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 Pilot Pirx

Pilot Pirx

Titel: Pilot Pirx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Die Flamme wurde augenblicklich zu einer schweren, schmutziggelben Wolke, deren Zentrum noch in einem düsteren Feuer glühte, während die Ränder schon an Gestalt verloren und sich mit ihren Ausläufern ins Gestein krallten.
    »Das Chlor«, sagte Pirx. »Warum habt ihr nicht geschossen? Habt ihr nichts gesehen?«
    »Nein«, antworteten der Kadett und McCork wie aus einem Munde.
    »So ein Halunke! Er hat sich in einer Schlucht verkrochen, oder er schießt aus der Flanke. Jetzt fange ich wirklich schon an zu zweifeln, ob das Ganze überhaupt einen Sinn hat. Aber versuchen wir’s noch mal ...«
    Er hob die zweite Flasche an und schickte sie der ersten hinterdrein.
    Sie rollte zunächst genauso den Hang hinunter, kam aber etwa auf halber Höhe ins Schlingern und blieb liegen. Pirx schenkte ihr keine Beachtung, er richtete sein ganzes Augenmerk auf die dunkle dreieckige Fläche, in der irgendwo der Setaurus lauern mußte. Die Sekunden krochen dahin. Da, eine Explosion! Das genaue Versteck des Automaten hatte Pirx nicht ausmachen können, doch er sah die Schußlinie, vielmehr einen Teil davon, weil sie sich zu einem sonnenhell glühenden Faden materialisierte, als sie die Reste der ersten Gaswolke durchdrang. Sofort stellte er den Sucher längs dieser Lichttrajektorie ein, die bereits erlosch, und als er die Hell-Dunkel-Grenze im Fadenkreuz hatte, drückte er ab. Zur gleichen Zeit mußte McCork wohl dasselbe getan haben, und wenig später folgte auch der Kadett ihrem Beispiel. Drei Sonnendolche bohrten sich in die schwarze Sohle des Talkessels, und im selben Moment schien dicht vor ihnen ein riesiger, heißer Deckel zuzuklappen – der Felsblock, der ihnen Deckung gewährte, erbebte, und von seinen Kanten stoben Myriaden von glitzernden Regenbogen empor, glühender Quarz fiel ihnen auf Skaphander und Helme und erkaltete im Handumdrehen zu tränenförmigen Kügelchen. Die drei Männer lagen lang ausgestreckt im Schatten des Felsens, und über ihre Köpfe zischte gleich einer weißglühenden Klinge eine zweite und dritte Feuergarbe hinweg, ihr Atem strich über das Gestein, das im Nu gläsern erstarrte Blasen warf.
    »Niemand verletzt?« fragte Pirx, ohne den Kopf zu heben.
    »Nein.« – »Ich auch nicht!« bekam er zur Antwort.
    »Bitte laufen Sie zum Fahrzeug und sagen Sie dem Funker, er soll Verstärkung anfordern. Wir hätten den Setaurus gestellt und bemühten uns, ihn so lange wie möglich aufzuhalten«, wandte sich Pirx an den Kadetten, der zurückrobbte und dann geduckt auf die Felsen zurannte, zwischen denen das Raupenfahrzeug stand.
    »Wir haben noch zwei Flaschen. Für jeden eine. Wechseln wir jetzt den Standort, Doktor. Aber seien Sie bitte vorsichtig, und gehen Sie in volle Deckung, er hat sich nämlich schon auf unseren kleinen Hügel eingeschossen ...«
    Mit diesen Worten packte Pirx eine Flasche und rannte los, so schnell ihn die Beine trugen, wobei er sich immer im Schatten der großen Felsblöcke hielt. Etwa zweihundert Meter weiter gingen sie in der Scharte eines Magmawalles in Stellung. Der Kadett, der vom Transporter zurückkehrte, hatte einige Mühe, sie zu finden. Er keuchte, als wäre er mindestens eine Meile gerannt.
    »Immer mit der Ruhe, es brennt doch nicht!« sagte Pirx. »Na, was gibt’s Neues?«
    »Die Verbindung ist da ...« Der Kadett hockte sich neben Pirx auf den Boden, und Pirx sah, wie der Blick des Jungen hinter der Helmscheibe flackerte. »In dem verunglückten Fahrzeug ... waren vier Mann von der Baustelle. Das zweite mußte umkehren, weil es einen Laserdefekt hatte ... und die anderen haben nichts bemerkt.« Pirx nickte, als wollte er sagen: Genauso hab ich mir das vorgestellt.
    »Und weiter? Wo sind unsere Leute?«
    »Fast die ganze Gruppe hat sich zwanzig Meilen von uns entfernt versammelt. Dort hat es blinden Alarm gegeben. Eine Patrouille meldete, sie hätte den Setaurus gesichtet, und daraufhin sind alle dorthin abgezogen worden.
    Drei weitere Fahrzeuge beantworteten unser Rufzeichen nicht.«
    »Wann sollen sie hier sein?«
    »Vorläufig funktioniert nur der Empfang ...«, erwiderte der Kadett schüchtern.
    »Nur der Empfang? Wieso?«
    »Der Funker sagt, entweder wäre irgendwas mit dem Sender nicht in Ordnung, oder die Rufzeichen würden an dem Punkt, wo wir uns befinden, gelöscht. Er läßt fragen, ob er den Standort wechseln darf, um es noch mal zu probieren ...«
    »Soll er ihn wechseln, wenn’s sein muß«, entgegnete Pirx. »Aber rennen Sie nicht wieder so! Passen

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