Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)
Gerhard. »Überlegt euch lieber, wie wir den Krach überleben. Mir
fallen bisher nur zwei Möglichkeiten ein. Entweder KPD verschwindet, wenn möglich
für immer« – er deutete am Hals eine Schnittbewegung an – »oder wir sorgen dafür,
dass wir einen erstklassigen Mordfall reinkriegen, bei dem wir den ganzen Tag im
Außendienst sind und uns Zeit lassen können.«
Jutta legte
eine dünne Akte auf ihren Besprechungstisch. »Wie ist es dir heute ergangen, Reiner?
Was ist mit dem Verlag?«
Ich setzte
mich zu den beiden an den Tisch. »Lauter skurriles Personal, kann ich euch sagen.
Nicht so wie bei uns, wo alle normal sind und alles seinen geregelten Gang geht.
Gut, halt ohne KPD, natürlich. Ich vermute, dass die Kaffee schmuggeln. Die sind
da sehr ausgebufft.«
Gerhard
fiel mir ins Wort. »Du, da kam heute eine Meldung rein, die auch mit der Kirche
zusammenhängt.«
»Das ist
bekannt, Kollege. Du meinst die Sache gestern im Dom. Ich war da zufällig Zeuge.
Deswegen war ich ja in Speyer.«
Gerhard
war beleidigt. »Das weiß ich längst von Jutta. Ich meine was anderes. Wenn du mich
nur ausreden lassen würdest.«
Stumm nickte
ich. Sollte er halt ausreden.
»Es ist
eine anonyme Anzeige eingegangen, per E-Mail. Das ist das neumodische Zeug mit dem
Computer, Reiner.« Er lächelte scheinheilig.
»Haha, ich
lach mich tot.«
»Ich mein
ja nur«, sagte Gerhard. »Weil da grad ein Fax reingekommen ist für dich. Eine Frau
Mönch hat handschriftlich draufgeschrieben, dass das Fax für dich ist, weil du wegen
Computerproblemen keine E-Mails empfangen kannst.«
Schlagfertig
wie immer entgegnete ich: »Das habe ich aus einem ganz einfachen Grund gemacht,
liebe Kollegen. Ich wollte nämlich nur ganz kurz hier ins Büro schauen und dann
Feierabend machen. Und da habe ich keine Lust, erst minutenlang meinen Computer
hochzufahren und 1.000 Programme zu öffnen. Mit einem simplen Fax ist das Leben
manchmal einfacher, als man denkt. Gib mal her, Jutta.«
»Du hast
in den nächsten Tagen volles Programm«, sagte Jutta, als sie mir den Projektplan
von Nina Mönch reichte. »Lustig ist, dass du nach Otterberg musst. Von dem Ort ist
nämlich in der anonymen Anzeige die Rede.«
Jetzt wurde
ich neugierig. »Um was geht es da überhaupt?«
Gerhard
verzog einen Mundwinkel. »Das übliche Gequatsche eines Verrückten. In dem anonymen
Schreiben geht es um Weltverschwörungstheorien und so Zeug. In Otterberg soll es
eine Zisterzienserverschwörung geben.«
»Zisternen-was?
Und wo liegt dieses Otterberg überhaupt?«
»Deine Allgemeinbildung
ist wirklich beschämend. Der Zisterzienserorden, das sind Mönche und Nonnen, wie
du vielleicht weißt, ist durch Reformen aus dem Benediktinerorden entstanden, Einzelheiten
werden dich wohl weniger interessieren. Und Otterberg liegt in der Nähe von Kaiserslautern.
Das solltest du aber wissen, wenn du morgen Abend dorthin musst.«
»Ich werde
mitgenommen«, antwortete ich knapp und freute mich darüber, dass ich mit meiner
Vermutung, dass Otterberg mitten in der Pfalz lag, recht hatte.
»Weißt du
was?«, frohlockte Jutta. »Gerhard und ich werden dich morgen den ganzen Tag begleiten.
Jürgen kann bei diesem Krach die Stellung im Büro halten, in dieser Woche passiert
bei uns in der Vorderpfalz bestimmt nichts. Um was geht es bei dieser ominösen Kirchensache
überhaupt? Gerhard und ich sind da überhaupt nicht richtig informiert. Ein schwerer
Gegenstand hat beinahe zwei Personen erschlagen, die für die Kirche arbeiten und
deiner Meinung nach Kaffeeschmuggel betreiben. Ist das so richtig?«
Ich kämpfte
mit meinem inneren Schweinehund. So sehr ich die beiden mochte, diese Sache würde
ich gerne, sofern die Schwangerschaft Stefanies es zuließ, alleine klären. Im aktuellen
Fall konnte ich bestimmt noch den einen oder anderen Seitenhieb in Richtung KPD
platzieren.
»So in etwa
stimmt das schon«, antwortete ich zögernd. »Ich kann euch trotzdem nicht mitnehmen,
tut mir leid.«
»Da ist
doch was im Busch!« Jutta schöpfte sofort Verdacht, ohne jedoch etwas Konkretes
vorlegen zu können.
»Werde nicht
gleich paranoid. Meine Ermittlungen sind ganz weit oben angesiedelt. Wir recherchieren
sogar in Kooperation mit dem Bistum und dem Generalfakir, äh, -vikar.«
»Wer ist wir ?« Juttas schneidende Stimme unterbrach mich scharf.
»Ich arbeite
mit Herrn Wolf, dem Kanzleidirektor des Bistums Speyer, zusammen. Also, genauer
gesagt, ich muss mit ihm zusammenarbeiten. Das hat KPD mit dem
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