bei dem dies wahrscheinlich auch
zur Lebenseinstellung passte.
Früher,
als ich meine Umwelt noch ohne psychologische Bildung, die ich mir im Übrigen selbst
beigebracht hatte, betrachtete, war ich mir sicher, dass diese Leute entweder professionelle
Büttenredner waren oder permanent unter Ecstasy standen.
»Herr Wolf«,
begann der Generalvikar, »ich hätte einen Spezialauftrag für Sie. Wir haben da eine
Sache, die wir noch nicht richtig einschätzen können. Auf die Kollegen Fratelli
und Nönn wurden verschiedene Anschläge verübt, letztmalig gestern im Dom. Und niemand
weiß, was heute noch passiert.«
»Von der
Sache im Dom habe ich gehört, Herr Dr. Alt«, unterbrach Wolf und blickte dabei mit
einem flüchtigen Blick auf zwei verschiedene Handys, die er vor sich auf den Tisch
gelegt hatte.
»Prima.
Wir vermuten inzwischen, dass kein Zufall im Spiel war, sondern der Metallrahmen
samt Glaseinsatz mit Absicht zu dem Zeitpunkt gelöst wurde, als die beiden unten
vorbei gingen. Der Schaden wird zurzeit vom Domkapitel untersucht, das Ergebnis
erwarte ich für morgen. Ich weiß nur, dass man den Dom für die Touristen nicht sperren
musste. Es besteht kein allgemeines Sicherheitsrisiko.«
»Das wäre
schlecht gewesen«, meinte Wolf. »Wir haben Osterferien und mehr als doppelt so viele
Touristen wie normalerweise. Von den Pilgern ganz zu schweigen.«
Eines seiner
Handys fing an zu piepsen. Schnell drückte Wolf auf eine Taste, dann las er die
Anzeige im Display und schüttelte stumm den Kopf.
Dr. Alt
fuhr fort. »Der Dom ist die eine Sache. Die andere Sache ist, dass auch an anderen
Orten Anschläge auf Fratelli und Nönn verübt wurden. Befragen Sie zusammen mit Herrn
Palzki die beiden Herren, damit man sie schützen kann. Herr Palzki wird dann zusammen
mit seinem Vorgesetzten entscheiden, ob ein Personenschutz sinnvoll ist.«
Der Generalvikar
machte eine kleine Gedankenpause, bevor er weitersprach.
»Der zweite
Teil des Auftrags ist die Suche nach einem Motiv. Versuchen Sie herauszufinden,
was da los ist. Will jemand die beiden ermorden oder ihnen nur einen Schrecken einjagen?
Da muss es irgendetwas geben, etwas wirklich Brisantes, sonst macht das alles keinen
Sinn. Dummerweise wissen wir nicht einmal, ob die Anschläge beiden galten oder nur
einem der Herren.«
Wolf lächelte
auch während dieser Eröffnung. »Was ist während dieser Zeit mit meiner normalen
Arbeit? Sie wissen ja, ich habe 1.000 Projekte gleichzeitig laufen.« Er drückte
auf einem Handy herum.
»Ich bitte
Sie, Herr Wolf! Wenn Sie drei Wochen Urlaub haben, läuft der Laden auch weiter.
Irgendwie kriegen Sie das bestimmt geregelt. Ihre Sekretärin ist schließlich auch
noch da. Delegieren Sie Dinge an Abteilungen, die im Moment nicht so ausgelastet
sind, Sie sind doch sonst auch so ein findiges Kerlchen und voll organisiert.«
Wolf fühlte
sich durch die
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