Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)

Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)

Titel: Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
Vom Netzwerk:
hatte, antwortete: »Wenn wir Erfolg haben,
erfahren Sie morgen das Ergebnis, versprochen.«
    Unser Krimiautor
gab sich damit erfreulicherweise zufrieden. »Ich kann mir denken, was Sie vorhaben.«
    »Was?«,
riefen drei Personen, ich war eine davon, gleichzeitig.
    »Na ja«,
meinte Becker, »es ist nicht schwierig, auf diesen Grundgedanken zu kommen.«
    »Von welchem
Gedanken sprechen Sie?«
    »Was sind
Sie so aufgeregt, Herr Palzki? Es ist naheliegend, dass der Anschlag auf Nönn irgendetwas
mit seinen Recherchen zu tun hat.«
    Hm, dachte
ich überrascht, dies war ein ganz neuer Aspekt und kein so abwegiger. Darauf hätten
wir früher kommen können. »Das ist ja wohl ein alter Hut, Herr Becker«, konterte
ich. »Ich dachte, sie bringen jetzt einen ganz neuen Ermittlungsansatz ein.«
    Jutta schmunzelte,
und auch Gerhard deutete es richtig.
    »Darüber
reden wir bereits seit Tagen«, bekräftigte mein Kollege.
    Jürgen räusperte
sich. »Dazu habe ich aber bisher nicht recherchiert.«
    Ich blickte
ihn böse an. »Da gibt’s nichts nachzuschauen. Wir wissen, was Nönn gemacht hat.«
    Jürgen kam
zum nächsten Punkt und überreichte mir eine dünne Akte.
    »Die Expertise
aus Otterberg ist da. Inklusive der Analyse zum Sprengstoff.«
    Ich schnappte
mir die Papiere und überflog sie. Das Gutachten ging ins Detail. Alles wurde genauestens
beschrieben: Wolfs Tasche, die darin gefundenen Elektronikreste und der Sprengstoff
mit sämtlichen Inhaltsstoffen. Außerdem fand ich eine erste Einschätzung des Cordhosenträgers
Friedrich.
    Während
ich das Gutachten durchblätterte, machte es zum zweiten Mal Klick, und mit einem
Schlag wusste ich, wer der Täter war. Ich schlug mir mit der flachen Hand auf die
Stirn. Das, was ich gerade in dem Gutachten entdeckt hatte, war ungeheuerlich.
    »Was ist?«,
fragte Jutta. »Steht etwas Interessantes drin?«
    Ich schüttelte
den Kopf. »Wann treffen wir uns wieder?«
    Ich beschloss,
mein Geheimnis bis zur nächsten Lagebesprechung für mich zu behalten. Mit einem
bisschen Glück wurde dann meine Vermutung durch Gerhard und Jutta bestätigt. Wenn
Becker nicht im Raum gewesen wäre, hätte ich meine Kollegen über meinen Gedankenblitz
wahrscheinlich informiert. Vielleicht war es aber so besser, dann konnten sie unvoreingenommen
an ihre Ermittlungen gehen.
    »Morgen
früh um zehn Uhr?«, schlug Jutta vor. »Dann sind wir voraussichtlich einen Riesenschritt
weiter.«
    »Okay«,
sagte ich. »Herr Becker, werden Sie auch kommen? Zehn Uhr ist ja für einen Studenten
extrem früh.«
    Becker lachte.
»Sie immer mit Ihren alten Witzen. Seit die Bachelor-Studiengänge eingeführt wurden,
ist es vorbei mit der Faulenzerei im Studentenleben. Jetzt muss man regelmäßig Leistung
bringen, und die Anwesenheit wird kontrolliert.«
    Gerhard
stand auf. »Ist euch aufgefallen, wie leise es heute ist? Wir sollten KPD öfter
in die Ferien schicken.«
    »Da fällt
mir ein, ich muss noch kurz in mein Büro.«
    »Was willst
du dort, Reiner? Du warst seit Jahrzehnten nicht mehr in deinem Büro.«
    Ich lachte
müde. »Muss nur kurz was nachschauen.«
    Ich verabschiedete
mich und suchte mein Büro auf. Alles war verstaubt und verdreckt. Niemand war auf
die Idee gekommen, das Inventar abzudecken. An dem Übergang zwischen Wand und Decke
lief das neue Luftzufuhr-Rohr für KPDs Büro. Mit Klimaanlagen kannte ich mich ein
klein wenig aus. Das hatte ich aber nicht meinen Lehrern zu verdanken, sondern meinem
Freund Jacques Bosco, dem Erfinder. Bereits als Kind hatte ich in seiner Werkstatt
verstecken gespielt. Hin und wieder unterstützte mich Jacques während meiner Schullaufbahn
mit der einen oder anderen Spezialität. Zeitweise hatte ich als Schüler den Ruf
eines Zauberers, wenn ich den Lehrern mal wieder erfolgreich einen Streich gespielt
hatte. Bei einem dieser Streiche ging es um die Klimaanlage, die im Lehrerzimmer
stand. Jacques erklärte mir damals die Funktionsweise solcher Geräte. Klar, dass
diese Anlage irgendwann eine nicht zu erklärende Fehlfunktion hatte. Morgens, während
des Unterrichts, kühlte das Gerät noch einwandfrei. Doch nachdem der letzte Lehrer
drei Minuten nach der sechsten Stunde das Gebäude verlassen hatte, schaltete die
Anlage wie von Geisterhand betätigt um. Am nächsten Morgen war das Lehrerzimmer
eine Saunalandschaft. Mir konnte damals nichts nachgewiesen werden.
    Seit dieser
Zeit wusste ich, dass es in den Luftkanälen Revisionsöffnungen gibt. So auch in
meinem Büro, wie ich

Weitere Kostenlose Bücher