Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)
nachrüsten. Also gut, auch wenn ich
im Bistum sicherlich gute Ermittlungsansätze provozieren – äh – prophezeien könnte,
lassen wir es mal gut sein. Herr Palzki, machen Sie das so wie abgesprochen, Ihre
Kollegen Wagner und Steinbeißer halten Ihnen solange den Rücken frei. Wenn Ihre
Frau sich noch ein paar Tage Zeit lässt mit der Entbindung, dann werde ich Sie,
sobald die Klimaanlage eingebaut ist, höchstpersönlich bei den Kirchenermittlungen
vertreten. Dann werden die dort mal sehen, was richtige Polizeiarbeit bedeutet!«
KPD stand
auf, hob zum Gruß die Hand und verschwand.
»Das war
die tägliche Begegnung mit der unheimlichen Art«, meinte Jutta, als er außer Hörweite
war.
Ich stand
ebenfalls auf. »Ich mach mal Schluss für heute, Kollegen. Morgen früh muss ich nach
Hockenheim, das habt ihr bestimmt in dem Fax gelesen. Ich muss in einem Nachbarschaftsstreit
vermitteln. Wird bestimmt eine spannende Sache.«
»Die Kirche
hängt in einem Nachbarschaftsstreit mit drin?«, fragte Gerhard überrascht.
»Nein, aber
der Chefredakteur des Verlags. Ich halte euch auf dem Laufenden, okay?«
Einigermaßen
mit mir zufrieden fuhr ich heim. Ich versprach mir einen friedlichen und entspannten
Abend und hoffte, dass es unser Familienneuzugang nicht gar so eilig hatte.
Normalerweise
vermied ich es, auf der kurzen Strecke zwischen Parkplatz vor der Garage und Haustür
auf das Grundstück unserer direkten Nachbarn, den Ackermanns, zu schauen. Doch irgendwie
ging das heute nicht. Im Augenwinkel vernahm ich beim Aussteigen einen Schatten,
der just im gleichen Moment hinter der Hausecke verschwand. Dieser Sekundenbruchteil
hatte mir, als trainiertem Polizeibeamten, genügt. Bei dem Schatten handelte es
sich um eine unbekannte Person. Jetzt konnte mir das theoretisch egal sein. Aber
zum einen war ich Beamter und daher von Berufs wegen neugierig, zum anderen konnte
es ein Einbrecher sein. Ich beschloss, dem Schatten zu folgen.
Der Einbrecher
stellte sich sehr geschickt an. Ich sah, wie er am rückwärtigen Teil des Ackermann’schen
Anwesens an das Wohnzimmerfenster klopfte. Damit prüfte er, ob das Haus bewohnt
war. Ohne weitere Vorsichtsmaßnahmen ergriff ich, von hinten kommend, seine Schultern.
»So geht
das nicht, Bursche!« Ich benutzte die autoritärste meiner Stimmlagen, die zwar bei
meinen eigenen Kindern mittlerweile versagte, einem Fremden aber durchaus Respekt
einflößen konnte.
Er erschrak
fürchterlich und leistete keinerlei Gegenwehr. Ich hatte Gelegenheit, den Einbrecher
zu studieren. Aus welchem Elternhaus musste so jemand stammen? Hier schienen sämtliche
Erziehungsversuche fehlgeschlagen zu haben. Er war etwa 20 bis 25 Jahre alt und
augenfällig der Punkerszene zuzuordnen. Seine löchrigen Jeans, das schmutzige T-Shirt
mit eindeutig drogenverherrlichender Aufschrift und sein rot-grün gefärbter Irokesenschnitt
passten zu dem mit zahlreichen Piercings verunstalteten Gesicht. Evolution ist relativ,
dachte ich mir bei seinem Anblick.
»Wer sinn
Se denn?«, brachte er, nachdem er sich beruhigt hatte, hervor.
»Polizei«,
antwortete ich, und das war nicht einmal gelogen.
»Was wollen
Se denn vun mir? Ich hab doch nix getan.«
»Nichts
gemacht? Ich habe Sie in flagranti erwischt. Sie wollten gerade einbrechen.«
»Awer des
stimmt doch garnet. Ich hab doch blos an die Scheiwe gekloppt, wescht, was ich mään?«
»Wollen
Sie mich für dumm verkaufen? Sie wollten überprüfen, ob jemand zuhause ist!«
»Nadierlich
wollt ich des, wescht? Iss des verbode oder was?«
»Sie können
nicht einfach an die Fensterscheiben von fremden Häusern klopfen.«
»Awer ich
bin doch des erschte Mol do, wescht, was ich mään?«
Sein ›wescht,
was ich mään‹, was auf Hochdeutsch dem ›weißt du, was ich meine‹ entsprach, ging
mir deutlich auf den Senkel.
»Das wäre
ja noch schöner, wenn Sie mehrmals im gleichen Haus einbrechen wollten.«
»Mensch,
Sie verstehe mich falsch, ich will garnet eibreche.«
»Aha, dann
sind Sie bestimmt von der Fensterbaufirma und überprüfen die Qualität.«
»Quatsch,
ich will nur in des Haus vun de Ackermanns, wescht?«
So langsam
hatte ich genug, wir drehten uns im Kreis.
»Und warum
wollen Sie da rein? Doch wohl nur, um einzubrechen.«
Er schüttelte
energisch den Kopf, dabei klimperten ein paar Piercings.
»Ich war
schunn drei Johr nimmi däheem, wescht, was ich mään?«
»Wenn ich
Sie mir so anschaue, wäre ich als Vater ganz froh, wenn Sie nicht zuhause
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