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 Pilot Pirx

Pilot Pirx

Titel: Pilot Pirx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Sie auf, wo Sie hintreten!«
    Der junge Mann hatte wohl nicht richtig hingehört, denn er galoppierte schon wieder zurück.
    »In einer halben Stunde können sie bestenfalls hier sein, falls die Verbindung zustande kommt«, sagte Pirx. McCork schwieg. Pirx dachte über die nächsten Schritte nach. Sollte er die Ankunft der anderen Fahrzeuge abwarten? Den Talkessel mit Transportern anzugreifen hätte sicherlich Erfolg gehabt, aber das wäre nicht ohne Verluste abgegangen. Im Gegensatz zu dem Setaurus waren die Transporter ja große, schwerbewegliche Ziele, und sie hätten schon im Verband vorgehen müssen, denn ein Zweikampf mit dem Roboter wäre genauso ausgegangen wie der mit dem Raupenfahrzeug von der Baustelle. Pirx suchte nach einem Weg, wie er den Setaurus auf das beleuchtete Gelände locken könnte. Wenn man nun einfach einen unbemannten, ferngesteuerten Transporter als Köder vorschickte, um den Automaten dann irgendwie von oben aufs Korn zu nehmen ...
    Da fiel ihm ein, daß er doch gar nicht zu warten brauchte, er hatte ja einen Transporter. Aber der Plan wollte keine konkrete Gestalt annehmen. Und das Fahrzeug nur so aufs Geratewohl loszuschicken hatte keinen Sinn. Der Setaurus würde es in Stücke reißen, ohne sich auch nur vom Fleck zu rühren. Ob er sich darüber im klaren war, daß ihm die Schattenzone, in der er steckte, diese Überlegenheit verlieh? Aber sie hatten es doch nicht mit einer Maschine zu tun, die zu einem von Strategie und Taktik bestimmten Kampf geschaffen war, dieser Wahnsinn hatte immerhin Methode! Bloß was für eine? Die beiden Männer kauerten geduckt am Fuß der Steinplatte, in ihrem dunklen, kühlen Schatten. Plötzlich konnte sich Pirx des Eindrucks nicht erwehren, daß er sich wie ein ausgewachsener Hornochse benahm. Wenn er sich an der Stelle des Setaurus befände, dort unten – was würde er dann tun? Und sogleich wurde ihm sehr unbehaglich zumute, weil er überzeugt war, daß er dann zum Angriff übergehen würde. Passiv die Dinge auf sich zukommen zu lassen, das brachte nichts ein. Vielleicht war der Automat also schon im Anmarsch, jetzt, in diesem Augenblick ... Er konnte doch bis zum Westhang vordringen, ohne ein einziges Mal die schützende Dunkelheit verlassen zu müssen, und dann kam ein Gewirr von riesigen Felsblöcken und geborstenem Lavagestein, ein Labyrinth, in dem man sich Gott weiß wie lange verbergen konnte ...
    Er war schon beinahe sicher, daß der Setaurus so und nicht anders handeln würde und daß sie jeden Moment mit seinem Auftauchen rechnen mußten.
    »Ich fürchte, er wird uns hier womöglich überraschen, Doktor«, sagte er hastig und sprang auf. »Was meinen Sie?«
    »Glauben Sie, daß er uns aus dem Hinterhalt überfällt?« fragte McCork zurück und lächelte. »Ich habe auch schon daran gedacht. Freilich, das wäre sogar logisch. Aber geht er logisch zu Werke? Das ist hier die Frage ...«
    »Wir müssen’s eben noch mal probieren«, knurrte Pirx. »Die Flaschen müssen bis ganz runter, mal sehen, was er dann macht ...«
    »Ich verstehe. Gleich?«
    »Ja – Achtung!«
    Sie schleppten die beiden Metallzylinder auf den Gipfel der Anhöhe und stießen sie fast gleichzeitig hinunter, immer bemüht, vom Grunde des Talkessels aus nicht gesehen zu werden. Leider war durch das Fehlen der Atmosphäre nicht zu hören, ob und wie sie den Hang hinunterrollten. Pirx faßte sich ein Herz, legte sich platt aufs Felsengestein und reckte behutsam den Kopf vor, wobei er sich merkwürdig nackt und bloß und beileibe nicht so vorkam, als hätte er auf dem Kopf eine Stahlkugel und am ganzen Körper einen dreischichtigen, durchaus nicht leichten Skaphander.
    Im Tal hatte sich nichts verändert. Lediglich das Fahrzeugwrack war jetzt nicht mehr zu sehen, weil seine erkalteten Trümmer mit der Dunkelheit verschmolzen. Der Schatten bedeckte noch immer dasselbe Gebiet, eine Fläche von der Form eines ungleichmäßigen, sehr in die Länge gezogenen Dreiecks, das mit seiner Hypotenuse im Westen an die Steilwand des höchsten Kammes grenzte. Eine der beiden Flaschen blieb hundert Meter unterhalb von ihnen liegen, weil sie gegen einen Stein gestoßen und aufrecht stehengeblieben war. Die andere rollte weiter, immer langsamer, immer kleiner werdend, bis auch sie liegenblieb. Daß damit alles sein Bewenden haben sollte, schmeckte Pirx ganz und gar nicht. Der ist wirklich nicht auf den Kopf gefallen, dachte er. Er hat keine Lust, auf ein Ziel zu schießen, das ihm als Köder

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