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Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)

Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)

Titel: Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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frühere Bischöfe«, erklärte mir Wolf.
    »Das dachte
ich mir«, antwortete ich.
    Am Ende
des Flures mussten wir ein paar enge Kurven und ein paar Stufen nehmen und erreichten
weitere Flure. Mir fiel auf, dass an zahlreichen Türen die Griffe fehlten. Welche
Geheimnisse sich wohl dahinter verbargen? Ob dort die Inquisition tagte? Die sollte
es laut offizieller Verlautbarung zwar nicht mehr geben, aber sicher war man ja
nie in seinem Leben.
    Wir gingen
an Abzweigungen vorbei, und nach kurzer Zeit hatte ich die Orientierung verloren.
Ich wusste nur noch halbwegs, wo oben und unten war. Und erneut ging Wolf eine Treppe
hoch. Oben angekommen, landeten wir auf einer Dachterrasse.
    »Hier können
die Mitarbeiter ihre Pause verbringen.« Er zeigte auf den überquellenden Aschenbecher.
»Hier ist auch eine der wenigen Möglichkeiten, zu rauchen.«
    Der Ausblick
war schön. In den meisten Himmelsrichtungen endete er an anderen Dächern. Hin und
wieder konnte ich weitere Dachterrassen ausmachen, die von der Straße aus unsichtbar
waren. Auf einer sonnte sich trotz aprilhaftem Wetter eine Frau im Liegestuhl. Von
der Südseite der Terrasse konnte ich auf die gläserne Überdachung des Judenbads
blicken.
    Das ist
ja alles sehr interessant, dachte ich mir. Doch wie soll ich hier einen Anhaltspunkt
finden, der mit den Attentaten auf Fratelli und Nönn zu tun hatte? Langsam glaubte
ich, dass die Besichtigung verlorene Zeit war. Mein Führer ließ sich nicht beeindrucken.
    »Jetzt zeige
ich Ihnen was ganz Besonderes.«
    Wir gingen
einen Stock tiefer, durchquerten einen Aufenthaltsraum und standen dann vor einem
gläsernen Durchgang.
    »Das ist
unser Bistumsarchiv, Herr Palzki. Dort befinden sich uralte und wertvolle Dokumente.
Ich selbst bin ab und zu im Archiv, um ein paar Sachen nachzuschlagen.«
    Ich wunderte
mich. Hatte er sich bei dem Chefredakteur nicht darüber lustig gemacht, weil er
über altes Zeug schrieb?
    Wolf schien
die Diskrepanz ebenfalls bemerkt zu haben.
    »Der Bruder
meines Patenonkels war Domkapitular. Manchmal wandle ich auf seinen Spuren. Natürlich
nur literarisch.«
    Er hing
kurz seinen Gedanken nach, bevor er weitersprach.
    »Das Archiv
wird streng bewacht, steht aber als Präsenzbibliothek jedermann gegen Voranmeldung
zur Verfügung. Es gibt im Vorraum einen kleinen Leseraum.«
    »Hallo,
Herr Wolf.«
    Wir drehten
uns um und standen einer jüngeren Frau gegenüber, die auf mich sofort einen forschen
Eindruck machte.
    »Ah, hallo,
Frau Knebinger. Wie geht es Ihnen? Darf ich Ihnen Herrn Palzki vorstellen? Herr
Palzki, das ist Anna Knebinger. Sie ist verantwortlich für die Innenrevision. Sie
ist eine Frau der Tat und hat im Ordinariat alles im Griff. Wir beide arbeiten eng
zusammen und haben sogar unsere Terminkalender miteinander vernetzt.«
    »Guten Tag,
Herr Palzki«, begrüßte sie mich in einem angenehmen Ton, der allerdings keinen Widerspruch
duldete. »Ich habe bereits gehört, dass die Polizei im Hause ist. Seit die Inquisition
abgeschafft wurde, benötigen wir anscheinend fremde Hilfe.«
    Wolf lachte
kurz auf. »Dafür haben wir doch Sie, Frau Knebinger. Niemand ist gründlicher, wenn
es um Überprüfungen geht. Und irgendwie ist das doch so etwas wie eine moderne Variante
der Inquisition, oder?«
    Frau Knebinger
schien Humor zu haben. »Sie haben vollkommen recht, Herr Wolf. Ich richte mir in
meinem Büro gerade eine Ecke für peinliche Befragungen ein. Wollen Sie demnächst
mal auf eine Daumenschraube vorbeikommen?«
    »Da sollten
Sie lieber Herrn Fratelli mitnehmen.«
    Die Innenrevisorin
veränderte schlagartig ihren Gesichtsausdruck. Rote Flecken erschienen spontan an
ihrem Hals.
    »Erwähnen
Sie am besten nie mehr den Mar-, äh, Herrn Fratelli. Mit dem hab ich noch ein Hühnchen
zu rupfen, vielleicht auch mehrere.«
    Knebinger
und Wolf unterhielten sich eine Weile über interne Angelegenheiten, die mich nicht
weiter interessierten. Ich schaute gelangweilt aus dem Fenster und wunderte mich
über ein längliches Gebäude, das auf der südöstlichen Hofseite stand. An einigen
Fenstern hingen die Rollläden schief, insgesamt machte der Bau einen extrem heruntergekommenen
Eindruck. Aber gerade hier, in exponierter Lage in unmittelbarer Nähe zum Dom und
fast gegenüber dem Historischen Museum der Pfalz mussten die Immobilienpreise doch
unerschwinglich hoch sein.
    »Was ist
das für ein Bauwerk?«, fragte ich die beiden, die sofort neugierig zu mir ans Fenster
traten.
    »Sie meinen
das Haus da

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