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Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)

Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)

Titel: Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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»Könnt ihr nicht mal an den Feiertagen zuhause sein?«
    »Aber Stefanie,
wir müssen einen Mörder schnappen.«
    »Es gibt
bis jetzt keinen Mörder«, entgegnete sie bissig. »Okay, dann gibt’s den Fisch heute
Abend. Bist du da wenigstens daheim?«
    Ich versuchte
zu retten, was zu retten war.
    »Mach dir
keine Umstände. Warum sollst du wegen mir deine Tagesplanung ändern? Esst ihr heute
Mittag den Fisch, und ich esse später die Reste.«
    »Fisch soll
man nicht aufwärmen.«
    »Das ist
aber schade. Na ja, da kann man nichts machen. Ich esse dann die Beilagen, ein Diät-Tag
wird mir bestimmt gut tun.«
    Stefanie
sah mich sprachlos an. Diese Worte aus meinem Mund? Hatte ich übertrieben, und sie
ahnte etwas?
    Ich hörte
auf meine Frau und begann, mich auf der Couch auszuruhen. Mangels Zeitung schnappte
ich mir eine von Stefanies Zeitschriften und blätterte lustlos darin herum. Mir
fiel die ganzseitige Anzeige einer Engländerin auf, die behauptete, in wenigen Tagen
zehn Pfund verloren zu haben. Warum suchte sie nicht das Fundbüro auf, anstatt kostspielige
Anzeigen zu schalten? Ein paar Seiten weiter schwärmte Peter Maffay von der Sixtinischen
Kapelle. War der bisher nicht mit einer Band unterwegs? Offenbar wurde auch Maffay
älter.
    Melanie
kam und motzte mit mir herum, weil ich angeblich ihre Cola nicht richtig versteckt
und ihre Mutter sie nun gefunden hatte. Und überdies hätten alle ihre Freundinnen
einen kleinen Party-Kühlschrank in ihren Kinderzimmern, nur sie nicht.
    Paul ließ
sich nicht blicken, was schon an sich höchst verdächtig war. Doch darum konnte und
wollte ich mich im Moment nicht kümmern. Meine Konzentration war äußerst mangelhaft,
der Vormittag brachte keinesfalls die erhoffte Erholung. Mit gemischten Gefühlen
verabschiedete ich mich kurz vor zwölf von meiner Familie.
    Die Dienststelle
der Kriminalpolizei war nur notdürftig besetzt. Auch die Personalstärke der Schutzpolizei
war über die Feiertage reduziert worden. Was sollte über Ostern auch passieren?
    Gerhard
und Jutta waren längst da, auch Jungkollege Jürgen war im Dienst. Obligatorisch
war mittlerweile die Anwesenheit Dietmar Beckers.
    »Becker
hat uns vor der Dienststelle aufgelauert«, meinte Gerhard nach der Begrüßung.
    »Ich habe
nicht gelauert, sondern gewartet«, verteidigte sich der Student. »Herr Diefenbach
erwartet meine Anwesenheit. Leider habe ich gestern Abend vergessen, eine Uhrzeit
zu erfragen.«
    Ich setzte
mich zu den anderen. Becker war mir inzwischen egal, wir hatten andere akute Probleme.
    »Was gibt’s
Neues?«, fragte ich in die Runde.
    Jürgen sortierte
ein Bündel Papiere.
    »Von dem
Schuss auf dich im Ordinariat liegt ein erstes Zwischenergebnis vor: Nichts, was
uns irgendwie weiterbringen könnte. Zwei der drei Mitarbeiter des Planarchivs wurden
vernommen, streiten aber ab, etwas mit dem Schuss zu tun zu haben. Bei der Vernehmung
waren sie extrem nervös, die haben bestimmt Dreck am Stecken. Der dritte, der auf
Mallorca lebt, will vorerst nicht nach Deutschland kommen, was ich gut verstehen
kann.«
    Jürgen schnappte
sich den nächsten Zettel.
    »Robert
Nönn liegt im künstlichen Koma. Seine Chancen sind nicht allzu gut, ein Detailbericht
wird morgen oder übermorgen vorliegen.«
    Das klang
alles sehr unbefriedigend. »Gibt’s auch positive Nachrichten? Jutta, hast du dir
mal über meine Idee Gedanken gemacht?«
    Becker wurde
hellhörig, was auch meiner Kollegin auffiel. Daher sprach sie die Sache nicht im
Detail aus.
    »Klar, mein
Junge. Darum kümmere ich mich heute Mittag zusammen mit Gerhard. Mit einem bisschen
Glück wissen wir morgen, wer unser Gegenspieler ist.«
    »Um was
geht es da genau, Frau Wagner?« Dietmar Becker zappelte aufgeregt auf seinem Stuhl
herum.
    Jutta blieb
nichts anderes übrig, als deutlicher zu werden und gleichzeitig unbestimmt zu bleiben.
    »Es ist
besser, wenn Sie es nicht wissen. Das, was wir vorhaben, ist ziemlich am Rande der
Legalität, um es mal vorsichtig auszudrücken. Es wäre unvorteilhaft, wenn Sie dies
in einem Ihrer nächsten Krimis schreiben würden. Dann würde die Bevölkerung das
Vertrauen in die makellose Gesetzestreue der Polizei verlieren.«
    »Und wenn
ich schweige wie ein Grab?«
    Gerhard,
der gerade einen Schluck Kaffee zu sich genommen hatte, verschluckte sich und prustete
die tiefschwarze Flüssigkeit über den Tisch. Gut, dass auch mal anderen so etwas
passierte und nicht immer nur mir.
    Jutta, die
es innerlich vor Lachen fast zerrissen

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