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 Pilot Pirx

Pilot Pirx

Titel: Pilot Pirx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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als dunkler Fleck den Hang hinauf. Er ließ das vermißte Fahrzeug über Funk rufen, bekam aber keine Antwort.
    »Wir verlieren allmählich die Tuchfühlung«, sagte er ruhig. »Genauso hab ich mir das vorgestellt. Können wir die Antennen nicht höher ausfahren? Nein? Na, dann eben nicht.«
    Sie hatten den Kamm der leichten Anhöhe bereits erklommen. Am Horizont schoß jäh der gezackte, sonnenüberflutete Grat des Toricelli-Kraters auf, der sich scharf vom schwarzen Firmament abhob. Die Ebene des Meeres der Ruhe lag nun schon fast hinter ihnen. Tiefe tektonische Gräben tauchten auf, hier und da ragten erkaltete Magmaplatten aus dem Sand, über die der Transporter nur mit Mühe hinwegkroch, indem er sich erst aufbäumte wie ein Boot auf den Wellen und dann schwerfällig nach unten plumpste, als wollte er Hals über Kopf in einen bodenlosen Abgrund stürzen. Pirx erspähte den nächsten Relaismast, warf einen Blick auf die an seinem Knie festgeschnallte Tasche mit der Karte unter der Zelluloidscheibe und befahl allen, die Helme aufzusetzen. Von nun an konnten sie sich nur noch über die Bordanlage verständigen. Das Fahrzeug stuckerte noch schlimmer als bisher – Pirx’ Kopf rutschte im Helm umher wie ein Nußkern in einer hohlen Schale.
    Als sie die Anhöhe überquert hatten und wieder etwas tiefer fuhren, verschwanden die Zacken des Toricelli-Kraters; sie wurden von den nächstgelegenen Erhebungen verdeckt. Beinahe zur gleichen Zeit vermißten sie ihren rechten Nachbarn. Ein paar Minuten noch hörten sie seine Rufzeichen, doch dann verzerrten sich die von den Felsplatten reflektierten Wellen immer mehr, und schließlich trat völlige Funkstille ein. Es erwies sich als sehr unbequem, mit dem Helm auf dem Kopf am Periskop zu hocken. Pirx fürchtete ständig, entweder die kleine Scheibe einzudrücken oder aber die Optik zu zerquetschen. Er gab sein Bestes, um das Gesichtsfeld nicht aus den Augen zu verlieren, das im Takt der Sprünge des Fahrzeugs auf und ab hüpfte. Von dem Gewirr der pechschwarzen Schatten und der grell beleuchteten Steinflächen flimmerte es ihm vor den Augen. Plötzlich schoß ein kleines orangefarbenes Flämmchen in die Düsternis des fernen Himmels, es flackerte, schrumpfte zusammen und verschwand. Dann ein zweiter, etwas stärkerer Blitz. Pirx schrie: »Achtung! An alle! Ich sehe irgendwelche Explosionen!« und drehte fieberhaft an der Kurbel des Periskops. Von der durchsichtigen, auf Glas aufgezeichneten Skala las er den Azimut ab.
    »Kursänderung!« brüllte er. »Siebenundvierzig Komma acht – voller Schub!«
    Eigentlich bezog sich dieses Kommando auf ein Raumschiff, aber der Fahrer begriff auch so. Die Bleche und Verstrebungen des Transporters erbebten wie im Krampf, und nachdem sie fast auf der Stelle gewendet hatten, brauste das Fahrzeug weiter geradeaus. Pirx erhob sich von seinem Sitz, weil ihm die Stöße den Kopf von der Optik rissen. Wieder blitzte es auf, diesmal war es eine rotviolette, fächerartige Flamme. Doch die Quelle dieser Entladungen oder Explosionen lag außerhalb seines Gesichtsfeldes, verdeckt von dem Bergkamm, den sie hinauffuhren.
    »Achtung! An alle!« sagte Pirx. »Handlaser fertigmachen! Doktor McCork! Bitte an die Luke! Sobald ich es sage oder im Falle eines Treffers öffnen Sie! Kraftfahrer! Geschwindigkeit drosseln!«
    Der Höhenzug, den das Fahrzeug nun erklomm, ragte aus der Wüste auf wie das Schienbein eines Mondungeheuers, das bis zur Hälfte im Sand versunken war. Das Felsgestein erinnerte durch seine Glätte tatsächlich an ein poliertes Skelett oder an einen riesigen Totenschädel. Pirx befahl dem Fahrer, bis auf den Kamm hinaufzufahren. Die Raupenketten kreischten auf, als scheuerten sie über Glasscheiben. »Stopp!« schrie Pirx, und der plötzlich abgebremste Transporter schlug mit dem Bug vornüber aufs Gestein. Er schwankte, die Stoßdämpfer quietschten unter der Überbelastung, dann stand das Fahrzeug still.
    Pirx schaute in einen flachen Talkessel hinunter, der zu beiden Seiten von strahlenförmig auseinanderlaufenden, abgerundeten Wällen alter Magmaströme eingefaßt war. Zwei Drittel dieser ausgedehnten Senke lagen im grellen Sonnenlicht,’ über das andere Drittel war das Leichentuch undurchdringlicher Schwärze gebreitet. In dieser samtenen Finsternis glühte wie ein unheimliches Kleinod das zur Hälfte aufgeschlitzte Skelett eines Fahrzeugs und verglomm rubinrot. Nur der Chauffeur und Pirx konnten es sehen, denn die Panzerluken waren

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