Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)
Dokumente
erst zusammensuchen. Wenn Sie möchten, können Sie sich so lange an unserem Kaffeeautomaten
bedienen.«
Als wir
alleine waren, strahlte ich Becker an. »Das ist heute unser absoluter Glückstag.«
»Wieso denn
das?«
Ich schnappte
mir den Ordner und fing an zu blättern. »Weil wir hier genau nachvollziehen können,
ob unsere Zielperson im Archiv recherchiert hat und wenn ja, was sie gesucht hat.«
Jetzt hatte
es sogar Becker kapiert. »Na klar, darauf hätte ich selbst kommen können.«
Ich war
erstaunt, wie viele Personen in den letzten Wochen im Bistumsarchiv geforscht hatten.
Selbst der Generalvikar und der Hausmeister waren mehrfach eingetragen, und neben
Nönn weitere Mitarbeiter des Peregrinus Verlags. Wir wurden fündig. Der Fall war
so gut wie eindeutig, wir waren auf der richtigen Fährte. Vor Aufregung spendierte
ich dem Studenten und mir einen Kaffee.
Nach einer
knappen halben Stunde kam Dr. Alt mit etlichen Dokumenten und Büchern zurück. Bedächtig
schaute er auf den Stapel.
»Legen Sie
die Unterlagen auf die Seite, Herr Dr. Alt. Wir bräuchten auch noch Informationen
über die Renovierung des Doms in den Sechziger Jahren, insbesondere über die Absenkung
des Fußbodens.«
Dr. Alt
erstarrte für einen Moment zur Salzsäule. »Das gibt es doch nicht«, sagte er, als
die Erstarrung nachgelassen hatte. »Dass ich da nicht früher draufgekommen bin!«
»Wie bitte?«
»Entschuldigen
Sie, Herr Palzki. Ich habe den Zusammenhang nicht erkannt. Robert Nönn hatte mehrfach
wegen der Tieferlegung des Fußbodens im Hauptschiff recherchiert. Darüber habe ich
sogar mal mit ihm gesprochen. Er war der Meinung, dass es damals nicht so ganz mit
rechten Dingen zuging. Es gab da etwas, was er überprüfen wollte. Doch leider weiß
ich nicht, um was es sich handelte. Wenn ich darüber nachdenke, wurden wir in dem
Moment von jemandem unterbrochen und später fanden wir nicht mehr zum Thema zurück.«
Dietmar
Becker schrieb mit, was mir recht war.
Ich war
mir sicher, dass wir kurz vor der Auflösung standen.
»Würden
Sie bitte dieselben Unterlagen zusammensuchen, die Herr Nönn gehabt hat?«
Dr. Alt
schnappte sich den Ordner und suchte nach dem letzten Eintrag des Chefredakteurs.
Wie Becker und ich bereits wussten, waren es mindestens zwei Personen, die sich
mit diesem Thema befasst hatten.
Nachdem
Dr. Alt die betreffenden Dokumente auf einem Zettel notiert hatte, bat er ein weiteres
Mal um Geduld. Die Minuten quälten sich dahin. Ich erinnerte mich an den nächtlichen
Klinikaufenthalt mit Stefanie.
Doch die
Welt drehte sich auch heute weiter, und irgendwann konnten wir mit dem Aktenstudium
beginnen. Becker war hierbei deutlich im Vorteil, da er sich als Archäologiestudent
mit alten Dokumenten gut auskannte. Dennoch dauerte es eine halbe Ewigkeit, bis
wir einen Hinweis gefunden hatten.
»Das muss
es sein«, sagte ich mit aufgewühlter Stimme und zeigte auf ein Schriftstück.
»Wie kommen
Sie darauf?« Becker und Dr. Alt betrachteten das Dokument.
»Da schreibt
jemand ziemlich pauschal über irgendwelche Vermutungen. In dem Artikel steht wenig
Konkretes«, meinte schließlich der Generalvikar.
»Genau darum«,
antwortete ich. »Warum sollte Nönn das gelesen haben, wenn es nichts zur Sache tut?
Es ist nur ein Protokoll, das wahrscheinlich niemals veröffentlicht wurde. Nehmen
wir einmal an, dass es Hand und Fuß hat.«
Becker kapierte
es sofort. »Dann hat der Dom ein wohlgehütetes Geheimnis.«
Ich nickte.
»Und das bis heute. Sonst würde der Anschlag auf Nönn keinen Sinn ergeben.«
Ich ließ
ein paar Sekunden verstreichen.
»Herr Dr.
Alt, wir müssen in den Dom. Haben Sie einen Generalschlüssel?«
»Ja, durchaus.
Was erhoffen Sie, im Dom zu finden?«
»Sein letztes
Geheimnis«, antwortete ich und war mir sicher, dass es stimmte.
»Ich kann
Herrn Wolfnauer vom Dombauverein anrufen. Der kennt wahrscheinlich jede Ecke im
Dom.«
Bevor Dr.
Alt telefonierte, bat ich ihn, Kopien des Berichtes anzufertigen.
Manfred
Wolfnauer hatte Zeit, schließlich hatte ihn der Generalvikar mit unbestimmten Andeutungen
neugierig gemacht. Er erwartete uns vor dem Hauptportal des Domes.
»Da bin
ich aber mal gespannt«, meinte er aufgeregt. »Schließlich ist der Dom meine zweite
Heimat.«
Wir machten
einen Bogen um eine Horde Japaner, die anscheinend wahllos den Dom fotografierten,
und gingen ins Innere.
*
Keine Stunde später standen wir
wieder in der Vorhalle. Wir hatten das Rätsel
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